Drei neue Salzburger Traditionen
HINTERGRUND / IMMATERIELLES KULTURERBE
09/05/11 Insgesamt 15 ausgewählte österreichische Traditionen wurden am 22. März in das "nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs" der UNESCO aufgenommen. Drei davon stammen aus Salzburg. Gekürt wurde, wie berichtet, das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht", aber auch der "Dürrnberger und Halleiner Schwerttanz" und die "Gasteiner Perchten".
"Der Schwerttanz hat eine in Schrift und Bild nachweisbare, zumindest 500-jährige Geschichte und Aufführungspraxis. Er ist ein Dokument historischer Berufstänze für Festtage", so Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Leiterin des Landesinstituts für Volkskunde. Der Tanz habe seinen wesentlichen Aufzugs- und Tanzverlauf mit einem besonders üppigen Figurenreichtum beiwahrt und zähle deshalb zu den wenigen Reihen-, Reigen- und Kettentänzen aus der Frührenaissance, die in Kostümen und Figuren auf uns gekommen sind.
Lobende Worte findet die Salzburger Volkskundlerin für das große Engagement der Ausübenden. Durch sie sei der Schwerttanz historisch bestens dokumentiert: "Er gilt sogar als einer der ältesten und am besten erforschten Bräuche Österreichs." Aber nicht nur der Bezug zur Vergangenheit sei von Bedeutung, denn: "Heute, vor allem nach der Schließung von Bergbau und Saline, stellt der Dürrnberger Schwerttanz einen wichtigen Identifikator für die Bevölkerung dar."
Über das immaterielle Kulturerbe "Gasteiner Perchten" sagte die Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde: "Der Gasteiner (Schön-)Perchtenlauf stellt einen wichtigen Brauch im Salzburger Landesbewusstsein dar." Obwohl er in der touristischen Bewerbung des Landes zu den Attraktionen zähle, würde er sich nicht touristisch vereinnahmen lassen. "Wie die anderen Maskenläufe des Alpenbogens ist er eine einzigartige lokale Variation der Faschingsläufe zwischen Renaissance und Rokoko. In ihnen haben sich Formen der nord- und mitteleuropäischen Fastnacht mit dem südeuropäischen Karneval verbunden", so Kammerhofer-Aggermann.
Über die Geschichte der "Gasteiner Perchten" sagte Kammerhofer-Aggermann: "Der Hofgasteiner Archivar Horst Wierer konnte nachweisen, dass nach der Protestantenvertreibung 1733 mit katholischen Unterinntaler Bauernfamilien Schemenläufe ins Gasteinertal kamen, die dort eine eigenständige regionale Ausformung von einzigartiger Schönheit und Perfektion erfuhren. Seit dem Besuch von Kaiser Ferdinand I. im Jahr 1837 gelten die Läufe auch als touristische Attraktion. Der Zug und die Masken wurden größer und professioneller. Im Jahr 1893/1894 wurden erste Fakten zum Schönperchtenlauf aufgenommen, doch bald politisch als heidnische Relikte missdeutet, wovon sich die Gasteiner heute distanzieren." Heute begeistere am Perchtenlauf auch die Vernetzung europäischer Kultur mit lokaler Kreativität.
Die Bestätigungsurkunden wurden kürzlich im Michael-Pacher-Kongresszentrum in St. Wolfgang die Bestätigungsurkunden überreicht. (Landeskorrespondenz)