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Wo die Geistes-Stärken liegen könnten

WISSENSSTADT SALZBURG

04/11/13 Kulturstadt, eh klar. Auch Literaturstadt wäre zu machen. Und – via Universität – eine Denkstadt von Europa-Format. Unter dem Signum „Wissensstadt Salzburg“ hofft Bürgermeister Schaden auf eine Stärkung allerlei vorhandener Kompetenzen durch Vernetzung und Bündelung.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Projekt „Wissensstadt Salzburg“ läuft bereits zwei Jahre. 150 Seiten stark ist der Band, der im Dezember 2012 die Vielzahl von Angeboten und Strukturen umfassend aufschlüsselte. Seither hat das Projektteam gemeinsam mit rund 100 externen Expertinnen und Experten das breite Gesamtangebot auf ausbaufähige Potentiale durchleuchtet. Nun gibt es auch diese Analyse in Buchform. Vier Kernbereiche sollen der „Wissensstadt Salzburg“ Profil verleihen sollen: „Kunst & Kultur“ verwundert nicht weiter, auch „Gesundheit & Lebensqualität“ sind nahe liegend. Eher schon fordern die ebenfalls als profilierungs-tauglichen Bereiche „Internationalität & Europa“ und „Zukunft & Nachhaltigkeit“ zum Nachdenken heraus.

Jedenfalls, so wurde in einem Pressegespräch am Montag (4.11.) dargelegt, gebe es in diesen vier Bereichen bereits besondere Kompetenzen am Ort, und alle vier Punkte seien zugleich mit dem Image und der Wahrnehmung der Stadt verknüpft. „Weil sie außerdem zur Lebensrealität der Stadt gehören, haben diese Themen auch das Potential, im alltäglichen Selbstverständnis der Salzburgerinnen und Salzburger anzukommen.“

Bürgermeister Heinz Schaden: „Wissen ist der wertvollste Rohstoff für die Zukunft. In Salzburg findet er sich schon jetzt an allen Ecken und Enden - wir können aber noch mehr daraus machen, wenn wir dieser Fülle eine klare Form geben und das Kind beim Namen nennen: Wissensstadt Salzburg, das soll in Zukunft genauso viel bedeuten wie Kulturstadt Salzburg.“

Von Schulen, Universitäten und Hochschulen, über außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit F&E-Bezug, Museen, Archive und Bibliotheken, Verlage bis zur Kongressorganisation gibt es tatsächlich viele Geschäftsfelder, die einander zuarbeiten könnten. Ingrid Tröger-Gordon: „Diese Querschnittsthemen, die sich im Lauf der Potentialanalyse als gemeinsames Anliegen herauskristallisiert haben, zeigen, dass den Einrichtungen sehr an Vernetzung und Kooperationen gelegen ist. Die Stadt kann dabei die Rolle der Vermittlerin übernehmen, für stärkere Öffentlichkeit sorgen und den Wissensbereich insgesamt sichtbarer machen.“

Nun also geht es ans konkrete Umsetzen: Wenn es im Sarg nicht zu eng dafür ist, kann sich Robert Jungk posthum auf die Schenkel klopfen: Der Europa-Schwerpunkt der Paris Lodron Universität soll in Richtung einer „europäischen Denkwerkstatt zur Europa-Universität ausgebaut werden“ heißt es. Jungk hatte vergeblich gehofft, dass seine Heimatstadt zu einem „Zentrum der Kultur und geistigen Auseinandersetzung“, gar zu einer „Freizone der Fantasie“ werden.

Auch von einem Altstadt-Campus war schon vor Jahrzehnten zu hören, als man die Juristen im Toskanatrakt der Universität ansiedelte: „Die Universitäten und Hochschulen in und um die Altstadt sollen als erlebbar werden“ heißt es jetzt, das Kaiviertel „zum bewohnten Studierendenviertel“ mutieren.

Salzburg soll auch „international als Literaturstadt sichtbar werden“, und zwar durch Vernetzung „der breit gefächerten Kompetenzen und akzentuierte Förderpolitik der Stadt.“

Viele Schlagworte, manches scheint tatsächlich rasch und vermutlich kostengünstig umsetzbar: etwa ein Online-Wissensportal (analog zum Kulturportal) als zentrale Informationsplattform zu allen Angeboten im Wissensbereich oder ein Wegweiser-Konzept zu Bildungs- und Wissenseinrichtungen, digital und analog, u.a. an den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. „Erweiterung und Vernetzung der Welcome-Services (bisher im Bereich Wirtschaftsservice) mit interessierten Stellen im Wissensbereich“ wird genannt.

Gewiss sinnvoll ist ein weiterer Ausbau der Stadt:Bibliothek zum außerschulischen Kompetenzzentrum für Leseförderung, auch durch verstärkte Kooperationen, und eine konsequente Weiterentwicklung des „Rucksack-Projekts“ bringt in Sachen Integration etwas.

Haariger schon die „Ausrichtung der Förderpraxis im Wissensbereich auf die angestrebte Profilschärfung“. Wenn die Subventions-Gießkanne nicht gleichmäßig tröpfelt, sonder politischer Wille den Gießvorgang lenkt, könnte es auch trockene Stellen anderswo geben. Die Förderschiene „kulturvermittelnde Schulprojekte“ will man inhaltlich und finanziell ausweiten.

Ob die Salzburger Museen eine echte Freude haben mit einem „gmeinsamen Auftritt als Ort des Lernens“, bleibe dahingestellt. Der Zeitgeist geht doch eher in Richtung Museum als Erlebnis- und Event-Ort.

Allemal aussichtsreich: Man möchte untersuchen, welche Mittel bisher von Bund und EU in Richtung der Salzburger Wissenseinrichtungen geflossen sind, um damit eine Argumentationsgrundlage für zukünftig gezieltes Lobbying zu schaffen.

Weitere Informationen www.stadt-salzburg.at/wissensstadt

 

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