Hier druckte Salzburg - zweihundert Jahre lang
HINTERGRUND / KUNSTQUARTIER
18/05/11 Das neue KunstQuartier, die ehemalige „Salzburger Druckerei“ in der Bergstraße, war zwei Jahrhunderte lang Zentrum des Buchdrucks und der Zeitungsherstellung. Gerald Klonner, Geschäftsführer des Salzburger Pressvereins und Leiter des Verlags Anton Pustet, hat recherchiert. Von der Zaunrith'schen Buchdruckerei zum KunstQuartier - ein Stück Salzburger Kulturgeschichte.
Von Gerald Klonner
Kaspar Zaunrith erhielt am 28. Juli 1802 die Genehmigung für einen Druckereibetrieb. Er kam beim Stadtbrand am 30. April 1818 ums Leben. Sohn Leopold Zaunrith schaffte Salzburgs erste Schnellpresse an und druckte von 1835 bis 1847 die Salzburger Landeszeitung. Die Druckerei wurde 1872 von der Witwe Leopold Zaunrits verkauft und verlor ihre Bedeutung für Salzburg.
Der im Dezember 1908 gegründete „Salzburger Pressverein“ investierte 1910 stolze 174.000 Kronen in die Liegenschaft, den Maschinenpark und das vorhandene Papierlager in der Bergstraße 12. Für Umbau und neue Maschinen waren weitere 115.000 Kronen aufzutreiben.
Dafür konnten die Chronik und der „Salzburger Volksbote“ im eigenen Haus produziert werden. 1913 übersiedelte auchdie Redaktion des Volksboten in die Bergstraße. Bald wurde die erste Rotationsmaschine angeschafft, der Salzburger Pressverein vergrößerte die Druckerei mehrmals. Max Dasch - der spätere Gründer der Salzburger Nachrichten, der bereits 1917 als Lehrling eingetreten war - wurde 1937 zum Direktor bestellt.
Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten erhielt das Haus Bergstraße 12 als eine der ersten Adressen eine Wache zugeteilt, die bisherige "Zaunrith'sche Druckerei" wurde in "Salzburger Druckerei" umbenannt und als Parteidruckerei weitergeführt. Der enteignete Betrieb, der auch zwei Bombenschäden zu verkraften hatte, fiel vier Jahre nach Kriegsende wieder an den Pressverein zurück.
Bogen- und Zeitungsrotationsdruck entwickelten sich rapide weiter. Im Haus Bergstraße 12 gedruckt wurden schließlich die „Salzburger Nachrichten“, die „Salzburger Wirtschaft“, der „Salzburger Bauer“ und das „Rupertusblatt“. Der Salzburger Pressverein erwarb den Verlag und die Verlagsdruckerei Anton Pustet und stieg ins Schulbuchgeschäft ein. 1981 verdrängte der Lichtsatz endgültig den Bleisatz. Die schlechte Auslastung der sechsten Zeitungsrotationsmaschine, die man aus Platzgründen in einer neu errichteten Halle in Elsbethen aufgestellt hatte, wurde ab 2002 zu einem ernsten Problem.
Nach einer Folge verlustreicher Jahre entschloss sich der Eigentümer zum Verkauf bzw. zur Schließung der beiden Druckereibetriebe. Seit 2008 konzentriert sich der Presseverein ausschließlich auf seine Buchverlage und die Immobilien.
Das Gebäude Bergstraße 12 wurde seither vom Zentrum der traditionellen Kunst des Buchdrucks und des Verlagswesens zu einem innerstädtischen Zentrum für Kunst und Wissenschaft. Die Abteilung Schauspiel der Universität Mozarteum Salzburg ist ebenso Mieter, wie die Universität Salzburg mit dem Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst, die Camerata Salzburg, Geigenbau Elschek, das ART Redaktionsteam, der Amateurtheaterverband oder der Verlag Anton Pustet.