Statt Papst doch lieber Bruckner-Dirigent
IM PORTRÄT / YANNICK NÉZET-SÉGUIN
25/07/15 Als Yannick Nézet-Séguin zum ersten Mal Bruckner dirigierte, war er 22 Jahre alt. Er habe sich mit der Musik gleich so sicher gefühlt, dass er die 9. Symphonie auswendig dirigiert hat, sagte er dieser Tage in einem Pressegespräch in Salzburg.
Von Anne Zeuner
„Ich hatte irgendwie das Gefühl, als hätte ich das Stück schon einmal gemacht“, sagt der Dirigent aus Kanada. Die meisten jungen Dirigenten wagten sich lieber erst an Mahler, und getrauten sich dann erst an Bruckner. Bei ihm sei das genau umgedreht gewesen. In Bruckners Musik spüre man den Glauben zu Gott ganz deutlich. „Aber nicht in einer Weise, dass er Gott gefürchtet hätte. Nein, eher hat er durch die Musik mit Gott gesprochen“, sagt Yannick Nézet-Séguin.
Vielleicht ist es gerade dieser Gottesglaube, weshalb Yannick Nézet-Séguin sich zu Bruckner hingezogen fühlte. Schließlich habe er als Kind Papst werden wollen. „Ich meinte das wirklich ernst, ich wollte nicht nur Priester werden, ich wollte Papst sein!“, sagt er. Doch sein Weg führte ihn dann doch zur Musik …
Heute ist er 40 Jahre alt und sehr glücklich mit den Orchestern, die er dirigiert. Was denn jetzt noch das Orchester seiner Träume sei? „Ich sage mal so, mein Alptraum wäre es, mit noch einem Orchester zu arbeiten“, sagt Yannick Nézet-Séguin. Es dauere einfach immer ein Stück, ehe die Musiker eine Vertrautheit zum Dirigenten aufgebaut haben und umgekehrt. Jetzt sei er an einem Punkt, an dem er tiefer gehen könne. Das fühle sich erfrischend an im Leben, sagt der Dirigent. Vor vier Jahren war er zuletzt in Salzburg. Er habe die Stadt vermisst.
Yannick Nézet-Séguin und Bruckner, so sagt Konzertchef Florian Wiegand, das passe einfach perfekt zusammen. Und auch das Stück „Les Fresques de Piero della Francesca“ von Bohuslav Martinů füge sich sehr gut ins Programm ein. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass Yannick Nézet-Séguin das Programm sofort so begeistert angenommen hat“, sagt Florian Wiegand.