Fast sechzehn Stunden Belichtungszeit
HAUS DER NATUR / VEGA STERNWARTE
05/02/21 Das ist nachweislich keine Mutation eines Corona-Virus. Keine regional-interstellare Weiterentwicklung. Strottner-Drechsler 1 ist ein neu entdeckter planetarischer Nebel im Sternbild Stier. Rochus Hess ist von der VEGA-Sternwarte Haus der Natur aus die weltweit erste Detail-Aufnahme gelungen.
Das 2019 entdeckte Ding ist echt weit weg, 9200 Lichtjahre zur Erde. Der Salzburger Astrofotograf Rochus Hess kann der Welt nun als erster zeigen, wie dieses Himmelsobjekt aussieht. Hess ist langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe für Astronomie am Haus der Natur und betreibt seit zwanzig Jahren Astrofotografie auf höchstem Niveau. Er konzentriert sich vor allem auf Objekte außerhalb unseres Sonnensystems, wobei ihm das leistungsstarke Teleskop auf der 2018 errichteten VEGA-Sternwarte Haus der Natur auf dem Haunsberg neue Möglichkeiten eröffnete. Nun sorgt seine Aufnahme von StDr1 in der internationalen Fachwelt für Anerkennung.
„Astronomische Objekte außerhalb unseres Sonnensystems sind sehr lichtschwach“, erklärt Rochus Hess. „Erst durch enorm lange Belichtungszeiten kommen die Strukturen und Farben zum Vorschein.“ Zuerst hat Hess mit seiner Astro-CCD-Kamera viele Einzelbilder gemacht – und es war trotzdem erst einmal nichts zu erkennen. „Nach mehr als einem Jahr und vielen Nächten auf der Sternwarte reichte die Belichtungszeit dann aus, um Konturen und Strukturen zu erkennen. In Summe wurde der planetarische Nebel 15,8 Stunden belichtet. Das digitale Übereinanderlegen machte dann im Dezember des Vorjahres das kleine Wunder sichtbar. Auf der fertigen Aufnahme erkennt man nicht nur, wie dieser neu entdeckte planetarische Nebel aussieht. Sie gilt auch als erster Nachweis einer ringförmigen Struktur aus Wasserstoffgas. Damit liefert das Foto als Draufgabe noch einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag für die Astronomie.
Was ist eigentlich ein planetarischer Nebel? Die Bezeichnung ist irreführend, denn solche ringförmigen Gas-Strukturen findet man rund um sterbende Sterne. Durch Abstoßen ihrer äußersten Hülle erzeugen Sterne am Ende ihrer Entwicklung eine hell leuchtende Gaswolke, die den alternden Stern einhüllt.
Solche planetarischen Nebel sind ziemlich nebulos: Sie machen sich zunächst beispielsweise als Schatten und Bogensegmente auf Fotoplatten bemerkbar. Also erst nur indirekte Hinweise. Das Spektroskop lieferte den Entdeckern von StDr1, den französischen Astronomen Xavier Strottner und Marcel Drechsler den Beweis, dass es dieses Himmelsobjekt tatsächlich gibt. Wie es konkret aussieht, blieb trotzdem schleierhaft - dem konnte also Rochus Hess nun nachhelfen. Die beiden Astronomen hatten sich an ihn gewandt und eine hochaufgelöste Aufnahme des Objekts erbeten. Den beiden konnte geholfen werden. (Hasu der Natur/dpk-.krie)