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Eine Charismatikerin der eigenen Art

TODESFALL / HANNE ROHRER

21/02/22 Woran denken wir, wenn wir uns an Hanne Rohrer erinnern? Die Schauspielerin, dreieinhalb Jahrzehnte lang Mitglied des Salzburger Landestheaters, hat hier unzählige Rollen mit ihrem starken Charisma erfüllt. Sie ist 79jährig verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Es ist ja schon eine zeitlang her: Eine ihrer letzten Rollen auf der Bühne des Landestheaters war jene der tyrannischen Bernarda Alba. „Wie sie die Töchter um Luft und Licht zum Leben bringt, schnürt sie sich auch selber in ein Korsett aus Dünkel und Vorurteil“ hieß es damals in der DrehPunktKultur-Besprechung. Im gleichen Jahr 2007 stand sie aber auch in Arsen und Spitzenhäubchen auf der Bühne und lieferte mit Julia Gschnitzer ein Kabinettstück liebenswürdig-schrulliger Unterhaltung. Und dann wieder Hanne Rohrer als mittlere von Werner Schwabs Präsidentinnen – die „flotte Grete, die im Eifer des Wort-Gefechts neben dem Rest Menschenwürde auch mal ihre Perücke verliert“, schrieben wir 2005 im DrehPunktKultur. Die gebürtige Klagenfurterin war von Anfang der 1970er Jahre bis zu ihrer Pensionierung ein prägendes Mitglied des Landestheater-Ensembles und in vielen großen Frauenrollen der Theaterliteratur zu erleben.

Dann und wann hat sie Film und Frernsehrollen angenommen (so war sie die Hausmeisterin in Ein echter Wiener geht nicht unter), aber so recht daheim war sie auf der Bühne. Trauer muss Elektra tragen von Eugen O’Neill war für Hanne Rohrer – damals noch Schülerin in Klagenfurt – der Beginn eines Weges, den sie nie mehr verlassen hat. Ihre Karriere hatte Rohrer, noch in Studienzeiten, bei der Gruppe Arche in Wien begonnen. Engagements führten die junge Schauspielerin nach Deutschland, zurück nach Klagenfurt, nach Wien und schließlich nach Salzburg.

Hohe Glaubwürdigkeit, ob als Tragödin zur Komödiantin: „Ihre Regisseurinnen und Regisseure wusste Hanne Rohrer zu fordern, sehr tief und genau erarbeitete sie ihre Rollen. Auf der Bühne beeindruckte und überzeugte die sonst sehr sensible und ruhige Schauspielerin durch explosive Kraft und unvergleichliche Präsenz.“ So in einem Nachruf des Salzburger Landestheaters.

Und noch ein Aspekt: „Man muss Hanne Rohrer nicht einmal auf der Bühne sehen, um sie zu erkennen. Es reicht, ihre markante dunkle Stimme zu hören. Unverwechselbar. So ihre Bühnenpräsenz ob nun als Maria Stuart von Friedrich Schiller oder als Königin in William Shakespeares Hamlet, ob als Brechts Mutter Courage oder als Mrs. Pearce in My Fair Lady.

Auf ihrer Homepage heißt es: „Wer mit Leidenschaft bei der Sache ist, arbeitet nicht einen einzigen Tag in seinem Leben. So gesehen hat Hanne Rohrer, Schauspielerin, nie gearbeitet.“ Von einer „spezifischen Generation von Schauspielerinnen“ ist im Landestheater-Nachruf die Rede. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Bilder: Salzburger Landestheater / Christian Schneider (2); www.hannerohrer.at (1)

 

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