Auch die Jazz-Hörer werden weinen
KARRIEREENDE / THOMAS QUASTHOFF
11/01/12 Am 18. August wäre ein Liederabend mit ihm in Salzburg geplant gewesen, aber auch die Salzburger Festspiele müssen sich nun nach Ersatz umschauen: Der deutsche Bariton Thomas Quasthoff hat, wie heute, Mittwoch (11.1.) bekannt gegeben wurde, seine Sängerlaufbahn beendet.
„Ich habe mich entschlossen, mich nach fast vierzig Jahren aus dem Konzertleben zurückzuziehen, weil es mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, dem Anspruch, den ich immer an mich selber und an die Kunst gestellt habe, gerecht werden zu können“, ließ der Sänger über seine Agentur verlauten. „Ich habe dem Beruf sehr viel zu verdanken und gehe ohne Bitterkeit. Im Gegenteil - ich freue mich auf neue Herausforderungen, die es in meinem Leben geben wird. Ich bedanke mich bei allen Musikerkolleginnen und -kollegen, mit denen ich gemeinsam auf der Bühne stehen durfte, bei allen Veranstaltern und bei meinem Publikum für ihre Treue.“
Der 52jährige Sänger hat vor allem im Lied- und Oratorienfach Maßstäbe gesetzt, aber auch seine beiden Jazz-CDs haben sich blendend verkauft und einsame Höhen auf den Chart-Listen erklommen. Bei den Salzburger Festspielen hat Thomas Quasthoff 2002 in einem Konzert der Berliner Barock Solisten debütiert. Im Jahr drauf sang er den Don Fernando in Beethovens „Fidelio“ unter der Leitung von Sir Simon Rattle. Im April 2004 folgte sein Debüt an der Wiener Staatsoper als Amfortas in einer Neuproduktion von Wagners „Parsifal“. Bei den Osterfestspielen sang Quasthoff zuletzt die Bass-Partien in Haydns „Schöpfung“ und den „Jahreszeiten".
Quasthoff werde sich weiterhin intensiv dem Sängernachwuchs widmen und so wie bisher an der Hochschule für Musik «Hanns Eisler» in Berlin sowie bei internationalen Meisterkursen unterrichten. Quasthoff hatte sich dem Liedgesang verschrieben und als Konsequenz 2009 den internationalen Liedwettbewerb „Das Lied“ ins Leben gerufen, dem er auch in Zukunft als künstlerischer Leiter vorstehen wird.
Drei seiner CDs wurden mit einem Grammy ausgezeichnet und sechs seiner Aufnahmen wurden mit dem Echo-Preis gewürdigt. 2009 wurde ihm der Titel Österreichischer Kammersänger verliehen.
Zuletzt hat sich Thomas Quasthoff auch als Talk-Partner eingeführt: Seit Dezember des Vorjahres gibt es „Thomas Quasthoffs Nachtgespräche“ im Berliner Konzerthaus, wo er als nächstes mit der Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach über wichtige Stationen ihres Lebens sowie die Musik, die sie prägte, sprechen wird. In Wien werde Quasthoff bei den Festwochen Anfang Juni wie vorgesehen als Sprecher in Schönbergs "Gurre-Liedern" auftreten, heißt es.
Vom überraschenden Rückzug Quasthoffs ist auch die 4. Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters am 4. März (Großes Festspielhaus, 11 Uhr) betroffen. Florian Boesch wird für ihn einspringen in der Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Elias".
(dpk-krie/Universal Music/Mozarteumorchester)