Abschied nach 2.386 Tagen
POLITIK / DORAJA EBERLE
27/10/10 Doraja Eberle zieht sich aus der Politik zurück. Mit der Kultur gab es in ihrem Riesenressort unzählige Berührungspunkte, vom Musikschulwerk über die Volkskultur bis zu den Regional- und Heimatmuseen.
„Ich habe mich entschieden, meine politischen Ämter in der Landesregierung und in der ÖVP Salzburg zurückzulegen. Ich werde mein Amt als Landesrätin am Dienstag, dem 9. November, zur Verfügung stellen und mich am Mittwoch, 10. November, im Salzburger Landtag verabschieden. Ich habe dieses Amt dann 2386 Tage bekleidet, das sind mehr als sechseinhalb Jahre“, so Doraja Eberle.
Die Gründe für den Schluss-Strich seien ausschließlich persönlicher Art: "Meine innere Uhr zeigt mir deutlich: Was ich beitragen konnte, habe ich getan und mich mit meiner ganzen Kraft eingesetzt." Es sei für sie "ganz persönlich die Zeit gekommen, wieder andere Lebensaufgaben in den Mittelpunkt zu rücken“. Sie habe seit längerem ein Angebot, eine neue Herausforderung anzunehmen.
"Ich bin stolz darauf, dass mir in meinen elf Ressorts Weichenstellungen gelungen sind und dass ich Meilensteine setzen konnte, wo andere nicht zum Ziel gekommen sind“, so die scheidende Landesrätin.
Die Volkskultur wird die Ära Eberle als goldene Jahre in den Annalen verbuchen, denn der Budgetansatz wurde trotz allgemeiner Sparvorgaben seit 2006 verdoppelt. Damit konnte man das erste (Regional-)Museumsbauprogramm in Salzburg finanzieren. Und es wurden, wie Eberle betont, "die Weichen für ein 'Haus der Volkskulturen' gestellt. Integration war für sie mehr als nur Schlagwort zum politischen Kleingeld-Sammeln.
Im Rahmen ihrer Familien-Ressortzuständigkeiten hat Doraja Eberle Lernprogramme und Nachhilfeunterricht für Jugendliche mit Migrationshintergrund und das START-Stipendienprogramm für Migranten auf Schiene gebracht. Sie hat Mentorenprojekte für lernschwache Schüler und für Frauen mit Migrationshintergrund zur Integration am Arbeitsmarkt initiiert und sich für Sprachförderprogramme an Schulen und Kindergärten mit hohem Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache stark gemacht.
Doraja Eberle war auch Nationalpark-Referentin, in ihrer Amtszeit wurde das Nationalparkzentrum Mittersill gebaut und (man zählt dort derzeit mehr als 100.000 Besucher pro Jahr). Ein Erweiterungsbau um 2,5 Millionen Euro ist auf den Weg gebracht.
Letztlich ist auch die Kinderbetreuung eine Kultur-Frage. Erstmals wurden nach fast zwei Jahrzehnten die Kindergartengruppen wieder verkleinert. Das gesamte Kinderbetreuungssystems in Salzburg wurde ausgebaut, von 19.000 (2003) auf 23.500 (2010) Plätze, das ist fast ein Viertel (23,7 Prozent) mehr. Das Budget wurde von 18 Millionen Euro (2003) auf 35,4 Millionen Euro (2010) nahezu verdoppelt. Doraja Eberle selbst spricht von einer "Trendumkehr".
Im Bereich des Musikums, für das sie ebenfalls ressortzuständig war, ist nicht so viel weitergegangen, aber auch nichts schlechter geworden.
Rosen streut Wilfried Haslauer jener Landesrätin, die oft genug auch beharrlich-unbotmäßig war in Sachfragen. "Doraja Eberle hat es wie keine andere Frau in der Landespolitik verstanden, einen unverwechselbaren unkonventionellen menschlichen Stil in die harte tägliche Arbeit einzubringen, ihre Kraft schöpft sie aus einem tiefen Glauben an Gott und die Menschen - in diesem Sinn ist sie ein Vorbild für alle, die in der Politik sind und täglich darum kämpfen, sich nicht zu verbiegen und sich auch nicht verbiegen zu lassen. Sie hat etwas weitergebracht und sie hat uns menschlich und politisch weit gebracht. Sie ist eine mutige Politikerin, die sich nie dem Zeitgeist unterworfen hat, die politische Verantwortung immer vor den persönlichen Erfolg gestellt hat. Ihre sachpolitischen Erfolge - besonders für unsere Familien - sprechen für sich. Es passt einfach zu Doraja Eberle, dass sie den Zeitpunkt ihres Ausscheidens aus der Politik selbst bestimmt."
Die Nachfolgefrage soll von ÖVP-Seite morgen, Donnerstag (28.10.) entschieden werden, danach gibt es Koalitionsgespräche, weil es ja um ein Landesregierungsamt geht.
Sie nehme den Rücktritt mit großem Bedauern zur Kenntnis, sagte SPÖ-Landesparteivorsitzende Landeshauptfrau Gabi Burgstaller in einer ersten Reaktion. "Doraja Eberle hat sich in die Salzburger Landespolitik so eingebracht, wie sie auch schon zuvor in Salzburg bekannt und geschätzt war, nämlich undogmatisch und lösungsorientiert. Sie hat sich bei der Lösung von Sachfragen nicht an der Farbe eines Parteibuchs orientiert, sondern an den Interessen der Menschen. Das war eine Qualität, die Doraja Eberle aus ihrem sozialen Engagement, etwa für die von ihr ins Leben gerufene Hilfsorganisation 'Bauern helfen Bauern', nahtlos in die Politik übernommen und weiter verfolgt hat", betonte Burgstaller.
(ÖVP/SPÖ/dpk-krie)