Feuer für die kürzeste Nacht
HINTERGRUND / SONNWEND- UND JOHANNISFEUER
21/06/12 Wer sich mit Feuer-Bräuchen beschäftigt, hat in den Tagen zwischen 21. und 24. Juni viel zu beobachten. In Salzburg sind die Sonnwendfeuer auf den Leoganger Steinbergen und am Steinernen Meer besonders bekannt, sowie die schwimmenden Lichter auf der Salzach.
Die Tage um die Sommersonnenwende sind mit zahlreichen Bräuchen und Aberglauben verbunden, erklärt die Leiterin des Landesinstituts für Volkskunde, Ulrike Kammerhofer. So sollen Johannisfeuer Unwetter vertreiben. Allen in dieser Zeit geernteten Pflanzen wurde besondere Heilkraft zugetraut, etwa dem Johanniskraut für Tee, Tinktur und Öl oder den grünen Walnüssen für den Magenschnaps, den Johannisbeeren respektive Ribiseln. Außerdem sollen Johannis- oder Glühwürmchen den Verliebten Glück bringen.
"Sonnwendfeuer" oder "Johannisfeuer" sind seit dem hohen Mittelalter nachzuweisen, weiß Ulrike Kammerhofer. Von 1456 stammt der älteste österreichische Beleg, der auch von einem Tanz um das Sonnwendfeuer und festlichem Umtrunk berichtet. Herrscherhaus, Adel, Bürger und Bauern feierten damit den Beginn von Landleben und Erntezeit, sowie den mächtigen Heiligen. Genau sechs Monate vor Weihnachten, am 24. Juni nämlich, hat die Kirche den Festtag von Johannes dem Täufer angesetzt. "Sunnawendhansl“ ist war sein volkstümlicher Name, und so heißen auch die Strohpuppen, die in manchen Gegenden als Spitze des Sonnwendfeuers verbrannt werden, als auch der Waldgeißbart, dessen cremige Blüten am Johannistag in Blüte stehen und bald braun abtrocknen.
Verbote in der Aufklärungszeit richteten sich auch österreichweit (1754), so Ulrike Kammerhofer, gegen die "Spring- und Lustfeuer" bzw. "Sunnabentfeur", das Böller- und Raketenschießen sowie gegen das Holzsammeln dafür.
Im 19. und 20. Jahrhundert erlebten die Sonnwendfeuer wieder weite Verbreitung, aber auch Veränderungen. Einerseits wurden sie als bürgerliche Waldfeste mit Tanz und Spiel inszeniert, andererseits auch als adelige Festlichkeiten, teils waren sie Dorffeste. Sie fanden nun nicht mehr auf städtischen Plätzen statt, sondern in der Natur. 1822 etwa ließ König Max I. von Bayern in seiner Sommerresidenz am Tegernsee ein Sonnwendfeuer mit Bergilluminationen für seine Gäste ausrichten, bei dem deren Anfangsbuchstaben auf den Bergspitzen leuchteten. Anwesend waren u. a. der österreichische Kaiser Franz I. mit Kaiserin Caroline Auguste, der großzügigen Förderin des Salzburg Museums.
Sonnwendfeuer wurden mehr und mehr Feste der Jugend. Paaren, die gemeinsam durchs Feuer springen, wird Glück prophezeit, besagt eines der vielen Liebesorakel rund um das Feuer. Doch schließlich wurden auch die Sonnwendfeuer in der NS-Zeit als Mittel politischer Indoktrination für die Jugend instrumentalisiert und als Symbole für die Idee des "Tausendjährigen Reiches" gedeutet, merkt die Leiterin des Landesinstituts für Volkskultur an.
Von diesem Geruch sind die heutzutage auch touristisch gut vermarkteten Sonnwend- und Johannesfeuer längst befreit – nicht aber vom Kohlendioxyd und vom Feinstaub. Die Bräuche schlagen aber im Zweifelsfall Umweltschutz-Bedenken: In Salzburg wurde 2011 das Landesgesetzblatt Nr. 38 erlassen, das eine Ausnahmeverordnung für Brauchtumsfeuer festschreibt. (Landeskorrespondenz)