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Alpen-Don Quichotte

IM PORTRÄT / FRITZ EGGER

28/01/15 Er kämpft nicht gegen Windmühlen, sondern gleich gegen Gott und die Welt und den Tod. Erfolgreich! Nach einem – eigentlich tödlichen - Jagdunfall ergaunert sich der Brandner Kaspar mit Witz und Tücke weitere Lebensjahre. Die Verlängerung irritiert die Behörden im Himmel und bringt dem Kaspar mehr Leid als Freud…

Von Heidemarie Klabacher

Der Brandner Kaspar. Ja, ja, der bayrische Sturschädel, vor dem selbst der Tod die Waffen streckt… Keine schlechte Rolle für einen Kabarettisten. Ursprünglich war Karl Merkatz für die Titelrolle im Stück „www.BRANDNERKASPER.at“ gebucht. Die Proben am Landestheater hatten schon begonnen. Doch der immerhin 84jährige Karl Merzkatz habe „wegen einer Fernseh- und Filmverpflichtung entschieden, dass dies zu einer zu großen Doppelbelastung führen würde“ und die Rolle zurückgelegt, meldete jüngst das Landestheater.

Und so übernahm Fritz Egger die Titelpartie in dem Volksstück mit Musik von Volkmar Kamm. Der Autor folgt in „www.BRANDNERKASPER.at“ den Erzählungen „Die Gschicht vom Brandner Kasper oder Das Spiel ums Leben“  von Franz von Kobell (ab 1871 in oberbairischer Mundart erschienen) und „Der Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma. Und nun spielt also ein oberösterreichischer Querdkpf den bayerischen Sturschädel.

„Euham“, „Eggerbissen“, „Total umweihnachtet“ oder IWAUNIDUWA“: Seit mehr als einem Vierteljahrhundert kommentiert das „AffrontTeater“ das Geschehen in Salzburg und in der Welt.

Fritz Egger, Schauspieler und Kabarettist, wurde 1960 in Schärding geboren, „im Zeichen des Wassermannes“, wie auf der website betont wird. Zunächst hat er Germanistik, Publizistik und Sportwissenschaften an der Universität in Salzburg studiert, auch einen Abschluss gemacht, und danach mehrere Jahre als Journalist gearbeitet, u. a. für den ORF. Gleichzeitig hat er Schauspiel- und Musicalunterricht genommen und 1989 die Bühnenreifeprüfung in Wien abgelegt. Und dann hat Fritz Egger – zusammen mit Manfred Koch, Fritz Popp, Peter Scholz und Johannes Pillinger – 1989 das Salzburger AffrontTheater gegründet, mit dem er bis heute als Autor, Regisseur und Schauspieler „Anstoß“ erregt. 1995 wurde das AffrontTheater mit dem Kleinkunstpreis Salzburger Stier ausgezeichnet.

Auch als Schauspieler machte Fritz Egger Karriere. Theaterengagements führten ihn etwa an das Theater in der Josefstadt, an die Wiener Kammerspiele, ans Stadttheater Klagenfurt oder zu den Festspielen Reichenau.

Auch eine solide Festspiel-Karriere hat Fritz Egger aufzuweisen: 1993 trat er in Deborah Warners Shakespeare-Inszenierung „Coriolan“ auf. Von 1993 bis 1997 gehörte Egger zum Ensemble von Peter Stein - 1994 und 1995 in „Antonius und Cleopatra“, 1996 und 1997 „Alpenkönig und Menschenfeind“. Im aktuellen „Jedermann“ spielt Fritz Egger den Schuldknecht.

Bekannt ist Fritz Egger auch durch Auftritte in Film- und Fernsehproduktionen. So war er etwa zu Gast beim „Bullen von Tölz“, in der „Lindenstraße“ oder bei den „Rosenheim-Cops“. Die Regisseure Reinhard Schwabenitzky, Wolfram Paulus oder Hansjörg Thurn holten ihn in Filme wie „Ilona und Kurti“, „Augenleuchten“ oder „Helden“.

Am Salzburger Landestheater war Fritz Egger als Knieriem in Johann Nestroys „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ in der Inszenierung von Beverly Blankenship zu erleben. In der aktuellen Produktion „Kabale und Liebe“ teilt sich Fritz Egger die Rolle des Präsidenten von Walter mit seinem Kollegen Marcus Bluhm. Folgt nun der Brandner Kaspar.

Der Autor und Regisseur Volkmar Kamm, der in Salzburg „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, „The King's Speech“ und „Homo Faber“ inszenierte, habe, so das Landestheater, „die Geschichte für Salzburg neu bearbeitet und Himmel und Erde dabei von heute aus betrachtet“. Johannes Pillinger schreibt im Auftrag des Landestheaters die Musik zum neuen Volksstück. 

Die Bayern kennen übrigens keinen Spaß, wenn es um ihren Nationalheiligen geht: Kurt Wilhelm inszenierte 1975 unter dem Titel „Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben“ mit Fritz Straßner und Toni Berger in den Hauptrollen das Stück für den BR. Diese Fassung werde seither, so Wikipedia, jährlich zu Allerheiligen gesendet. 2006 hat man sich erfrecht, die Neuinszenierung des Münchner Volkstheaters von 2005 - Regie Christian Stückl – auszustrahlen. „Aufgrund zahlreicher Zuschauerreaktionen entschloss man sich ab 2007 wieder die Aufzeichnung von 1975 zu senden.“

www.BRANDNERKASPER.at wird am 29. Jänner uraufgeführt und ist bis 20.5. im Landestheater zu sehen. – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Landestheater;www.chris-hofer.com

 

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