Auf der Alm gibt es doch eine Sünde
IM KINO / SENNENTUNTSCHI
14/07/11 Demnächst ist Nicolas Ofczarek wieder als Jedermann bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Nicht weiter verwunderlich ist, dass dem Theater-Schauspieler die Popularität dieser Rolle zu immer mehr Angeboten in Kinofilmen verhilft.
Von Andreas Öttl
Doch wer sich die schweiz-österreichische Koproduktion mit dem eigenwilligen Namen "Sennentuntschi" nur wegen ihm ansieht, wird wohl ziemlich enttäuscht werden. Denn seine "Hauptrolle" ist eine der am wenigsten interessanten Figuren des Films und auch seine Darstellung bleibt eher uninspiriert.
Der Film hingegen, ein Mysterythriller mit Horrorelementen, ist ein sehr origineller Versuch eines europäischen Genrekinos. Er beruht auf einer Schweizer Sage, bei der eine Sexpuppe zum Leben erweckt wird und sich an ihren Peinigern rächt. Ähnlich wie beim österreichischen Teenie-Slasher "In 3 Tagen bist du tot" wird durch lokale Schauplätze und Figuren eine Atmosphäre geschaffen, die den Film wohltuend von der Sterilität des Hollywood-Kinos unterscheidet. Die etwas zu konventionelle Inszenierung von Regisseur Michael Steiner kann zwar jener von Andreas Prochaska nicht das Wasser reichen, dafür aber ist die Geschichte des Films um einiges einfallsreicher als jene beim österreichichen Pendant.
Technisch bleibt der Film hinter vergleichbaren Hollywood-Filmen zurück und auch die Dialoge der Schauspieler sind - bedingt auch durch den Schweizer Akzent - nicht immer frei von unfreiwilliger Komik. Aber gerade der selbstironische, morbide Humor und die originellen Einfälle tragen viel zum Charme des Films bei. Seine Schwächen und die mangelnde Perfektion verzeiht man ihm daher nur allzu gerne. Im Gegensatz zu Ofczarek voll überzeugen kann die aus Filmen von Skandal-Regisseurin Catherine Breillat bekannte Französin Roxane Mesquida in der Titelrolle. Die besten Momente und Sprüche gehören aber eindeutig Andrea Zogg als Senn Erwin.
"Sennentunschi" ist kein Film für jedermann, doch ein sehr gelungenes Beispiel eines lokal gefärbten europäischen Unterhaltungsfilms. Trotz der internationalen Besetzung und der Tatsache, dass der Film zum Großteil in den Tiroler Alpen gedreht wurde, bleibt die den Film unverwechselbar machende Schweizer Identität stets erhalten.