Von Darmstadt über die Welt nach Salzburg
IM PORTRÄT / HANS DREWANZ
25/10/12 „Die Erinnerung an eine lange, wunderbare, immerwährende Feier der Musik“ verbinde sich mit der Feier seines achtzigsten Geburtstages, hieß es 2009 in der Neuen Musik Zeitung über den Dirigenten Hans Drewanz. Der Dirigent aus Darmstadt ist der neue Leiter der Dirigierklasse am Mozarteum.
Von Heidemarie Klabacher
Am 16. August 1963 kam der Kapellmeister Hans Drewanz als Generalmusikdirektor an das Landestheater Darmstadt, ein Amt, das er erst einunddreißig Jahre später zurücklegte. Die heute fast unwirklich anmutende Treue zu einem Orchester, einem Operntheater, einer Stadt entsprang nicht der Bequemlichkeit, sondern aus der Einsicht, dass Kontinuität und innere Ruhe für eine produktive künstlerische Entwicklung unabdingbar sind. Drewanz gewann aus dieser Ruhe eine weit gespannte Kraft, die dem Darmstädter Musikleben drei Jahrzehnte hindurch Spannung und Glanz verlieh. So hieß es weiter in der NMZ.
Drezwanz habe Mahler aufgeführt, als Mahler noch nicht in Mode war. Von Monteverdis Marienvesper zu Strawinskys „Psalmensinfonie“, von Marc-Antoine Charpentiers „Magnificat“ bis zu Hans Ulrich Engelmanns „Stele für Georg Büchner“ reiche die Bandbreite der von ihm in Darmstadt dirigierten Werke.
Hans Drewanz wurde in Dresden geboren und wuchs in Berlin auf. Nach dem Studium an der Musikhochschule Frankfurt am Main wurde er Studienleiter und persönlicher Assistent von Sir Georg Solti an der Frankfurter Oper. 1963 wurde er als jüngster Generalmusikdirektor nach Darmstadt berufen. Sein Repertoire reicht von Klassik und Romantik, über Gustav Mahler zur Wiener Schule, von Karl Amadeus Hartmanns und Dimitri Schostakowitschs bis herauf zu Gegenwartskomponisten wie Matthias Pintscher.
Als Operndirigent war und ist Hans Drewanz regelmäßig an großen Deutschen Bühnen tätig. In München leitete er regelmäßig Werke von Mozart und Strauss. Von 1994 bis 2007 war er Erster Gastdirigent am Opernhaus in Bern, wo er etwa Drei Schwestern von Peter Eötvös zur Aufführung brachte. Als Konzertdirigent ist Hans Drewanz unter anderem in Finnland (Radio-Symphoniker Helsinki), Frankreich (Radio France Paris, Toulouse), Holland (Arnhem und Groningen), Italien (RAI Rom), Polen (Wroclaw) und Schweden (Malmö) gefragter Gast. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Yomiuri-Orchester in Tokio und dem NHK-Symphony Orchester Tokio, welches er zuletzt 2008 auf Japantournee leitete.
Nun also ist Hans Drewanz der Leiter der Dirigierklasse am Mozarteum. Zum Konzertauftakt im Studienjahr 2012/13 spielt das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum erstmals unter seiner Leitung. Das erste Stück - Hans Werner Henzes Rondo für Orchester „La selva incantata“ („Der verwunschene Wald“) – ist bezeichnend: Die Fassung als Orchesterstück wurde unter der Leitung von Hans Drewanz anlässlich der Wiedereröffnung der Frankfurter Oper im Jahr 1991 erstmals aufgeführt. Es folgen Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ gesungen vom Bariton Oddur Jonsson und Franz Schuberts Sinfonie C-Dur D 944.