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„Alles wie in echt, nur viel cooler!“

HINTERGRUND / KINDERSTADT

21/07/22 „Wir sind jedes Mal, wenn sich die Tore von Mini-Salzburg schließen, stolz, wie viel Lebens-Kompetenzen die jungen Leute zeigen und wie lösungsorientiert sie agieren – egal, welche Herausforderung gerade ansteht.“ Das sagt Petra Burgstaller vom Verein Spektrum, die Leiterin der Kinderstadt in der Eisarena.

„Für jeden und jede war Mini-Salzburg eine wichtige persönliche Erfahrung, ein Ort, der spielerisch Freude am Lernen vermittelt, Partizipation und Empowerment lebt und Kindern und Jugendlichen zeigt, wieviel Selbstorganisationspotential in ihnen steckt.“ Der Verein Spektrum hat diese Großveranstaltung für Kinder heuer zum zehnten Mal ausgerichtet. 1.100 Kinder hat man pro Tag angesprochen, in den drei Wochen von 29. Juni bis 16. Juli waren es insgesamt 7.400.

Mini-Salzburg bildet die Maxi-Welt ab – aber die Dimensionen sind überschaubarer: Knapp siebzig Unternehmen wurden in den drei Wochen in Mini-Salzburg gegründet, am beliebtesten waren Gastroangebote und Handwerk, auch ein Lieferservice war unter den Start-ups.

Das beliebteste Gericht im Restaurant war die selbstgemachte Pizza. Vierzig Kilo Mehl wurden allein dafür verarbeitet! Fast zehn Mal so viel Mehl hat die Bäckerei insgesamt verbraucht. Auch das Abwaschen,  Mülltrennung und -transport sowie die Wäsche haben die Mini-Salzburger und Mini-Salzburgerinnen selbst erledigt. Im Umweltamt wurde vieles wieder upgecyclt: Viele Fundstücke aus dem Müll haben sich in Hüte, Mobiles, Geldbörsen, Schlüsselanhänger und Schmuck verwandelt.

Demokratie, Mitbestimmung und Partizipation werden in der Kinderstadt spielerisch, aber intensiv gelebt. So stellten sich etwa 23 Kandidatinnen und Kandidaten der Bürgermeisterwahl. Amtierende Bürgermeisterin ist die 14jährige Anna, die in der dritten Spielwoche den gleichaltrigen Vorgänger Romeo abgelöst hat. Sie führt die Stadtregierung Mini-Salzburg bis zur nächsten Wahl. Einen konkreten Wunsch an die Stadtregierung von Maxi-Salzburg gibt es auch: Ganz oben auf der Liste steht eine ganzjährige „Kinderwerkstatt“.

Es gab zwei Demos für Kinderrechte, und 130 Hochzeiten „aller Art“, berichten die Veranstalter. Die „Probleme“ in Mini-Salzburg gleichen denen in der Erwachsenen-Welt: Die Preise stiegen rasant an, ein steuerfreier Tag und Essensgutscheine für neue Mini-Salzburgerinnen sollten dem entgegensteuern. Erfreulicher war der Empfang für die Gäste aus der Partnerstadt Mini-München: Zehn Jugendliche waren als Botschafterinnen für drei Tage zu Besuch. Eine Delegation aus Mini-Salzburg wird im Gegenzug in die dortige Spielstadt, die am 1. August startet, reisen.

Neu und erfolgreich eingeführt wurde der Innovationspreis der Stadtregierung über 1.000 Saletti, das ist die Kinderstadt-Währung. Dieses Preisgeld ging an das heuer erstmals eingerichtete „Unfallschutzzentrum“ und den „Du bist hier-Plan“ ging. Traditionell fragt die amtierende Stadtregierung die Wünsche der Mini-Bürger ab: Der Campingplatz, der in den vergangenen Kinderstädten immer ganz weit oben auf der Wunsch-Liste stand, konnte heuer im Außenbereich im Volksgarten verwirklicht werden und galt zusammen mit dem Jugendzentrum als „bester Platz in der besten Stadt der Welt“. Die Kinder im Literaturhaus (auch ein solches gibt es in Mini-Salzburg) brachten es auf den Punkt: „In Mini-Salzburg ist alles wie in echt, nur viel cooler!“

Das TV-Studio produzierte sechzig Stunden Videomaterial und machte daraus vierzehn Nachrichtensendungen mit einer Gesamtlänge von vier Stunden. Vierzehn Mal gab es die Tageszeitung mit einer Auflage von 130 Stück. Dazu druckte die Zeitungsredaktion Sonderausgaben wie die Stefan-Zweig-Zeitung, eine wissenschaftliche Fachzeitschrift in Kooperation mit der Uni Salzburg und eine Extra-Ausgabe – das Meisterstück von Jakob.

Die Bibliothek wurde fleißig frequentiert: Die Kinder haben fünf eigene Spiele entwickelt und ein Geschichtenbuch geschrieben. Mehr als hundert Kinder haben gemeinsam an einem Riesenwimmelbild gemalt und mit der „Free Hugs-Skulptur“ des Museums gab es sogar Kunst im öffentlichen Raum. Reger betrieb auch auf der Bühne: Es wurden 102 Talente-, Quiz- und Modeshows gezeigt, zwei Stücke zum Thema Mobbing, das Musikelum „Der Rapper und Flirtröschen“ und das Stück „Grethle, Grethle und Hänsel“.

Viel ist also geschehen, aber fast nichts passiert. Kleinere Verletzungen oder Kreislaufschwächen konnten vor Ort im Mini-Krankenhaus behandelt werden. Die Selbstorganisation klappt ja wirklich gut in Mini-Salzburg, was sich manche Eltern aber nicht so leicht verklickern lassen: Dass sich manche erwachsene Besucher nicht an die hier geltenden Spiel-Regeln halten, wurde von teilnehmenden Kindern und den Veranstaltern bekrittelt. (Spektrum/dpk-krie)

Mini-Salzburg aus der Sicht der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer – kinderstadtnews2022
Bilder: Verein Spektrum

 

 

 

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