Außer Spesen nichts gewesen?
HINTERGRUND / FESTSPIELE / PRÜFBERICHT
24.02.2010 Es ist nicht mehr herausgekommen, als ohnedies schon publik war: Der technische Direktor der Festspiele (für den - wir haben das nun oft genug gelesen - die Unschuldsvermutung gilt), hat sein eigenes Süppchen gekocht. Und ewig lange ist ihm keiner draufgekommen.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Süppchen war nicht dünn: Von einem geschätzten Schaden bis zu 800.000 Euro sprach man bei einem Pressegespräch am Dienstag (23.2.) Nachmittag. Die Summe aus den Scheinlieferungen konkret nachzurechnen ist schwierig, denn Klaus Kretschmer habe, so hieß es, Lieferscheine vernichten lassen. "Juridisch reicht es allemal für eine Anklage", so Kuratoriumsvorsitzende LH Gabi Burgstaller.
Nun geht es für die Festspiele also um Schadensbegrenzung. In dem Pressegespräch, an dem Gabi Burgstaller, Helga Rabl-Stadler, Jürgen Flimm und natürlich Gerbert Schwaighofer teilgenommen haben, wurde versichert, dass es keine Anzeichen auf Mittäter gebe. In diese Richtung habe sich bei der Wirtschaftsprüfung nichts abgezeichnet. Es hätten sich das "System" und die "kriminelle Energie" eines Einzelnen bestätigt. Helga Rabl Stadler sagte, Kretschmer habe ihr schon beim Gespräch im Zuge der Kündigung versichert, dass es "niemanden im Haus gegeben habe, der da mitgespielt" hätte: "Ich habe alles daheim am Computer gemacht", soll er wörtlich gesagt haben.
Was Gabi Burgstaller und das Direktorium nun versichern: Die im Prüfbericht aufgetauchten Schwachstellen im internen Prüfsystem würden eilends behoben. Ein Problem war, dass der technische Direktor auch die Lieferscheine hat abzeichnen dürfen. "Bei der Quittierung der Lieferung selbst schien uns das Vieraugenprinzip bisher nicht notwendig", so der kaufmännische Direktor Gerbert Schwaighofer. Mit dieser Freiheit ist es nun vorbei, künftig werde das Vieraugenprinzip durchgezogen.
Eine durchaus vage Sache ist, warum vergleichsweise hohe Summen, die ins Nichts (also vermutlich auf Konten von Kretschmer und seiner Firmen) gingen, so lange niemandem aufgefallen seien. Helga Rabl-Stadler erklärt es damit, dass die Festspiele jedes Jahr Einnahmen über den Budget-Vorgaben gemacht hätten. Auch im Bereich der Bühnenbild-Produktion habe es keine auffälligen Erhöhungen gegeben: "Hätten wir Probleme gehabt mit den Bühnenbildkosten, hätten wir geprüft", versicherte die Präsidentin. Man habe "nicht ahnen können, dass Kretschmer eine zweite Welt aufbaut". Gerbert Schwaighofer auf die Frage, ob man die Kosten der Bühnenbilder nicht besser habe schätzen können: Die Kosten beliefen sich auf rund 400.000 Euro pro Bühnenbild - "und wenn Sie vor einem Haus stehen, können Sie auch schwer schätzen, ob es nun 400.000 oder 350.000 Euro gekostet hat."
Dass man doch entschieden pingeliger nachrechnen und vielleicht weniger großzügig dimensionieren könnte - das steht durchaus noch im Raum. Da müssen sich alle Beteiligten in nächster Zeit gewiss noch insistierende Fragen gefallen lassen.
Keine Bomben sind hoch gegangen, was Doppelfunktionen von Mitarbeitern betrifft: Eva Maria Wieser, die Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, sei in gleicher Funktion für die Osterfestspiele tätig - und das sei vom Direktorium und auch vom Kuratorium abgesegnet, sagt die Präsidentin. Einige andere Mitarbeiter übten geringfügige Konsulententätigkeiten "unter 5.000 Euro" für die Osterfestspiele aus.
Ganz zu Ende ist die Prüfung nicht, denn sie betraf bisher ja nur die Zeit seit 1. Oktober 2006. Nun werden in einer weiteren Prüfung die Jahre zurück bis 2002 aufgerollt. Gerbert Schwaighofer: Mit krimineller Kreativität ist das grundsätzlich strukturierte System außer Kraft gesetzt worden." Die "Lücken im System", so LH Gabi Burgstaller und Helga Rabl-Stadler, würden nun eilends geschlossen. "Noch vor dem Festspielsommer" werde man die bisherigen Erkenntnisse der Wirtschaftsprüfung umsetzen.