Die Schellacks und was drauf kratzt
GRÖDIG / RADIOMUSEUM
16/04/12 Ja, das war was: die in allen Farben leuchtende und blinkende Musikbox, der tönende Hausaltar in der Wirtsstube. Wie von Geisterhand bewegt schnappte der Greifarm eine von den im „Ringelspiel“ angeordneten Singles und beförderte sie auf den Plattenteller.
Damals hat man natürlich noch Schillingmünzen eingeworfen, und die Zettelchen in den Auswahl-Fensterchen neben den Druckknöpfen waren mehr oder weniger sorgsam auf Schreibmaschine getippt. Manche Schlager haben sich damals besser gehalten in der Musikbox als diese Zettelchen, die im Lauf der Jahre vergilbten.
Zu Nostalgie also gibt die diesjährige Sonderausstellung im Radiomuseum Grödig Anlass. In der Schau „Schellacks … Schellacks“ geht es nicht bloß um die sich drehende schwarze „Hardware“ selbst, sondern um die Geschichte der Aufnahmetechnik von der Edison-Walze bis hin zur musikindustriellen Verwertung, eben auch in Form der Musikbox als Musik-Möbel im öffentlichen (Wirts- und Kaffeehausraum.
Glücklich, wer eine solche Musikbox noch in unsere Zeit herübergerettet hat, gar noch eine funktionierende. Diese Apparate sind mechanisch natürlich viel anfälliger und in der Pflege aufwändiger als die alten Kurbel-Plattenspielern für Schellacks, mit ihren riesigen Schallröhren. Die findet man auf Flohmärkten ja gar nicht so selten. Trotzdem eine Rarität: der in Grödig nun zu sehende Edison Phonograph aus dem Jahr 1908.
Hans Martin Walchhofer, dieser leidenschaftliche Sammler und Bastler, hat ein anregendes Allerlei zusammengetragen. Er verrät den Besuchern so manches Geheimnis aus dem Innenleben der Phonographen, Grammophone und Plattenspieler. Alle Geräte sind restauriert und spielbereit, und es zeigt sich: Auch die alte schwarze Scheibe, die Schellackplatte, hat nichts von ihrer Faszination verloren. Man bekommt natürlich nicht nur sehen, sondern auch hören: Der musikalischer Bogen im Grödiger Radiomuseum reicht von der Maxglaner Bauern Kapelle bis zu Don Caruso. (dpk-krie)