Saft der Tradition und Spaltung
YNSELZEIT / SCHMIEDE HALLEIN / THEATER BODI END SOLE
29/06/23 Viel los von 1. September bis 21. Oktober beim Kultur-Herbst auf der Pernerinsel. Blut ist das Thema der Schmiede #23 von 13. bis 23. September. Das Theater bodi end sole feiert seinen Dreißiger und widmet dem Bühnenbildner Alois Ellmauer eine Ausstellung.
Von Heidemarie Klabacher
„Traditionellerweise besiedelt die Schmiede Hallein im September die Pernerinsel. Da der Playground of Ideas jedoch nur zehnt Tage die Zelte in der alten Saline aufschlägt, bleibt viel Zeit und kostengünstiger Raum für andere Kunst und Kulturschaffende. Menschen brauchen Zeit und Raum um Kreativität entwickeln und leben zu können, und beides möchte die Schmiede Hallein den Tennengauer Kulturschaffenden bieten.“
Rüdiger Wassibauer, Schmiede Hallein und YnselZeit, Stephanie Meisl, KI Expertin und Künstlerin, und Christa Hassfurther, Theatermacherin, präsentierten am Donnerstag (29.6.) ein pralles Programm. „Die YnselZeit ist ein temporäres Kulturhaus, ohne eines zu sein: Im Zentrum stehen Begegnung und Austausch.“ Nach einem erfolgreichen Probelauf im Jahr 2020 wollen die Verantwortlichen das Format beibehalten, „um Künstlerinnen und Künstler aus dem Tennengau zu unterstützen“. Der Überblick umfasst 28 Seiten.
Das „spektakuläre Salinengebäude“ wird von 1. September bis 21. Oktober Austragungsort für Workshops und ein umfassendes Programm zum Mitmachen, für Talk und Diskussion, für Ausstellungen und natürlich Theater, Konzert und Performance. Geplant ist ein eigenes Kinderprogramm. „Die Räumlichkeiten der Saline auf der Pernerinsel bieten einerseits großzügig Platz und andererseits genügend Variation um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Künstlerinnen und Künstler einzugehen.“
Blut ist Thema der Schmiede von 13. bis 23. September. „Blut heißt Tradition heißt Gesundheit heißt Familienbande heißt Krankheit heißt Träger von Zukunft und Keimen und Ängsten und Hierarchie und Opfer. Warum projizieren wir auf diesen weitgehend austauschbaren roten Saft so viel Emotion. Wo doch Blut und Herz mehr Funktion als Emotion verkörpern“: Das ist die zentrale Thematik. „Die seriöse Leichtigkeit des Spiels“ bleibt dabei der Schmiede oberstes Ziel.
Zu den Konzert-Acts in der Alten Schmiede kommen etwa der Gitarrist Peter Ratzenbeck, „als einer der wenigen Fixpunkten in unserem Programm“, das Schrammel-Duo Peter Hudler und Andreas Teufel mit J.S. Bach trifft Johann Schrammel oder das Grazias Saxophone Quartett.
Aus dem Bereich Ausstellungen, Workshops und Performances herausgegriffen seien Gertrud Fischbacher und Marius Schebella mit TWIST – Nexus of Textile and Sound, die vereinfacht gesagt genau das wollen: Stoff zum Klingen bringen. Bei den Talks stellen die Laborleiterinnen sich selbst, ihren Schwerpunkt und ihr Angebot vor. Thomas Grusch etwa wird darüber nachdenken, „wie man es den Kindern erzählt“: „Blut ist ein allgegenwärtiges Medium in den Medien, aber Blut ist so viel mehr. Wie können wir ein inspirierendes Gespräch über diesen entscheidenden Baustein des Lebens führen?“ Thomas Grusch ist ein freischaffender Dokumentarfilmer, TV-Produzent und Regisseur aus Wien. Kristina Maurer, eine freie Kulturmanagerin und Kulturproduzentin an der Schnittstelle von digitaler Kultur, digitaler Transformation, Kunst und Technologie, spricht über Künstliche Intelligenz. Am 22. September ist die große Werkschau und das große Abschlussfest. In diesem Rahmen wird das Jahresstipendium für Medienkunst des Landes Salzburg vergeben.
Das Theater bodi end sole feiert heuer seinen 30. Geburtstag und ist wiederum eine zentrale Programmsäule im Kultur-Herbst auf der Pernerinsel. Das Stück Inanna und Ereshkigal. Eine Reise in die Unterwelt basiert auf einem sumerischen Mythos und „führt ins Unbekannte, ins Unterbewusstsein, zu den dunklen Seiten des Selbst“. Give Me A View Words ist ebenfalls eine Produktion von Theater bodi end sole: Gertraud Steinkogler- Wurzinger und Sophie Hassfurther bringen Musik und Text von und für Frauen mit Frauen. Im Tanztheater Auf dem Mond unterhalten sich zwei Möbelpacker auf dem Mond über den Homo sapiens – und wundern sich. Taming the Garden ist eine Instant Composition von Dominik Jellen und Jordina Millà für ein Piano, bis zu fünf Tänzerinnen und einen Stein.
Seit 25 Jahren gestaltet Alois Ellmauer die Bühnenräume für das Theater bodi end sole. Aber nicht nur: „Dabei bewegt er sich auf internationalem Terrain ebenso wie in der heimischen Freien Theaterszene, in institutionellen Theatern ebenso wie beim Film.“ Ellmauer arbeitete und arbeitet als Bühnen-, Kostüm- und Maskenbilder für das Theater YBY, das Theater ECCE oder die Editta Braun Companie, für Jos Houben, Hans Peter Horner, Charly Rabanser oder Caroline Richards. Er blickt auf Mitarbeit und Bühnenbildassistenzen bei Karl Ernst Herrmann, Moidele Bickel/Peter Stein oder Ilya&Emilia Kabakov. Er arbeitete bei den Salzburger Festspielen, der Opéra la Monnaie
in Brüssel, an der Opéra National de Montpellier oder bei der Ruhrtriennale. Alois Ellmauer war am Landestheater St. Pölten ebenso tätig wie als Filmausstatter für Wolfram Paulus. Ihm gilt beim Halleiner Kulturmonat die Ausstellung Die Bühnenräume des Alois Ellmauer. Eine Hommage. Die Finissage am 12. Oktober ist zugleich das große Geburtstagsfest für das Theater bodi end sole.
schmiedehallein.com; bodiendsole.at
Bilder: Jakob Polacsek; Meisl; Susan Fankhänel; Krisch; Schmiede
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