Im Spiegel der Politik und Gesellschaft
HAUS DER NATUR / 100-JAHRE-JUBILÄUM (3)
25/04/24 Ach, hätte unsereinen vor Jahrzehnten jemand nach den Lieblingsobjekten im Haus der Natur gefragt! Wir Kinder hätten gewiss die in einem mit Vorhang abgetrennten Raum präsentierten, in Spiritus eingelegten Missgeburten und andere Absonderlichkeiten genannt. Die haben viel neugieriger gemacht als der Gläserne Mensch im gleichen Stockwerk.
Von solch gallischer Schaustellerei ist man heutzutage glücklicherweise abgekommen. Welche Objekte werden wohl genannt werden, wenn im Jubiläumsjahr heuer Besucherinnen und Besucher nach ihren Lieblings-Schaustücken befragt werden? Man wird online voten können, und die ausgewählten Objekte werden mit der Geschichte des Hauses neu kontextualisiert.
Am 15. Juni 1924 wurde das Neue Naturkundemuseum eröffnet. Nicht am gegenwärtigen Museumsstandort, sondern in der ehemaligen Hofstallkaserne, wo sich heute das Große Festspielhaus befindet. Das Museum wurde anfangs getragen von der „Gesellschaft für darstellende und angewandte Naturkunde“ und konnte nur durch die tatkräftige Hilfe zahlreicher Salzburger Firmen und Bürgern entstehen. Schon damals zeichnete sich das Museum als eine von den Salzburgerinnen und Salzburgern mitgetragene Kultureinrichtung aus. Im Jahr 1936 wurde der Name des Museums auf Haus der Natur geändert.
Gründungsdirektor war Eduard Paul Tratz, der in der Nazi-Zeit, als auch die Naturwissenschaft politisch ans Gängelband genommen wurde, nicht immer den nötigen Abstand zur Rassenideologie hielt. Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde das Museum in die SS-Forschungsorganisation Ahnenerbe eingebunden. Als Abteilungsleiter im Ahnenerbe identifizierte sich Tratz in vielfältiger Weise mit den Forschungszielen und -vorhaben der SS-Wissenschaftsorganisation. Die Tibet-Dioramen sind ein durchaus problematisches „Erbgut“ jener Jahre.
1959 – Tratz war nach kurzem Intermezzo längst wieder Direktor – übersiedelte das Museum an seinen heutigen Standort im ehemaligen Ursulinenkloster. Der Trakt über die Gasse kam als Science Center 2009 dazu, nachdem das Salzburg Museum ins Neugebäude der Residenz übersiedelt war.
Das Museum versteht sich heute als eine Bildungs- und Forschungseinrichtung, an der Interaktivität, Zugänglichkeit und moderne Ausstellungstechniken von großer Bedeutung sind. Das Museum schafft es mit seinen vielseitigen Vermittlungsangeboten an den unterschiedlichen Standorten und in Kooperation mit wichtigen österreichischen Partnerinstitutionen auf die Bedeutung von Naturschutz und Nachhaltigkeit einzugehen. Dank des engagierten Beitrags der ehrenamtlichen Arbeitsgemeinschaften kann man ein vielseitiges Angebot mit Vorträgen, Workshops und Exkursionen anbieten. Dabei kommen immer wieder auch gesellschaftlich relevanten Themen zur Sprache.
Das Haus der Natur setzte mit einer Nachhaltigkeitsstrategie Anfang des Jahres wichtige Schritte hin zur Erfüllung der anspruchsvollen Kriterien für das Österreichische Umweltzeichen. Dafür seien weiterhin Schritte zu mehr Nachhaltigkeit bei der Ausstellungsproduktion wie auch in der täglichen Büroarbeit erforderlich.
Im Zuge einer vom Land Salzburg unterstützten Digitalisierungsoffensive der Salzburger Museen setzt auch das Haus der Natur einschlägige Maßnahmen. Gerade wurde ein neues Kassasystem installiert, damit einhergehend wird man demnächst Online-Tickets anbieten können.
Das Jubiläum des Museums wird am 14. Juli mit einem Tag der offenen Tür begangen. Eine Sonderschau ab Sommer wird Erinnerungen an liebgewonnene Ausstellungsobjekte gelten. Man durchforstet die Depots nach historischen Stücken. Da gibt es etwa Bewegungsmodelle, die bereits in den 1920er Jahren erdacht wurden, sie vergleichen die Beweglichkeit des Vogelkopfes mit dem von uns Menschen oder erklären die Funktionsweise des Zusammenspiels von Skelett und Muskeln im menschlichen Arm oder im Vogelschnabel.
Ab November geht es um den Mars. Die Entdeckung des Roten Planeten. Wann könnte der erste Mensch hinfliegen? In der Ausstellung wird man, so heißt es, auch dazu etwas erfahren. (Haus der Natur / dpk-krie) (Wird fortgesetzt)
www.hausdernatur.at
Bilder: Haus der Natur