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Zwanzig Jahre frei

20 JAHRE RADIOFABRIK

27/09/18 Und „jetzt erst recht“! Mit diesem Leitspruch blickt die Radiofabrik heuer zum Zwanzig-Jahre-Jubiläum nicht etwa wehmütig auf eine vergangene Ära zurück, sondern nutzt die gesicherten Fundamente, um ambitioniert der Zukunft des „Freien“ Radiofunks entgegen zu schreiten.

Von Franz Jäger-Waldau

1998 geht die Radiofabrik erstmals mit eigener Lizenz auf Sendung. Nach 20 Jahren freier Schwingungen ist sie heuer zum größten Freien Radio Westösterreichs und umsatztechnisch zum drittgrößten Radio ganz Österreichs herangewachsen. Mit der Aufhebung der Rollenverteilung in Produzenten und Konsumenten (die Geburt der „Produsers“), schenkt der nicht-kommerzielle Sender allen jenen eine Stimme, die sonst unter dem weißen Rauschen der Mainstream-Medien verstummen.

Beides – gesellschaftliche Einbindung und Teilhabe – leisten die Freien Radios als unabhängige, gemeinnützige und nicht auf Profit ausgerichtete Organisationen, die einen offenen Zugang zum Hörfunk garantieren. Als dritte, eigenständige Säule des Rundfunksektors sind die „Freien“ heute gerade angesichts des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels von nicht zu unterschätzendem Wert.

Sie erfüllen Funktionen, die weder von öffentlich-rechtlichen noch von privatkommerziellen Anbietern aufgrund der jeweiligen strukturellen Zwange erbracht werden können: „Man will gar nicht mehr einmal streiten“, sorgt sich der Geschäftsleiter Alf Altendorf wohl berechtigt bei der Betrachtung der derzeitigen öffentlichen Diskurspraxis. In einem medialen Feld, dessen Nährboden von politischen Ideologien zunehmend an die Ränder gepflügt wird, sieht er die Radiofabrik als unabhängige Kraft, die trotz allem Gewühle eine gesunde öffentliche Verständigung fördert. Ebenfalls kann die Radiofabrik in dieser Superposition der jüngst aufflackernden Krise der klassischen Medien größtenteils unbeschadet entgehen.

Insgesamt 640 Sendereihen von rund 2300 RadiomacherInnen in den letzten 20 Jahren reihen das Programm der Radiofabrik an zweiter Stelle unter allen Freien Radios Österreichs ein. Als Ausbildungsmaschine ermöglicht die Radiofabrik bis zu 1.000 AusbildungsteilnehmerInnen pro Jahr (mehr als 10.000 seit 1998) Einblick in die Welt des Radiobetriebs. Etwa mit der neuaufgenommenen Hausproduktion "unerhört!", dem neuen Infonahversorger auf der Radiofabrik, versucht die Radiofabrik, Infoblasenbildung, Fake News, Hatespeech im Social-Media-Bereich und anderswo noch mehr entgegensetzen als bisher. Freie Meinungsäußerung, lokale, reale und diverse Gemeinschaften, demokratische Selbstverwaltung im Verein, transparente Richtlinien, interner Diskurs und Feedback sind die Hauptziele des Programms.

Der bisherige Erfolg des freien Senders bleibt zwar durch den unvermeidlichen Konkurrenzkampf und die hohen Kosten der zukunftssichernden Investitionen weiterhin bedrängt, die Geschäftsführung gibt sich jedoch zuversichtlich: Die gesellschaftliche Notwendigkeit der Freien Radios ist nach wie vor unangetastet, weil die Vielfalt ihrer Informationsquellen - im Gegensatz zu den kommerziellen Pendants - einzigartige Hörerfahrungen gestattet.

radiofabrik.at
Bild: Radiofabrik

 

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