Bitte wirklich nicht singen heuer
HINTERGRUND / ART ON SNOW
19/01/22 Hartnäckigkeit kann man den Touristikern im Gasteinertal nicht absprechen. Selbst im Vorjahr haben sie zu ihrem Schneeskulpturen-Festival Art on Snow eingeladen, ausgerechnet zum Thema Europa zu Gast in Gastein – während sich die Nachbarländer im gegenseitigen Aussprechen von Reisewarnungen überboten. Die Veranstaltung musste denn auch kurzfristig abgesagt werden.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Zehn-Jahre-Jubiläum (es wäre 2021 zu feiern gewesen) will man in anderthalb Wochen nachholen. Während die Omikron-Welle ihrem Höhepunkt zusteuert und wenige Tage, nachdem die deutschen Nachbarn unser Land wieder einmal als Hochrisikogebiet eingestuft haben, versucht man's also abermals, mit dem gleichen Thema. Von 29. Jänner bis 4. Februar sollen im Gasteinertal wieder Schneeskulpturen entstehen und dann natürlich noch länger zu sehen sein. Das nächste Tauwetter kommt bestimmt und ein Ende der Omikron-Welle wohl auch, aber hoffentlich ein bisserl früher. „Dass die Veranstaltung als Outdoor-Event mit mehrwöchigem Ausstellungscharakter konzipiert ist, erleichtert die Durchführung in Zeiten wie diesen erheblich“, heißt es mit ungebrochenem Optimismus in einer Presseaussendung von Gastein Tourismus heute Mittwoch (19.1.).
Im Prinzip findet das statt, was man schon im Vorjahr vor hatte, in den drei Gemeinden und in den Gasteiner Skigebieten. Winterwanderer, Skifahrer und Besucher können bei Aktivitäten an der frischen Luft also europäische Wahrzeichen und andere jeweils ländertypische Motive entdecken. Zwei-Meter-Abstand, nicht von den Kunstwerken sondern zwischen den Betrachtenden, sollte nicht wirklich das Problem sein. Dieser Abstand wird am ehesten beim Eisschnitzwettbewerb im Ortskern von Bad Hofgastein unterschritten, am 30. Jänner, 11 bis 16 Uhr. Da kann man also Bildhauer dabei beobachten (heuer bitte nicht „hautnah“!), wie sie mit Säge, Meißel und Hammer die 125 Kilogramm schweren Blöcke bearbeiten. Der Fantasie ist nur durch das Normmaß – 1 mal 0,5 mal 0.25 Meter – Grenzen gesetzt. Wer gewinnt, entscheiden die Passanten per Abstimmung.
„Europa in Vielfalt geeint. Imposante Gebäude, historische Denkmäler und kulturelle Highlights – Art on Snow zeigt in diesem Jahr europäische Kultur als Sinnbild für Zusammenhalt in einer herausfordernden Zeit“, so Josef Gruber, künstlerischer Leiter des Festivals. In Dorfgastein entstehen Kunstwerke, die vor allem auch für Familien interessant sind. Auf dem Kindergelände an der Fulseck Talstation etwa formt Franz Kaufmann Windmühlen, Tulpen und Käselaibe – ein Parcours für die jüngsten Skifahrer. In die Tiefkühl-Variante des Vesuv bei der Grabneralm am Fulseck ist eine Rutsche für die Kinder eingebaut. Sie fliegen nicht oben raus beim Krater.
Im Außenbereich der Alpentherme in Bad Hofgastein baut Klaus Grunenberg eine „Kopie des 300 Meter hohen Eiffelturms“. An der Höhe haben wir schon im Vorjahr an dieser Stelle Zweifel angemeldet. Es wird hoffentlich, der Stabilität wegen, eine Minimundus-Variante. Göttervater Zeus (für Griechenland), der „Osborne-Stier“ für Spanien und der „Drache Fafnir“ aus der Nibelungensage für Deutschland finden im Skigebiet Schlossalm-Angertal-Stubnerkogel ihre Plätze.
Für die Schneekapelle auf dem Stubnerkogel in Bad Gastein sucht man seit mehreren Jahren schon immer Vorbilder. Diesmal wird sie, dem Europa-Anspruch des Mottos entsprechend, der malerischen Javorca Kapelle in Slowenien nachgebildet. Es heißt, in den Gasteiner Schneekapellen hätten sich Gäste schon spontan das Jawort gegeben. Die Kopenhagener Meerjungfrau verlasst das vertraute Gestade und wird ebenfalls in Schnee-Variante auf dem Stubnerkogel zu sehen sein. Auf dem Kongressplatz in Bad Gastein werden die norwegischen Vertreter, die Eiskönigin Elsa und der Schneemann Olaf aus dem Disneyfilm Frozen der Eröffnung des neuen Eislaufplatzes Tribut zollen.
Und ein Schnee-Edelweiß schließlich steht für Österreich (bei der Graukogelhütte). Bei österreichischen Besuchern besteht wenig Gefahr, dass sie davor Highlights aus The Sound of Mucic anstimmen. Aber etwaigen Gästen aus englischsprachigen Ländern sollte man ehzeitig sagen, dass Singen nicht passt heuer. Sie wissen ja, die Aerosole...