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Tausendzweihundert Strohballen am Superort

SUPERGAU

14/04/21 Wäre Supergau ein Indoor-Festival, dann hätte sich die Sache in Zeiten wie diesen unversehens in einen solchen verwandeln können. So aber darf man der neuen Kunst-Initiative des Landes mit berechtigtem Optimismus entgegen sehen: An der Frischluft wird man sich eher mit Freude an originellen Ideen infizieren als mit den tückischen Kügelchen.

Von Reinhard Kriechbaum

„Alles draußen war eine Grundvoraussetzung bei der Ausschreibung“, sagt Theo Deutinger, „es sei denn, jemand baut sich den Raum selbst“. Tina Heine und Theo Deutinger sind die Kuratoren des neuen Festivals von 14. bis 23. Mai im Flachgau. „Selbst im strengsten Lockdown“ könne Supergau also stattfinden, so Tina Heine. Und selbst wenn jemand Vorbehalte hätte, in den Bus zu steigen (dieser ist das bevorzugte Verkehrsmittel für das Landkunst-Festival), könnte er immer noch aufs Rad steigen. Der Kultur- und Umwelt-Referent in der Landesregierung, LHStv. Heinrich Schellhorn, findet also seine beiden Seelen im Supergau wieder.

Zwei Buslinien, jeweils ab dem Salzburger Hauptbahnhof, verbinden die Orte der unterschiedlichsten Kunst. Die Haltestellen werden für die knapp anderthalbwöchige Festival-Zeit umbenannt, so dass man auch weiß, wo man aussteigen soll. Zufällig Reisende sollen so auch aufmerksam werden auf die Kunst-Interventionen. Zu denen sind es dann im Regelfall nur ein paar Minuten zu Fuß. Anreise per Auto „wollen wir eher nicht“, sagte Tina Heine in einem – sehr passend – Opern-Air-Pressegespräch per Zoom im Strandbad Mattsee. Da haben sie und ihr Kuratoren-Kollege dicke Wollhauben aufgesetzt, die ab Mitte Mai wohl nicht mehr nötig sein werden.

Eine der Künstlerinnen, Marlies Poeschl vom Netzwerk Golden Pixel Collective, hat sich nicht extra warm anziehen müssen. Als Video-Künstlerin weiß sie, wie man am Laptop im Wohnzimmer die Wolfgamgsee-Kulisse in den Hintergrund zaubert. Sie und ihr Team haben fünf Videoarbeiten vorbereitet, die man auf einer kurzen Wanderung am Ufer per Handy abrufen kann. Ein Clou dieser Techno Scapes: Man soll sich möglichst zu zweit oder zu dritt auf den Weg machen und, wie Marlies Poeschl erklärt, „die Handy-Screens nebeneinanderlegen, um das ganze Bild zu sehen“. Den sehr guten Kontakt der Künstler zueinander und zu den lokalen Ansprechpartnern – das sei einer der wichtigsten Eindrücke bei der Vorbereitung von Supergau gewesen, sagt sie.

Auf solch gute Kontakte setzt auch Georg Nussbaumer, der für sein Akustik-Projekt Gaugeläut drei jeweils drei Tonnen schwere Glocken in Bewegung bringt. Sieben Läut-Stücke von vierzig bis fünfzig Minuten Dauer hat er dafür komponiert. Es werde „ein Klangdreieck von einigen Hektaren aufgespannt“, erklärt Nussbaumer. Zuvor aber brauchts den lokalen Maschinenring als Partner, die Schwergewichte wollen ja transportiert und aufgehängt sein. Fünf oder sechs Tage lang sei er herumgefahren, um mögliche Aufstellungsorte und praktikable Wege dorthin zu erkunden. „Man bekommt ein Auge dafür“, sagt Nussbaumer, und das Know How der Einheimischen sei hilfreich gewesen. Das Publikum soll dann jedenfalls „im Schallraum dieses Dreiklangs wandern und flanieren“ - und wo man gerade ist, macht auch die Wirkung aus.

An neunzehn Orten im Flachgau gibt es Supergau-Projekte. Drei Städte und 34 Gemeinden lägen im Bezirk, die Kunst-Dichte ist also nicht gering, die Streuung erfreulich. Ein Zentrum? Der Superort, der schon ab 3. Mai in der gemeinde Hof stehen wird, ist so originell wie Corona-sicher. Tausendzweihundert Strohballen markieren ihn, der Einsatz regionaler Kräfte (mit Traktoren) ist also auch da unverzichtbar. Was dort stattfinden wird, ist vorerst noch in Schwebe und hängt natürlich von den Veranstaltungsmöglichkeiten im Mai ab.

Grundsätzlich sind alle Supergau-Veranstaltungen kostenlos zugänglich (nur für ein Theaterstück braucht man Tickets). Ein Festival-Busticket plant man gerade. Eine Landkarte mit den Kunst-Orten gibt es schon, da sind auch Radwege eingezeichnet. Freilich: Die Tour nach Mattsee ist einfacher und näher als an den Wolfgangsee, wenn auch gleich hügelig. Auch im Flachgau.

Supergau. Festival für zeitgenössische Kunst von 14. bis 23. Mai – www.supergau.org
Bilder: Stills vom Pressegespräch
Weitere Supergau-Projekte Belvedere über der Tankstelle

 

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