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Horst Reischenböck – ein Fünfundsiebziger

AUS DER REDAKTION

10/09/20 Für Überraschungen ist er immer wieder gut, unser langjähriger Musikkritiker Horst Reischenböck. „Damit Ihr wisst, womit ich mir knapp vor meinem 75er die Zeit so vertreibe...“, schrieb er jüngst in einem privaten Mail an uns.

Im attachment besagten Mails: ein Konvolut von 110 Seiten. Die Diskographie des Mozarteumorchesters. Die ältesten datierbaren Aufnahmen sind aus der Mitte der 1950er Jahre, aber ein Schellack (unter Bernhard Paumgartner) wird wohl entschieden älter sein. Horst Reischenböck arbeitete an dieser Diskographie wohlgemerkt nicht auf Auftrag von irgendwem, sondern aus Begeisterung für die Sache selbst. Aus Idealismus. Zugute kommt ihm da nicht nur seine umfangreiche Schallplatten- und CD-Sammlung ("mehr als 5000 LPs und 3000 CDs", schätzt er), sondern auch sein fabelhaftes Gedächtnis.

Der Leidenschaft für die aufgenommene Musik ist wohl auch geschuldet, dass man Horst Reischenböck über Jahre immer wieder als gut beratenden Verkäufer in einem Salzburger Schallplattengeschäft gesehen hat. Auch HiFi-Anlagen – was sonst? – hat er in den siebziger Jahren verkauft. Für den DrehPunktKultur schreibt er seit dessen Gründung 2004, davor war er als Kulturjournalist für verschiedene österreichische Tageszeitungen tätig, viele Jahre fürs Salzburger Tagblatt (solange es dieses gab) und auch für den ORF.

Im hauptberuf ist der aus einer Alt-Salzburger Familie stammende Horst Erwin Reischenböck, der in Linz Grafik studiert hat, aber auf einer ganz anderen Schiene unterwegs: Seit 1967 ist er freiberuflicher Fremdenführer in Salzburg. Spezialführungen in Sachen Musik sind natürlich seine Stärke. Solche macht er nicht nur in der Stadt, auch im Salzkammergut und andernorts. Als Fremdenführer aktiv ist Horst Erwin Reischenböck auch nach Einbruch der Dunkelheit: Er und ein Kollege bieten Nachtwächter-Führungen an – da hat er in Bibers berühmter „Nachtwächter-Serenade“ ja ein Vorbild...

Horst Reischenböck hat einige Bücher geschrieben, darunter „1200 Jahre Musik in Salzburg“ oder die kleine Broschüre über Musikergedenkstätten hierorts. Leider ist das meiste inzwischen vergriffen, immer noch erhältlich ist sein Buch „Die Mozarts in Salzburg“ und natürlich seine seine jüngste Publikation: „Von Agnes bis Zubin. 52 Musikalische Portraits von Salzburger Lieblingen persönlich betrachtet von Horst Erwin Reischenböck bildlich festgehalten von Maroine Dib.“ Da ist er obendrein in seinem Element, weil zu seinen ausgesprochenen Leidenschaften gehört es, all die Künstlerinnen und Künstler bei ihren kompletten Vornamen zu nennen. Franz Peter Schubert oder Josef Anton Bruckner – das liest man nur bei ihm... (dpk-krie)

Bild: dpk/privat
Zur Buchbesprechung Maria Möst und Wunder Fritz

 

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