Ach Bächlein, sprich, wohin?
RADSTADT / PAUL HOFHAIMER-TAGE
23/05/17 Die Gitarre! Welcher Liederzyklus reizt mehr als „Die schöne Müllerin“, anstelle des Klaviers das mobile Zupfinstrument herzunehmen? Geht es doch elementar ums Sich-Fortbewegen. Der Bariton Matthias Helm und das Duo Hasard lassen Schubert in einer eigenen Version bei den diesjährigen Paul-Hofhaimer-Tagen hören, im Schloss Höch.
Sie kämen „ohne Veränderungen im Tonmaterial aus“ und das Ergebnis besteche „durch seine Fragilität und Zartheit“. So wirbt man für die CD-Einspielung in derselben Besetzung. „Die Vielschichtigkeit und die vielfältigen Farben der Gitarre kommen dabei dem prägnanten Klang des Hammerklaviers zu Schuberts Zeit nahe und laden den Zuhörer ein, Altbekanntes neu zu betrachten.“
Auch Elisabeth Schneider will mit den morgen Mittwoch (24.5.) beginnenden Hofhaimer-Tagen gelegentlich Altbekanntes neu betrachten, aber das Neue ist bei dem zum 31. Mal stattfindenden Festival in Radstadt jedenfalls immer auch ein Thema. „Ist das denn meine Straße? O Bächlein, sprich, wohin?“ Diese Textzeile aus der „Schönen Müllerin“ bringt Elisabeth Schneider zum Nachdenken „über das Alltägliche in der Kulturarbeit: Ideen sammeln, Konzepte schreiben, Gespräche führen, Programme entwickeln, es doch wieder in Frage stellen, geringe finanzielle Mittel, großer Aufwand,…“
Wohin also kann eine solche Reise führen? „In einer Gesellschaft, einer Welt, die im Wandel begriffen ist, bedarf es mehr denn je einer kulturellen Vielfalt“, sagt die erfahrene regionale Kulturarbeiterin. „Experimentierfreude, künstlerisches Risiko, Weltoffenheit, Toleranz und Neugierde“ seien mehr denn je gefragt. „Das habe ich mir auch für die zukünftige Weiterentwicklung der Paul-Hofhaimer-Tage vorgenommen.“ Dass die Sache besser ausgeht als in Schuberts Liederzyklus für den wandernden Müller, haben Elisabeth Schneider und die Hofhaimer-Tage in Radstadt längst bewiesen. „Ja, es ist meine Straße, auch wenn sie oft steil, steinig und kurvig ist“, versichert Elisabeth Schneider, die bei weitem nicht so allein ist wie der Müllersburch, sondern auf ein aufgeschlossenes und interessiertes Publikum zählen darf.
Los geht es diesmal am Mittwochabend (24.5.) im Zeughaus am Turm mit Helmut Jasbar (Gitarre) und Peter Rosmanith (Schlagwerk). Die eigentliche Eröffnung ist dann am Donnerstag (25.5.), wie üblich in der Produktionshalle der Firma k-tec, einem langjährigen und verlässlichen Partner für die Hofhaimer-Tage. Tobias Wögerer dirigiert die Philharmonie Salzburg, aber es wird nicht nur Musik von Haydn und Schubert zu hören sein. Fritz Messner wird sich nicht nur als Eröffnungsredner zu Wort melden, er wird singend auch an einen Herrn erinnern, der mit bürgerlichem Namen Robert Allen Zimmerman hieß. Jetzt ist er aber eher als Bob Dylan bekannt und Nobelpreisträger... The Times They Are Changin’
Martin Riccabona zündet am Freitag (26.5.) am frühen Abend in der Stadtpfarrkirche Radstadt ein „Orgelfeuer in E“. Die „Drei Landler“ (Toni Burger, Ernst Huber und Helge Stiegler) sind am selben Abend singend sowie mit Violine, Bratsche und Blockflöte unterwegs. Am Samstag (27.5.) bespielt man das Schloss Höch in Flachau: nachmittags eben „Die schöne Müllerin“, abends konzertiert dort das Trio Alba. Auch am Sonntag Vormittag (28.5.) ist Kammermusik angesagt, mit dem Minetti Quartett – die vier jungen Leute sind Stammgäste beim Hofhaimer Festival. Wirtshausmusik gibt es am Nachmittag im Gasthof Stegerbräu (mit der Friesacher-Frauen-Zimmer-Musi). Mozarts „Große Orgelsolomesse“ und das „Te Deum“ von dem französischen Barockkomponisten Marc Antoine Charpentier hat sich Bernhard Schneider für seinen Projektchor und das Orchester vorgenommen. Diese Bündelung regionaler Vokalisten und Instrumentalisten ist ja immer ein ganz wichtiger Teil des Paul-Hofhaimer-Festivals. (Das Zentrum/dpk-krie)