Die Finanznot geht an die Substanz
RADIOFABRIK
05/07/12 Nach Absagen von EU-Projekten muss die Radiofabrik 25Prozent der Personalstunden kürzen. „Im zweiten Halbjahr ist nur noch ein Notbetrieb möglich“, klagt Radiofabrik-Geschäftsführer Alf Altendorf. Für 2013 drohen umfangreiche Leistungsreduktionen und Kündigungen.
Die Radiofabrik erwirtschaftet seit vielen Jahren einen hohen Anteil ihrer Finanzierung selbst. Bis zu 80 Prozent des Budgets holt sie sich über Medienprojekte der Europäischen Union. Diese Projekte müssen Jahr für Jahr eingereicht, bewilligt und abgerechnet werden. Ein besonders erfolgreiches Beispiel war zuletzt das Blinden-Radio „Ohrenblicke“. In Summe hat die Radiofabrik bisher 2,5 Millionen Euro aus Brüssel nach Salzburg geholt.
„Solche Projekte dienen üblicherweise dazu, Innovation und Weiterentwicklung zu bewirken. In unserem Fall tragen sie den Kern des Betriebes“, erklärt Alf Altendorf. „Seit langem warnen wir die Fördergeber in Stadt und Land, dass unser Finanzierungsmodell mit so hoher Eigenwirtschaft unhaltbar ist.“
Nun also wurden mehrere solcher medialer EU-Projekte überraschend nicht bewilligt. Das schlägt unmittelbar auf den Alltagsbetrieb durch. Schon Anfang 2009 hat sich die Radiofabrik nur mit Mühe gerettet, aus eigener Kraft. „Versprochene Verbesserungen der Grundfinanzierung, zu der die öffentliche Hand nur 15 Prozent beiträgt, wurden von der Politik nie eingelöst“, klagt Alf Altendorf.
Die Situation derzeit sei weit prekärer. Trotz sofort eingeleiteter Sparmaßnahmen seien Stundenkürzungen notwendig: „Die Radiofabrik verliert ein Viertel aller Mitarbeiter-Stunden. Gehälter am Jahresende müssen gestundet werden.“ Meist handelt es sich bei den Radiofabrik-Mitarbeitern um Teilzeitbeschäftigte, und für so manche bedeutet das, unter das Existenzminimum zu rutschen. „Es droht eine völlige Auflösung des Kernbetriebs für 2013“, warnt Alf Altendorf. „Gleichzeitig beweisen Wartelisten für Workshops, steigende Sendungszahlen und eine Vielzahl von Auszeichnungen, wie unersetzbar die Arbeit der Radiofabrik ist.“
Um wie viel Geld geht es? Salzburgs Community Radio hat die vergleichsweise schlechteste Grundfinanzierung der drei großen Freien Radios Österreichs. In Wien stehen 280.000 Euro, in Linz 145.000 Euro seitens Stadt und Land zur Verfügung. Hingegen muss die Radiofabrik mit 73.000 Euro (52.000 von Stadt Salzburg, 21.000 vom Land) das Auslangen finden. Bei nahezu gleichen nötigen Ausgaben von 400.000 Euro.
„Ich appelliere an die Verantwortlichen in Stadt und Land, sich schnellstens etwas einfallen zu lassen“, sagt auch Monika Pink-Rank, Obfrau und gewählte Vertreterin der über 200 Mitglieder und 300 Produzentinnen und Produzenten. „Wir haben bewiesen, dass wir extrem gut wirtschaften und die Salzburger Steuerzahler so weit wie möglich entlasten. Aber ohne eine finanzielle Grundausstattung geht es nicht mehr.“ (Radiofabrik)