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Es wird und wird kein echter Haneke

NEU IM KINO / AM ENDE DES TAGES

25/08/11 Der Film beginnt mit einer Autofahrt. Ein bürgerliches Paar aus der Großstadt in ihrem Geländewagen auf dem Weg in ihr Sommerdomizil. Bereits dies erinnert an einen Film von Österreichs wichtigstem Regisseur, Michael Haneke.

Von Andreas Öttl

altIn weiterer Folge wird der Mann, ein aufstrebender, aus den Medien bekannter Politiker, von einem Freund aus seiner Kindheit mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert werden. Auch dies weckt Erinnerungen an Haneke, der sich in „Caché“ auf brillante Art und Weise mit dem Thema Schuld und Verdrängung auseinandergesetzt hat.

Doch Peter Payer ist leider nicht Haneke oder – um es noch deutlicher zu formulieren – er ist ein Anti-Haneke. Was Haneke auf subtile, meisterhafte Weise zu reduzieren versteht, bringt Payer überdeutlich zum Ausdruck. Alles wird aufgelöst, um nur ja nicht das Publikum zu sehr vor den Kopf zu stoßen.

Generell bewegt sich der Film auf gehobenem Fernsehfilm-Niveau, was ja durchaus nachvollziehbar ist, da der Regisseur hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitet. Die Geschichte ist vorhersehbar, die Charaktere sind überzeichnet, die Dialoge wirken mitunter hölzern und die Musik ebenso nervig wie der immer wiederkehrende iPhone-Klingelton des Protagonisten.

altAuch die an sich guten Schauspieler mühen sich ab, ihren Rollen gerecht zu werden. Simon Schwarz ist zwar überzeugend unsympathisch, hat aber wohl schon in zu vielen Wolf Haas- Verfilmungen mitgespielt, um einen arroganten Politiker glaubhaft verkörpern zu können. Die vom Salzburger Landestheater bekannte Anna Unterberger ist als Millionärstochter ebenso fehlbesetzt. Nicholas Ofczarek gelingt es immerhin, seine am Rande einer Karikatur stehende Figur einigermaßen menschlich zu machen doch auch er kann den Film nicht retten. Ebenso wenig schafft dies Kameramann Thomas Prodinger. Ihm gelingen in den schönen alpinen Locations zwar einige eindrucksvolle Kompositionen, teilweise wirkt das Ganze aber wie ein Werbespot für Tirol oder einen bayrischen Automobilhersteller.

Wenn der Film schon nicht als realistisches, provokantes Drama à la Haneke funktioniert, dann darf man sich doch wenigstens halbwegs anspruchsvolle Thriller-Unterhaltung erwarten, oder? Aber auch hier enttäuscht der Film - es mangelt schlicht und einfach an Spannung. Für die Unterhaltung des Publikums sorgen Anspielungen auf die österreichische Innenpolitik wie die Bezeichnung des Nachrichtenmagazins „Profil“ als „Wichsvorlage für Mittelstandproleten“. Doch wer solch derbe Sprüche nötig hat, darf sich nicht wundern, wenn böse Zungen in Versuchung kommen, den Film als ebensolche zu bezeichnen. Und ob das sehr negative Politiker-Bild, dessen Fraktionszugehörigkeit nicht nur durch die Farbe seines Hemds deutlich wird, im aktuellen Klima sehr hilfreich ist, sei dahingestellt...

Am Dienstag (23.8.) gab es eine Vorpremiere im „Das Kino“, wo der Streifen ab Samstag (27.8.) zu sehen ist. - www.daskino.at
Bilder: Thimfilm

 

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