Bei Gefahr Scheibe einschlagen?
KULTURPOLITIK / PLATTFORM KULTURLAND SALZBURG
21/11/13 „Kultur kostet Geld - Unkultur noch mehr. Wer an der Basis spart, vernichtet die Zukunft des so genannten Kulturlandes! Es ist eine Schande!“ Barbara Wolf-Wicha ist eine der momentan 1245 Unterzeichnerinnen der online-Petition der „Plattform Kulturland Salzburg“.
Von Heidemarie Klabacher
Bei Gefahr Scheibe einschlagen? „Wegen akuter Gefahr für das Kulturland Salzburg hier unterschreiben“, lautet die Aufforderung auf der website der „Plattform Kulturland Salzburg“ – und eben nicht „Scheibe einschlagen“: Kampfmaßnahmen sind noch nicht vorgesehen, „weil uns einfach Informationen fehlen“, sagt Thomas Randisek vom Dachverband Salzburger Kulturstätten im Gespräch mit DrehPunktKultur. „Öffentlich Druck machen, Bewusstsein fördern – darum geht es. Unterschriften sammlen wir seit vorgestern.“
Wie das Kaninchen auf die Schlange starrt die Salzburger Kulturszene dieser Tage auf eine Zahl: 4,4 Millionen. 4,4 Millionen Euro, um die das Kulturbudget des Landes gekürzt werden soll. Wo, wieviel, bei wem und ab wann eigentlich genau - das weiß derzeit niemand. Die Angst ist existentiell. Dennoch lässt sich das Kaninchen nicht von der Schlange paralysieren.
Die Plattform Kulturland Salzburg ist ein überparteiliches Netzwerk, das sich auf Initiative des Salzburger Landeskulturbeirates und seines Vorsitzenden Robert Pienz dieser Tage quasi über Nacht gebildet hat. Mit dem Landeskulturbeirat zusammengeschlossen haben sich der Dachverband Salzburger Kulturstätten, Landestheater, Salzburger Volkskultur, zahlreiche Institutionen, Initiativen und Einzelpersonen.
1245 Unterstützer verzeichnete die online-Petition heute Donnerstag (21.11.) um 12 Uhr Mittag. Gleich darunter steht: „48.755 benötigt“. Zusammengezählt ergeben die beiden Posten 50.000. Ein hochgestecktes Ziel? „Das ist eine willkürliche, aber keine illusorische Zahl“, sagt Thomas Randisek. Gut fünfzigtausend Mitglieder hätten alleine schon die Vereine der Salzburger Volkskultur, die auch von Kürzungen betroffen sind, so Randisek. Aufgerufen seien jedenfalls alle Kulturaktivisten, alle Kulturinteressierten, Kulturveranstaltungsbesucher…
Unter dem Feuerwehr-Notrufknopf der offene Brief an Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn mit bekannten, deswegen aber nicht weniger bedrohlichen Feststellungen: „Seit Jahren wird in den Bereichen Bildung, Kultur und Soziales gespart. In den jährlichen Gesamtausgaben des Landes Salzburg machen Kunst und Kultur gerade einmal zwei Prozent aus. Diese zum Teil massive Unterfinanzierung war schon bisher von vielen kaum zu bewältigen, doch nun drohen Kürzungen in nicht gekanntem Ausmaß. In keinem anderen Budgetbereich wird mit dem Einsparen einer vergleichsweise so geringen Summe ein so großer Schaden angerichtet.“
Ein Knackpunkt ist derzeit tatsächlich die Formulierung „Kürzungen in nicht gekanntem Ausmaß“: „Es gibt die bekannten Rücklagen, etwa vom nicht realisierten Sound of Music Museum. Aber die sind auch bald aufgebraucht. Wie soll es in den Jahren ab 2015 weitergehen? Bei den Kleinbeträgen wird man eine solche Summe nicht zusammenkriegen. Man wird irgendeinen großen Bruch setzen müssen. Aber welchen?“ Auch die Unterstützung für einen großen Player wie die Salzburger Festsiele sei seit Jahren nicht mehr angepasst worden, erinnert Randisek.
„4,4 Millionen Euro und keine Information“ als Motto dieser Tage? „Nachdem sich die Politik bedeckt hält, hielten wir den moralischen Anschub für dringlich geboten, uns für die Kultur und das Kulturbudget in Salzburg einzusetzen“, so Thomas Randisek. „Die Petition geht in erster Linie an den Kulturlandesrat, aber auch in Richtung Landeshauptmann und Finanzreferent“, sagt Thomas Randisek. „Schellhorn muss einfach intern kämpfen und bei den Budgetberatungen nächste Woche seitens der Kultur Druck machen.“
Apropos Druck machen: „Weil wir unendlich viele Stunden, ja Monate ehrenamtlich für das Land für die Volkskultur arbeiten, sehe ich eine Budgetkürzung nicht ein! Ich hoffe es ist unseren Politikern bewußt, was wir für das Land machen“: So begründet Elfriede Innerhofer aus Niedernsill ihre Unterschrift auf der online-Petition. Innerhofer ist als Obfrau des Gauverbandes der Pinzgauer Heimatvereinigungen in der Volkskultur keine Unbekannte.