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Alt sind höchstens die Notenköpfe

IM PORTRÄT / GUNAR LETZBOR

18/11/21 Das Ensemble heißt zwar Ars Antiqua Austria, aber man verschreibt sich dezidiert „neuer“ Barockmusik. Der Barockgeiger Gunar Letzbor streckt seine Fühler nun auch nach Salzburg aus und beginnt hier einen Konzertzyklus. Vorerst zumindest in sehr kleinem Rahmen, im Kuenburgsaal des Salzburg Museum.

Von Reinhard Kriechbaum

Was ist unter „neuer“ Barockmusik zu verstehen? Da geht es einmal darum, Schätze zu heben. Gunar Letzbors Neugier betrifft vor allem (aber nicht ausschließlich) die Musik rund um den Wiener Kaiserhof und das Schaffen österreichischer Komponisten. Gleich im ersten der vier geplanten Konzerte in dieser Saison – einer Matinee am kommenden Sonntag (21.11.) mit der Sopranistin Maria Laurner, einem klingenden Namen in der Barockszene – wird man unter dem Motto Musica Caesarea Musik von Francesco Conti (1681-1732) hören. Der war Theorbist und Vizekapellmeister der Wiener Hofkapelle in der Epoche von Johann Joseph Fux.

„Neue“ Barockmusik ist aber auch so zu verstehen, dass Gunar Letzbor mit aller Vehemenz die Ansicht vertritt, dass dieses Repertoire immer aufs Neue entdeckt, von jungen Musikergenerationen neu gelesen und durchdacht sein will. „Wir wollen keine alte Musik hören“, ist das Credo, der erste Satz auch auf der Website des Biber-Wettbewerbs, den Letzbor alle zwei Jahre im oberösterreichischen Stift St. Florian veranstaltet. Wer dort einen der Preise einheimst, kann sich der Aufmerksamkeit in der einschlägigen Szene sicher sein.

„Wir wagen es nun, unsere Konzertreihe, die seit 2002 im Wiener Konzerthaus etabliert ist, seit 2008 auch im Brucknerhaus Linz und seit drei Jahren in Passau angeboten wird, ab dieser Saison auch nach Salzburg zu tragen“, erklärt Gunar Letzbor. „Als Partner konnten wir das Salzburg Museum gewinnen.“ Keine Angst, hierorts auf einem überfüllten Markt unterzugehen? Er habe „nie danach gefragt, ob es an einem Ort viele oder wenige Veranstaltungen gibt“, so Letzbor. Tourismuskonzerte gebe es auf der ganzen Welt und auch unzählige Konzertreihen mit Mainstream-Programmen. „Qualität setzt sich durch“, sagt der Musiker mit Nachdruck. „Auch in Wien waren die ersten Jahre schwer. Die letzten Jahre vor Corona aber war aber der Schubertsaal immer bestens gefüllt. Mundpropaganda macht es möglich, obwohl wir fast ausschließlich neue, unbekannte Barockmusik spielen.“

Tatsächlich unbekannte Musik: Fürs zweite Konzert (am 6. März) hat Letzbor Stücke ausgewählt, die sich im Archiv des Stiftes Lambach fanden. Amandus Ivanschitz war ein kroatischstämmiger Komponist. „Einen Vergleich mit ähnlichen Werken von Mozart brauchen seine Stücke nicht zu scheuen“, erklärt Letzbor.

Am 3. April wird es um Pretiosen aus dem Stiftsarchiv Kremsmünster gehen, im letzten Konzert am 23. April steht Gunar Letzbor allein auf dem Podium und spielt nicht nur eine Partita von Bach, sondern auch Rares unter anderem von Johann Joseph Vilsmayr, einem Salzburger Geiger, dessen Weg sich mit jenem von Bach kreuzte, als die beiden an einer von Dietrich Buxtehude komponierten Trauermusik für Kaiser Leopold I. Mitwirkten. Buxtehude schwebten damals ein Orchester von hundert Geigern vor!

Die Konzertreihe im Kuenburgsaal ist übrigens nicht der erste Auftritt von Gunar Letzbor und dem Ensemble Ars Antiqua Austria in Salzburg. Von 2007 bis 2012 haben sie bei den Festspielen die Musik zum Jedermann beigesteuert.

Der neue Zyklus mit vier Matineen im Salzburg Museum (Kuenburgsaal) beginnt am Sonntag (23.11.) – www.ars-antiqua-austria.com
Bild: Ars Antiqua Austria / Simone Bartoli (1); Daniil-Rabovsky (1)
Zur CD-Kritik Musik in der Kaiser Ohren

 

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