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„Es wird auf jeden Fall weitergehen“

HINTERGRUND / FESTIVAL FIFTY-TWENTY

03/05/23 Das wirklich Pikante an der aktuellen Budget-Umschichtung, die das im Juli 2023 zum zweiten Mal stattfindende Jugendkultur-Festival Fifty-Twenty satte 40.000 Euro an städtischer Förderung kostet: Diese Summe wird fürs Kaiviertelfest abgezweigt aus der ursprünglichen Fördersumme für Fifty-Twenty. Aber das Kaiviertelfest, das in drei Wochen stattfinden hätte sollen, wurde abgesagt, die Musikerinnen und Musiker storniert.

Von Reinhard Kriechbaum

Wohin also werden diese 40.000 Euro fließen? Jedenfalls nicht in die von ÖVP und FPÖ offensichtlich gleichermaßen ungeliebte Jugendkultur. Und noch eine Pikanterie gibt es bei der Sache: Markus Rauchmann, der das Festival Fifty-Twenty ausrichtet, ist auch einer der Protagonisten des traditionellerweise auf multikulturelle Musik ausgerichteten Kaiviertelfests. Er organisiert dafür das Programm. Er habe, wie er auf Nachfrage des DrehPunktKultur heute Mittwoch (3.5.) bestätigt, die Musikgruppen, die dort demnächst hätten auftreten sollen, storniert.

Umso überzeugter tritt Markus Rauchmann nun für Fifty-Twenty ein. „Es wird auf jeden Fall weitergehen“, versichert er. „Das ist ja der politische Auftrag.“ Die Initiative wurde im Vorjahr ja auf Betreiben des SPÖ-Kultur-Stadtrats und Vizebürgermeisters Bernhard Auinger ins Leben gerufen. Auinger habe sich auch jetzt „super reing'haut“, lobt Rauchmann.

Es geht bei Fifty-Twenty darum, die Stadtteile zu beleben und der Jugend nach den Lockdown-Jahren wieder kulturelle Verlockungen zu bieten. Hinter dem Veranstaltenden Verein „Fifty-Twenty zur Förderung der Salzburger Jugendkultur“ stehen neben Markus Rauchmann Marcus Rieder (Künstler und Marketingexperte), Dominik Schönauer (Veranstalter und DJ von der Salzburg Club Commission) sowie der Bankier Carl Philipp Spängler. „Vier Experten und Insider der Salzburger Jugendszene“, hieß es im Vorjahr in einem Pressegespräch. Dominik Schönauer, im Verein zuständig für einen professionellen Zugang zur Jugendarbeit, sagte damals: „Dieses Angebot soll zum einen Nutzungskonflikte verhindern und zum anderen neue Räume zur Entfaltung erschließen. Dazu waren wir auch im Austausch mit zahlreichen Jugend- und Sozialeinrichtungen.“ Sozialstadträtin Anja Hagenauer damals: „Salzburg muss mehr Raum für junge Menschen bieten! Im übertragen Sinn, mit mehr Inklusion und Teilhabe für junge Menschen am Leben in der Stadt. Aber auch im ganz konkreten Sinn, indem wir Orte schaffen, wo man sich entfalten kann. Mit diesem Festival wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass diese Räume in der Stadt entstehen!“

Nicht zu Unrecht also fühlen sich die Betreiber des Festivals Fifty-Twenty nun quasi in letzter Sekunde ausgebremst. In einer SPÖ-Presseaussendung nach der Gemeinderatssitzung gestern Dienstag (2.5.) hat es gar geheißen: „Schwarz-Blau ist auch in der Stadt Salzburg angekommen.“

Das ist freilich weit überzogen. Meistens ist es ja doch so, dass sich SPÖ und ÖVP in Kulturfragen auf einigermaßen vernünftige Dinge einigen. Nicht selten ist die FPÖ dagegen. Die Entscheidungen, für die man sich vorab im Kulturausschuss der Stadt Salzburg zusammenrauft, werden im Regelfall vom Gemeinderat ohne weitere Diskussionen durchgewinkt.

Das Gegeneinander-Ausspielen von Jugendkulturfestival Fifty-Twenty und Kaiviertelfest ist besonders, weil die Subvention für Fifty-Twenty in Höhe von 100.000 Euro im Kulturausschuss grundsätzlich schon beschlossene Sache war. Mitbeschlossen von der ÖVP, routinemäßig abgelehnt von der FPÖ. Bis dahin also gelebter Salzburger Polit-Alltag. Dann aber kamen kurzfristig andere Begehrlichkeiten ins Spiel: Beim Kaiviertelfest, einem Fixpunkt in der Altstadt-Betrubelung, fehlten plötzlich 40.000 Euro, weil sich einige Salzburger Unternehmer entlang der fraglichen Straßenzüge zugeknöpft zeigten. Wirte stellen eine stattliche Lobby in der Stadt, und die profitieren ja vor allem von derartigen Trottoir-Festen, also solchen im „öffentlichen Wohnzimmer“. Es ist nicht verwunderlich und der Klientel geschuldet, dass ÖVP und FPÖ jetzt doch gemeinsame Sache machen und beschlossen haben, Geld von hinnen nach dannen zu schieben. 40.000 Euro fürs Kaiviertelfest (das nach derzeitigem Informationsstand gar nicht stattfinden wird) werden von der Förderung fürs Festival Fifty-Twenty einfach abgezogen.

Markus Rauchmann von Fifty-Twenty nimmt jetzt eine kämpferische Position ein: „Es wird eine politische Bewegung draus entstehen“, sagt er vollmundig. Abstriche wird man machen müssen, statt einem Budget von 290.000 Euro werde man wohl mit 150.000 Euro kalkulieren müssen. „Halb so viele Veranstaltungen bedeuten auch halb so viele Einnahmen“, sagt Rauchmann. „Und wer weiß, ob der Bund bei den versprochenen Fördermitteln bleibt, wenn die Stadt zurücksteckt.“ Subventionen von Stadt und Land sind ja Bedingungen für Bundes-Zuwendungen.

Das Programm für den Juli 2023 ist gemacht, aber noch nicht publiziert. Jetzt gelte es, aus den schon abgeschlossenen Verträgen herauszukommen. Eines wird es laut Rauchmann jedenfalls nicht geben: einen großen Event im Hof des Schlosses Mirabell. „Bürgermeister Harald Preuner will uns offenkundig nicht, er kann ja eine Blaskapelle engagieren.“

Über das Festival Fifty-Twenty Ziemlich „Wyld“ soll es zugehen
Zum Kommentar Im Zweifelsfall für die Wirte

 

 

 

 

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