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In der Nachmittags-Hitze

SOMMERSZENE / LEHEN SURPRISE

18/06/22 Zwei verdammt heiße Nachmittage am Freitag und am Samstag (17./18.6.) im Stadtwerk Lehen. Da ist man froh um die (höchst umstrittene) Bebauungsdichte. Man findet Steh- und Kauerplätze im Schatten. Die Sommerszene mitten unter dem Lehener Volk. Partizipation wird groß geschrieben.

Von Reinhard Kriechbaum

Klar doch, da greift man zum Handy und stellt als bald fest: Eigentlich gibt's zwischen Stadtgalerie und Fotohof keine Perspektive, in die sich nicht große schwarzgraue Mülltonnen als wenig attraktiver Hintergrund drängen. Haben die Architekten da auf etwas vergessen? Wir haben uns bemüht, die Mülltonnen aus unseren Fotos zu vertreiben. Am Freitag ab 15.15 Uhr waren wir dort. Es waren trotz exponierter Stunde und Hitze um einiges mehr Zuschauerinnen und Zuschauer als Mülltonnen. Die Radfahrer, die gerne quer durchs Stadtwerk fahren, benahmen sich rücksichtsvoll.

Gleich ins Auge springend in ihren roten, violetten und pinken Gewändern: Schülerinnen vom Musischen Gymnasium. Sie haben sich eingelassen auf den Wiener Salon Emmer und die Aktion Traces – 3.000 Spuren durch Lehen. Ein Mädchen tanzt oder legt sich auf den Boden, das zweite malt Umrisse und Schrittfolgen mit Kreide auf den Asphalt. Nette Beschäftigungstherapie. Ist Kunst, kann trotzdem weg. Das nächste Gewitter wird das erledigen.

Gleich daneben: Potpourri Dance, das sind Farah Deen und Olivia Mitterhuemer. Sie zeigen vorab Szenen aus einem Stück, das im Herbst Premiere haben wird. Do you have a moment soll „Elemente des Urban Dance, der Clubkultur und des zeitgenössischen Tanzes“ verbinden. Es ist ein Work in progress, derweil scheint für jedem der drei Aspekte Luft nach oben. Aber für nachmittäglichen Zeitvertreib ist's echt nett.

Tänzerisch ungleich besser drauf sind, wen wundert's, die Leute von CieLaroque. Sie haben ihre Open-Air-Tour schon am Mittwoch auf dem Bahnhofsvorplatz bei der kulturschiene gestartet. Hear and Now reagiert auf Publikumswünsche (man erkundet, welche Musik die Leute hören wollen) und tanzt dazu.

Das Wort „Improvisation“ ist gar ein wenig hoch gegriffen, es sind eben die tänzerischen Floskeln von Helene Weinzierls Tanzgruppe. Nach ungefähr zwanzig Minuten werden die Umstehenden zum Mit-Bewegen eingeladen. Kinder sind noch ein bißchen schneller dabei als ihre Mütter.

Verlassen wir die Freiluft in Richtung Parterre-Seminarraum der Volkshochschule. Dort ist gold extra mit Jugendlichen von der Neuen Mittelschule Lehen am Werk, und das ist eigentlich das einzig ernsthaft Kreative, das man bei der Sommerszene-Aktion Lehen surprise entdecken kann.

Da wurden ein Schuljahr lang mit den jungen Leuten Spiele entwickelt, an der Schnittstelle zwischen konventionellen Brettspielen und computergenerierten Ausdrucksformen. Mensch-ärgere-sich-nicht und Fantasy, anregend gekreuzt. Da sprechen die Kids merklich drauf an. Dass es zu diesem künstlerischen Vorhaben schon internationale Einladungen gab und sie also auch reisen durften, beflügelt zusätzlich.

Gegen Abend dann noch Musik, mit der Band The VoiceBreakers. Die Burschen sind noch sehr sehr jung, eigentlich im Stimmbruchalter. Trotzdem ist ihr Debütalbum schon bald zwei Jahre alt.

Auch heute Samstag (18.6.) herrscht ab 15 Uhr im Stadtwerk Lehen Betriebsamkeit – Die Sommerszene dauert bis 24. Juni – www.szene-salzburg.net
Bilder: dpk-krie

 

 

 

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