Wo Salzburgs älteste Orgel steht
HINTERGRUND / KULTURELLES ERBE
15/07/20 Die umfassende Renovierung der Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Golling-Torren und die Sanierung der gotischen Glasfenster der Pfarrkirche von Scheffau – dies sind zwei der Vorhaben, die aus dem Landesbudget zur Erhaltung des kulturellen Erbes gefördert werden.
Von Reinhard Kriechbaum
Weil sie auf einem Felsplateau steht, ist die 1517 erbaute Filialkirche zum Heiligen Nikolaus im Gollinger Ortsteil Torren schon von Weitem sichtbar. Als Wallfahrtskirche war sie einst so nachgefragt, dass man sogar außen am Bau eine Kanzel angebracht hat: So konnten also die Menschen der Predigt lauschen, die keinen Platz in der Kirche fanden.
Es lohnt dort aber nicht nur aufs gesprochene Wort zu hören. Auf der Empore steht nämlich die älteste noch bespielbare Orgel im Land Salzburg. Auch sie wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten saniert. Das Positiv hat Leopold Rotenburger (1568-1653), der erste fürsterzbischöfliche Hoforgelmacher in Salzburg, gebaut. Allerdings nicht für diese Kirche, sondern für jene auf dem Dürrnberg. Erst 1860 wurde die Orgel nach St. Nikolaus/Torren übertragen, nachdem ein „Fräulein“ das Instrument angekauft und gespendet hatte. Schon hundert Jahre vorher war die Orgel „desolat“, wie ein damals im Instrument deponierter Zettel verrät. Hat man daraufhin einen Instrumentenbau-Profi zu rate gezogen? Nein, man ließ Lorenz Rosenegger ran, den Erbauer des Mechanischen Theaters in Hellbrunn. Auf besagtem Zettel hielt Rosenegger quasi entschuldigend fest, dass er „weder Mechaniker noch Organist“ sei, sondern er das Instrument „von Grund auf bereitwillig“ restauriert habe. Rosenbergers Hauptberuf war Rechenmeister (also so etwas wie Buchhalter) beim Salzbergbau auf dem Dürrnberg.
Der Erbauer der Orgel, der aus Franken stammende Leopold Rotenburger, war freilich ein Profi in seinem Fach. Er schuf in Salzburg ein Instrument fürs Stift Michaelbeuern und 1628 zwei der vier Orgeln auf den Vierungsemporen des Doms. Die sind leider nicht mehr erhalten. Die Orgel in der Nikolauskirche von Torren ist also ein gutes Stück zur Salzburger Musikgeschichte.
Die Generalsanierung der Wallfahrtskirche zog sich über fünfzehn Jahre und konnte nun abgeschlossen werden. Alois Hettegger (im Bild mit LHStv. Heinrich Schellhorn), der frühere Pfarrkirchenratsobmann, hat die Arbeiten geleitet. Restauriert wurden die Orgel, der Haupt- und die Seitenaltäre, diverse Statuen, die gotischen Glasfenster sowie die Mauern außen und innen und das Dach. Insgesamt wurden rund 1,1 Millionen Euro investiert, das Land Salzburg hat dafür 110.000 Euro zur Verfügung gestellt.
„Salzburg ist reich an Kleindenkmälern und historischen Bauten, die prägend sind für unser Bundesland. Seit 2013 haben wir fast 1.000 Projekte mit 9,1 Millionen Euro über dieses Förderprogramm unterstützt und somit erhalten können“, so Schellhorn. „Allein in diesem Jahr haben wir 1,2 Millionen Euro für 150 Projekte in allen Bezirken reserviert.“ Für den Tennengau hat das Land Salzburg bisher 65.000 Euro für sieben Projekte zur Erhaltung des kulturellen Erbes bereitgestellt.
Ein anderes Beispiel aus dem Tennengau: Die Filialkirche zum Heiligen Ulrich in Scheffau existiert in ihrem heutigen Erscheinungsbild seit 1475, die gotischen Glasfenster stammen auch aus dieser Zeit. Nachdem bereits von 1998 bis 2000 drei Fenster in der Apsis restauriert worden waren, sind nun auch drei weitere Fenster im Langhaus wieder hergerichtet worden. Man achtet bei solchen Arbeiten generell darauf, dass heimische Firmen zum Zug kommen. Für etwas so Heikles wie die gotischen Butzenfenster war allerdings die Expertise von Facharbeitern der Glaswerkstätten im oberösterreichischen Stift Schlierbach gefragt. Die Restaurierungsarbeiten dauerten mit Aus- und Einbau der Fenster rund vier Wochen und kosteten rund 28.000 Euro. 7.000 Euro davon übernimmt das Land Salzburg.