Der Streitwagen und Augmented Reality
HALLEIN / KELTENMUSEUM
01/06/17 Wilde Keltenkrieger sind wieder mit dem von zwei Pferden gezogenen Streitwagen im Keltenmuseum Hallein unterwegs. Ab morgen Freitag (2.6.) zeigt eine Sonderausstellung archäologische Reste der keltischen Kriegsfahrzeuge vom Dürrnberg.
Aber nicht nur der Streitwagen im Maßstab 1:1 ist jetzt wieder zu sehen. Auch eine 2.500 Jahre alte Keltenfamilie kann man kennen lernen. Und die Augmented Reality App „Der sprechende Kelte“ wird um eine Virtual-Reality-Station, bei der die BesucherInnen einen Rundblick durch ein möbliertes Haus der Kelten bekommen können, erweitert.
Aber wie ist das überhaupt mit dem Streitwagen, entspricht er überhaupt der Wirklichkeit? Ein Streitwagen galt bei den Kelten als Inbegriff von Macht, Kraft und Reichtum. Mit ihnen fuhren die Kämpfer mitten in das Kampfgetümmel und flößten ihren Gegnern mit waghalsigen Fahrmanövern Furcht ein. Der Halleiner Streitwagen bildet eine solche beängstigende Wagenfahrt ab. Todesmutig und mit vor Wut verzerrtem Gesicht balanciert ein wilder Keltenkrieger auf der Deichsel und schleudert den BesucherInnen seinen Speer entgegen.
Ähnlich wie bei modernen Militärfahrzeugen und ihren zivilen Imitationen sollten die antiken Kriegsgeräte gleichzeitig kriegerische Kraft und wirtschaftlichen Wohlstand spiegeln. Doch ist das antike Bild der wilden Barbaren Klischee oder Realität? Die moderne Archäologie versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben. Die Gräber des Dürrnbergs zeigen ein Bild jenseits verklärter Vorurteile und werfen doch häufig weitere Fragen auf.
Auf dem Dürrnberg fand man bisher in drei Gräbern Reste keltischer Streitwägen. In einem dieser drei Gräber wurde auch die berühmte Dürrnberger Schnabelkanne geborgen und in einem anderen wiederum befanden sich Metallbeschläge eines Streitwagens im demolierten Zustand. Wertvolle Waffen, Goldschmuckstücke und Luxusprodukte lassen darauf schließen, dass es sich bei diesen Gräbern um die letzte Ruhestätte von Angehörigen der höchsten Gesellschaftsschicht handelt. Die zweirädrigen Wägen waren also Statussymbole und kamen nur in die Gräber der angesehensten und wohlhabendsten Kelten.
Durch die Fundlage der Grabbeigaben lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie man Schmuck und Kleidung trug. Mann, Frau und Kind der Figurengruppe illustrieren, wie die Funde aus den Gräbern vom Dürrnberg tatsächlich an der Kleidung befestigt waren und wie man sich die Stoffe vorstellen kann.
Ein weiteres Highlight ist die Augmented Reality App „Der sprechende Kelte“, in der ein keltischer Krieger und der Streitwagenlenker durch das Museum führen und Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Die sieben Stationen beginnen vor dem Museum auf der Brücke, wo der keltische Krieger das Museum bewacht und zum Besuch des Keltenmuseum Hallein einlädt, und enden im ersten Stock. Die App „Der sprechende Kelte“ wurde in Zusammenarbeit mit Schneeweis.Technology, einem Halleiner Startup, entwickelt und kann von Google Play (Android) und Apple App Store heruntergeladen werden.