Nicht Jazz, der nach Klassik klingt!
IM PORTRÄT / THOMAS QUASTHOFF
21/07/10 Wer sagt, dass jemand, der einen genialen Beethoven spielt, nicht auch fabelhaft Jazz improvisieren kann, jemand, der Traviata und Rosenkavalier singt, nicht auch anständigen Pop macht? – Heute, Dienstag (21.7.) tritt Thomas Quasthoff als Jazz-Vokalist im Salzburger Kongresshaus auf.
Von Andreas Vogl
Große Interpreten der E-Musik versteifen sich nicht immer auf ihr klassisches Repertoire. Künstler wie Friedrich Gulda und Keith Jarrett machen klar, dass gerade der Jazz sehr eng mit der klassischen Musik in Verbindung gebracht werden kann. Und so verwundert es nicht, dass Opernsänger des öfteren Ausflüge in andere Genres unternehmen: die neue CD „Dark Hope“ zum Beispiel von Starsopranistin Renée Fleming mit allseits bekannten Popsongs klingt gar nicht manieriert und ist gesanglich wunderbar abgestimmt.
Thomas Quasthoff ist bekannt als ernsthafter und vor allem wortdeutlicher Spezialist für die Interpretation von Liedern Schuberts und Schumanns bis hin zu Loewe und Mahler. Als strenger Lehrer unterrichtete er unter anderem beim letztjährigen Young Singers Project der Salzburger Festspiele junge Sänger in Liedgesang und gab wertvolle pädagogische Tipps. Sein Steckenpferd, seitdem er Musik macht, ist aber der Jazz. So hat er schon vor Jahren in Berlin mit Musikern gejamt. Das Publikum war erstaunt und begeistert, mit welcher Leichtigkeit und Stilsicherheit der Bariton Standards des Jazz-Repertoires interpretiert.
Wichtig ist Quasthoff dabei auch, dass er Jazz singt und nicht Jazz, der nach Klassik klingt. Das ist ihm mit einer völlig freien Stimmführung, aber dennoch geschult am Tonumfang eines Opern- oder Liedgesangs, bestens gelungen. Kein Wunder also, dass das Projekt ausgeweitet und einer der erfahrendsten Jazzmusiker und - produzenten Deutschlands mit ins Boot geholt wurde: Till Brönner. Gemeinsam entstand 2007 das Album „Watch what happens“ mit swingigen Schlagern von George Gershwin, Michel Legrand, Frederick Loewe und Duke Ellington. Besondere Schmankerln der CD sind „Smile“, eine der berühmtesten Kompositionen von Charlie Chaplin, „You and I“ von Stevie Wonder und als Bonus „Eins und eins, das macht zwei“, damals unverkennbar von Hildegard Knef gesungen.
Der Salzburger Jazz Herbst präsentiert neuerdings auch übers Jahr verteilt in Salzburg einige Konzerte, und so wird Thomas Quasthoff heute, Dienstag (21.7.), einen Jazz-Abend im Kongresshaus Salzburg geben, u.a. mit dem deutschen Star-Schlagzeuger Wolfgang Haffner. Das Programm "Tell It Like It Is" entspricht der zweiten Jazz-CD, die DGG im September auf den Markt bringt.