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Das Gelbe vom Ei oder das Kunter vom Bunt

HINTERGRUND / STRASSENZEITUNG APROPOS

13/04/21 „Eine Straßenzeitung ist noch immer nichts Selbstverständliches. Es ist bei vielen Leuten noch nicht angekommen, dass sie ein ganz wichtiger Bestandteil einer Gesellschaft ist. Da braucht es Sichtbarkeit.“ Also schenkten Brigitta Niel und Jörg Eberhard von der Werbeagentur Die fliegenden Fische der Salzburger Straßenzeitung APROPOS eine Kampagne.

Von Heidemarie Klabacher

Die APROPOS-Verkäufer gehören zu Salzburg. Am Staatsbrückenkopf, vor dem ehemaligen Merkur in Liefering, am Bahnhof... Sie gehören untrennbar dazu, nicht nur an den touristischen Hotspots. Ab sofort gehört APROPOS auch zum Straßenbild. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen.

„In den kommenden vier Monaten wird APROPOS mit einer bunt-fröhlichen Werbekampagne sichtbar sein. Sie werden uns dann an den unterschiedlichsten Orten entdecken“, sagt APROPOS-Chefredakteurin Michaela Gründler. APROPOS wird vier Monate lang mit jeweils einer neuen Botschaft monatlich von sich reden machen: „Nicht nur in der Zeitung, sondern auch auf Plakaten im öffentlichen Raum, in Kultureinrichtungen und in den Secondhandläden unserer Träger-Organisation Soziale Arbeit gGmbH.“

Auf die Straßenzeitung und die Situation ihrer Verkäuferinnen und Verkäufer aufmerksam machen wollen die Verantwortlichen vor allem „jene Menschen, die APROPOS bislang noch nicht gekauft haben“. Dazu setze man auf Sprüche wie „Das Aha vom Erlebnis“ oder „Das Kunter vom Bunt“. Die Kampagne wird über zwei Jahre laufen, berichtet Michaela Gründler, jeweils von April bis Juli. Startschuss war am Donnerstag (8.4.) beim Pressegespräch an der Postbus-Haltestelle vor dem Schloss Mirabell.

Kommendes Jahr wird im Umfeld der Imagekampagne das 25-Jahre-Jubiläum gefeiert, „eine große Finissage im Herbst 2022 wird den Abschluss bilden“, berichtet Michaela Gründler. Die Chefredakteurin dankt besonders den Kooperationspartnern von der Werbeagentur Die fliegenden Fische, die für die coolen Solgans und der Progress Außenwerbung, die für die Werbeträger wie Plakatständer oder Citylights sorgt. „APROPOS gibt armutsgefährdeten Menschen eine wertvolle Möglichkeit zur Selbsthilfe. Das finden wir immens wichtig und wollen unseren Beitrag dazu leisten“, sagt Brigitta Niel von den Fliegenden Fischen. Brigitta Niel und Jörg Eberhard haben die APROPOS-Kampagne kostenlos entwickelt und gestaltet. „Unsere ganze Agentur steht dahinter“, betont Jörg Eberhard. Alle im Team seien begeistert gewesen und hätten Vorschläge eingereicht, sodass die Straßenzeitungs-Redaktion „aus einer Fülle an Möglichkeiten wählen konnte“.

Dass die Botschaften in Summe acht Monate im Salzburger Stadtbild sichtbar sein können, ermögliche, so Michaela Gründler, die Firma Progress-Werbung. „Die Pandemie hat die Kluft zwischen Arm und Reich, Informierten, Gebildeten und Ausgegrenzten noch größer gemacht. Mit dieser Aktion wollen wir dazu beitragen diese Kluft ein wenig zu schließen“, sagt Dominik Sobota, Prokurist der Progress-Werbung.

Auch die Second-Hand-Läden in Stadt und Land Salzburg seien, so Gründler, „ein zentrales Element der Kampagne“. Die Geschäfte von TAO&ModeCircel in Salzburg und Hallein sowie die beiden fesch’n&steil-Läden in Zell am See und in Saalfelden sind Teil der Aktion. „Sie dekorieren jeden Monat ihre Geschäftslokale entsprechend den Kampagnen-Mottos.“ Dazu werden zur Unterstützung des Projekts APROPOS-Produkte wie Tassen, T-Shirts oder Einkaufstaschen verkauft.

„Die Zeitung will Hoffnung machen“, sagt Chefredakteurin Michaela Gründler. „Das spiegelt sich in der Kampagne wider. Eine Straßenzeitung bereichert eine Stadt, weil sie jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, sichtbar macht und dadurch ein Stück weit in die Mitte zurückholt.“

Auch APROPOS-Verkäufer Georg Aigner erhofft sich durch die Kampagne eine größere Sichtbarkeit: „Die Plakate springen ins Auge. Leute, die die Zeitung nicht kennen, werden darauf hingewiesen, dass es APROPOS gibt. Wir werden die Zeitung noch besser verkaufen können.“

In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe APROPOS Hunderten von Menschen in Not geholfen, sich selbst zu helfen, erinnert Michaela Gründler. Das Konzept ist einfach: Die Verkäuferinnen und Verkäufer kaufen die Straßenzeitung um 1,50 Euro ein und verkaufen sie um drei Euro weiter. APROPOS, ein parteiunabhängiges soziales Zeitungsprojekt der gemeinnützigen Trägerorganisation Soziale Arbeit gGmbH, wird von professionellen Journalistinnen und Journalisten gemacht und von Männern und Frauen verkauft, die obdachlos, wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind. In der Rubrik „Schreibwerkstatt“ berichten die Verkäuferinnen und Verkäufer von ihren Erfahrungen und artikulieren ihre Anliegen. APROPOS wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem René-Marcic-Preis des Landes Salzburg für überragende journalistische Leistungen.

Bilder: Andreas Hauch

 

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