asdf
 

Der Wasserwidder – ein fleißiges Tier

HINTERGRUND / REGIONALMUSEEN

04/07/22 Als wir das Wort Wasserwidder gelesen haben, mussten wir erst nachlesen. Nicht in Brehms Tierleben, das hätte nichts gebracht. Der Wasserwidder ist nämlich kein Verwandter des Wasserbüffels. Er gehört überhaupt nicht ins Reich der Fauna.

Von Reinhard Kriechbaum

Wissen vermitteln – das ist ein klares Ziel von Regional- und Fachmuseen, derer es im Bundesland Salzburg mehr als hundert gibt. Aber auch die Betreiber dieser Einrichtungen können und sollen dazulernen. Zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Ist es sinnvoll, die Beleuchtung in kleinen Museen auf LED-Lampen umzustellen? Werden Photovoltaik oder wassersparende Sanitäreinrichtungen im Museum verwendet? Zu solchen Fragen hat die Umweltabteilung des Landes unlängst eine Checkliste erstellt. „In zehn Punkten wird jetzt für noch mehr Nachhaltigkeit gesorgt“, sagt LHStv. Heinrich Schellhorn.

Gerade beim Thema Nachhaltigkeit muss das Rad nicht neu erfunden werden. „Man kann sich untereinander absprechen und vernetzen“, empfiehlt der für die Regionalmuseen zuständige Politiker. So hat beispielsweise der Österreichische Museumsbund eine Vitrinentauschbörse initiiert. Nicht jedes Haus benötigt eigene Schaukästen, gebrauchte können oft auch ihren Zweck erfüllen. „In Salzburg wurde eine Ideen-Tauschbörse für die Regionalmuseen ins Leben gerufen“, so Heinrich Schellhorn.

Waltraud Moser-Schmidl ist die Leiterin des Museums Bramberg. Sie denkt das Thema Nachhaltigkeit noch weiter. „Wir als Einrichtungen können uns aktiv für einen sparsamen Ressourcenverbrauch einsetzen. Aber wir können auch als Wissensdrehscheibe für unsere Besucherinnen und Besucher dienen. Bei uns in Bramberg haben wir etwa einen Wasserwidder, der ohne Strom funktioniert. Die Information über seine Funktionsweise und Bedienung können wir weitergeben. Ein anderes Beispiel ist der Webstuhl. Mit ihm kann ich Kleidung upcyclen und somit wiederverwerten. Wie er funktioniert, wissen heute aber nur mehr wenige“, so Moser-Schmidl.

Das mit dem Kleider-Upcycling leuchtet unmittelbar ein. Aber was um alles in der Welt ist ein Wasserwidder? Wir haben also, weit weg von Bramberg und der unmittelbaren Informationsquelle, Google zu Rate gezogen. Es ist eine Pumpenkonstruktion an Fließgewässern, die quasi von selbst Wasser in Rohrleitungen in die Höhe transportiert – man nutzt ein Ventil mit Federdruck. Hat das strömende Wasser genug Druck, um die Federkraft zu überwinden, wird ein ordentlicher Schwall nach oben geführt. Das können gleich ein paarhundert Meter Hubhöhe sein. Alle paar Sekunden ist ein Wasserschub nach oben angesagt.

Warum das Ding den Namen Widder bekommen hat? Diese autark funktionierende Pumpenkonstruktion erfordert ob des nötigen Wasserdrucks eine stabile Bauweise aus Eisen. Das Ventil macht ordentlich Lärm. Es kracht, als ob zwei Widder mit ihren Hörnern gegeneinander rennen.

Noch etwas Interessantes haben wir bei unserer Recherche gelesen: Als erster hat ein gewisser Herr Montgolfier 1797 in der Pariser Académie des sciences diese Technik beschrieben. Die Brüder Montgolfier waren naturwissenschaftlich gut drauf. Sie haben uns nicht nur den Heißluftballon beschert, sondern eben auch jene Pumptechnik, die einst für die Almbewirtschaftung von Bedeutung war – so lange, bis die Bauern auf elektrische Pumpen umsattelten und der hydraulische Widder zum Museumsstück wurde.

www.museumbramberg.at
Bild: wikipedia.org

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014