Imaginär und auch sonst: Nichts
KOMPONISTENFORUM MITTERSILL
05/09/11 „Das in mehrfacher Hinsicht originelle Klarinetten-Duo mit der originellen e-mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! fabriziert einmal mehr Originalität, ohne mit dem Spektakel zu spekulieren. Ein Markenzeichen von Fagaschinski & Thieke: weniger Aktion, weniger Aufregung, weniger alles.“
Von Heidemarie Klabacher
So Andreas Fellinger im Vorjahr über die zweite CD des Klarinettenduos „The International Nothing“. Die beiden „Nichtse“ sind zu Stargast beim Kofomi, das heuer von 8. bis 17. September zum 16. Mal in Mittersill stattfindet.
Performance von Gina Mattiello und Peter Haas auf der Bürglhütte Stuhlfelden. Konzert mit rechter und linker Klarinette (Kai Fagaschinski und Michael Thieke) in der Anna Kirche - auch für das sechzehnte Komponistenforum Mittersill haben sich die Organisatoren Wolfgang Seierl und Hannes Raffaseder einiges einfallen lassen. Etwa, die Rabtaldirndln einzuladen:
„Das Rabtal (mit einem a) gibt es gar nicht. Es ist eine Erfindung. Das Rabtal ist das imaginäre Territorium der aus der Steiermark stammenden Rabtaldirndln. Ländliches Idyll in die Stadt gebracht ist permanenter Gegenstand der Untersuchungen. Ein grausames Spiel mit Illusion und gnadenloser Desillusionierung in der Künstlersubjekt (Rabtaldirndln) und Kunstobjekt verschmelzen. Man kann die Rabtaldirndln nicht verstehen, aber es lohnt sich ein Freund der Rabtaldirndln zu sein.“
Das Kofomi findet heuer von 8. bis 17. September statt. Eingebettet ist zum neunten Mal das „Symposion“, bei dem heuer am 9. und am 10. September bündig gefragt wird: „Musik?“ Eröffnet wird das 16. Kofomi am Freitag (9.9.) durch Bürgermeister Wolfgang Viertler, ein Referat von Ranko Markovic, den Leiter der Konservatorium Wien Privatuniversität, und die Performance „Zielsicher“ der „Rabtaldirndln“.
Was also ist „Musik?“ Die Veranstalter meinen, die Frage sei „heute wohl nicht eindeutig zu beantworten“: „Ist Musik die Allgegenwärtige und wie nie zuvor Konsumierte? Oder ist Musik doch eher die sich dem Massenkonsum Entziehende und damit die, die in Gefahr ist, zu verschwinden?“
Ein spezieller Aspekt, wichtig natürlich für das Kofomi, die „Neue Musik“: Neue Musik sei zwar weit gehend etabliert - aber in ihrer ihr eigenen Unangepasstheit. „Obwohl längst in die Programme der Opernhäuser und großen Festivals eingeführt, ist sie doch nur einer relativen Minderheit wirklich zugänglich“, meinen die Veranstalter.
Im Kontext des heutigen Wertewandels und der technischen, medialen und gesellschaftlichen zum Teil radikalen Veränderungen gelte es (wieder einmal) , Kategorisierungen wie „Ernste Musik“, „Unterhaltungsmusik“, „Popmusik“ und „Neue Musik“ zu hinterfragen: Grenzziehungen zwischen den musikalischen Genres seien hinfällig. Aber auch Hör- bzw. Musikkonsumgewohnheiten hätten sich verändert.
Darüber will man beim Symposium nachdenken. Die bündige Frage im Titel - „Musik?“ - wolle man präzisieren, etwa fragen: Was ist Musik heute?“ „Welche Funktion hat die Musik in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts? Mit diesen Fragen will man sich so vielfältig wie möglich auseinandersetzen. Theoretisch und praktisch - mit einem Fokus auf Film und Video sowie Musik und Kunst im öffentlichen Raum. Artist in Residence in Mittersill ist Leo Zogmayer.