Zehn Jahre "Jedermann" und noch viel mehr
IM PORTRÄT / CHRISTIAN STÜCKL
26/07/11 In der Festspielzeit sind Jahr für Jahr Auszeichnungen für Künstler fällig, die sich ihrerseits durch Langzeit-Sommerbetätigung am Ort auszeichnen. Den Auftakt heuer machte Christian Stückl, der heute, Dienstag (25.7.) das Große Verdienstzeichen des Landes Salzburg erhalten hat.
Stückl erarbeitete den "Jedermann" vor zehn Jahren für die Festspielsaison 2002 neu. "Er hat durch diese Neu-Erarbeitung und Neu-Inszenierung einen besonderen Impuls gesetzt und den Jedermann attraktiver und zeitnaher gestaltet. Seit 2003 werden unter anderem auch abendliche Vorstellungen mit künstlichem Licht angeboten", sagte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bei der Überreichung.
"Seit der Neu-Einstudierung des Jedermann durch Christian Stückl 2002 sind die Wiederaufnahmen seiner Inszenierung keine einfachen Wiederaufnahmen, sondern jährlich sich wiederholende Neu-Ergründungen des Stückes, die immer wieder andere Akzente in der Interpretation des Stückes setzen und so dieses Kunstwerk auf beispiellose Weise für die Bühne stets aufs Neue frisch erfinden", so Schauspielchef Thomas Oberender.
Seine Laufbahn begann der 1961 geborene Christian Stückl 1981 mit dem Aufbau einer eigenen Theatergruppe. 1987 wurde der gebürtige Oberammergauer Spielleiter der berühmten Passionsspiele seiner Heimatstadt, 1990 und 2000 übernahm er deren Regie. 1987 und 1988 war Stückl Assistent bei Dieter Dorn an den Münchner Kammerspielen, 1991 kürte ihn die Zeitschrift "Theater heute" für seine erste eigene Arbeit an diesem renommierten Haus – die Uraufführung von Werner Schwabs "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos" – zum Nachwuchsregisseur des Jahres. Bis 1996 war der gelernte Holzbildhauer für fünf Jahre Spielleiter an den Münchner Kammerspielen. Arbeiten aus dieser Zeit sind beispielsweise William Shakespeares "Viel Lärm um nichts", Christopher Marlowes "Edward II." und "Quai West" von Bernard-Marie Koltès.
Auch in der Folgezeit sollten die Uraufführungen einen besonderen Stellenwert im Schaffen von Christian Stückl einnehmen: Für Vladimir Sorokins "Dysmorphomanie" am Schauspielhaus Wien erhielt er 1996 den Förderpreis zur Kainz-Medaille der Stadt Wien. Martin Walsers "Kaschmir in Parching" (1997), Daniel Calls "Herr Dainart" oder "Krumme Hunde" von Martin Baucks (1998) legen Zeugnis von der Vorliebe Stückls für Zeitgenössisches ab. So inszenierte er auch die Uraufführung von Felix Mitterers "Gaismair" bei den Volksschauspielen Telfs 2001. Aber auch Klassiker wie die Werke von Shakespeare faszinieren ihn.
Seit September 2002 ist Christian Stückl Intendant des Münchner Volkstheaters, wo er bisher unter anderem für Inszenierungen von Büchners "Woyzeck", Ibsens "Peer Gynt", Shakespeares "Sommernachtstraum", "Richard III." und zuletzt für "Hamlet" verantwortlich war. Im Sommer 2004 realisierte er überdies mit "Fidelio" von Ludwig van Beethoven in Köln seine erste Opernregie, im November 2008 inszenierte er an der Münchner Staatsoper Pfitzners "Palestrina". Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gestaltete er die Eröffnungsfeier in München. In Oberammergau inszenierte Christian Stückl 2005 "König David" und 2007 Stefan Zweigs "Jeremias". 2010 fungierte Christian Stückl erneut als Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele. (Landeskorrespondenz)