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Ein Talente-Finder von Gnaden

TODESFALL / HELMUT ZEHETMAIR

21/07/21 „Kreative Inspiration ist schneller zur Stelle als das Denken.“ Das war eine der Überzeugungen von Helmut Zehetmair. Das Wort „Geigenlehrer“ griff zu kurz für ihn. Der begnadete Pädagoge, der vor allem am Salzburger Mozarteum wirkte, ist am 19. Juli 86jährig verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Dass die Salzburger Musikuniversität über die Jahrzehnte zu einem Hort herausragender junger Geiger wurde, war nicht zuletzt Helmut Zehetmair zu verdanken. Es lag auch daran, dass man im Violinfach ganz ausgezeichnete internationale Lehrer verpflichtet hatte. Mindestens eben so wichtig war aber, dass am Ort Geigenlehrer wirkten, die viel Aufmerksamkeit, Energie und Empathie schon für die ganz Jungen aufbrachten, die auf diese Weise schon früh optimal gefördert und ans „Berufsleben“ herangeführt wurden.

Einer dieser stets hellwachen Förderer von Nachwuchsgeigern war der 1935 in Oberösterreich geborene Helmut Zehetmair. Von 1974 bis 2003 also fast drei Jahrzehnte lang, war Zehetmair Universitätsprofessor für Violine, Viola und Kammermusik an der Universität Mozarteum in Salzburg, hier auch tätig in diversen pädagogischen Gremien und als Organisator von Instrumentalwettbewerben.

„Instrumentalunterricht bedeutet organisierte Entwicklung und verantwortungsvolle Förderung deutlich erkennbarer Begabungen, Violinunterricht soll Orientierung ermöglichen in der gegenwärtigen Musikszene, soll rasche und unkomplizierte Abhilfe schaffen für Ratsuchende auf allen Ebenen, soll anleiten zu zeitsparendem weil ökonomischem Üben für hochmotiviertes und fantasievolles Gestalten.“ Das kann man unter dem Stichwort „Musikpädagogische Imperative“ auf Zehetmairs Website nachlesen. Ebenso, das sich „Intuition und Wissen“ (und natürlich die technischen Voraussetzungen) treffen müssen: „Komponieren, Improvisieren und Fantasieren sind wichtige Experimentierfelder für Instrumentalisten aller Zeiten.“

Filiberto Estrela und Franz Samohyl (Diplom 1957) waren Zehetmairs Geigen-Professoren, Bernhard Paumgartner gehörte ebenso zu seinen Lehrern wie die Schulmusik-Erzieher Eberhard Preussner und Anton Dawidowicz. Seine Dissertation im Fach Musikwissenschaft galt Johann Michael Haydns Kammermusikwerken „á quattro und á cinque“. Von 1954 bis 1960 war Zehetmair Primgeiger in der Camerata Academica des Mozarteums unter der Leitung von Bernhard Paumgartner und Antonio Janigro. 1960 wurde er Mitglied des Mozarteumorchesters. Seine erste Lehrtätigkeit übte er von 1961 bis 1973 als Musikprofessor an Gymnasien und an der Pädagogischen Akademie in Salzburg aus. Zehetmair gründete 1979 das Kammerorchester Salzburger Musici und war Bratschist im Salzburger Streichquartett.

Zu seinen Schülern am Mozarteum gehören bekannte Solisten, Kammermusiker, Konzertmeister und Pädagogen wie Lukas Hagen, Veronika Hagen, Oswald Sallaberger oder Lena Neudauer. Natürlich auch sein Sohn Thomas Zehetmair. Als Helmut Zehetmair 2003 emeritierte, machte man ihn am Mozarteum zum „Professor emeritus venia docendi“. Sprich: Auf seine Erfahrung als Lehrender wollte man auch danach nicht verzichten. Seine Aufsätze zur Didaktik des Geigenspiels zeugten stets von einem weiteren Horizont und boten manchen Impuls auch für Menschen aus anderen künstlerischen Disziplinen.

Bild: www.helmut-zehetmair.at

 

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