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Demokratischer Treffpunkt

HINTERGRUND / ANTIFASCHISMUS-MAHNMAL

03/09/20 Es ist ja schon ein bisserl eigenartig: Da hat man 2002 auf dem Südtiroler Platz das Antifaschistische Mahnmal zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus sorgfältigst zwischen den Bäumen versteckt, auf dass möglichst wenig Leute Notiz davon nehmen und möglichst viele glauben, es sei eigentlich ein überdachter Abstellplatz für Fahrräder.

Von Reinhard Kriechbaum

„Eingebettet in den Hain im Westen des Bahnhofsvorplatzes“ sei das Mahnmahl, heißt es nun reichlich euphemisch in der Presseaussendung anlässlich der Renovierung des Mahnmals. Und es stehe „an einem Knotenpunkt des Kommens und Gehens“. Dass man von besagtem „Knotenpunkt“ erst die Straße überqueren muss – und überhaupt erst draufkommen, dass es um mehr als ein Flugdach geht – das wird dezent verschwiegen. Eigenartig an diesem Mahnmal ist ja auch: Die Schrift ist in die extrem niedrige Betondecke graviert. Wenn man die Zeilen wirklich von links nach rechts sinnerfassend lesen will, muss man den Kopf nach oben recken und ein paar Meter blindlings seitwärts steigen. Man könnte leicht straucheln.

Vielleicht war das ohnedies von vornherein so gemeint, weil man für das Erinnern „mehr tun muss als vielleicht angenehm ist“ so Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger beim Festakt gestern Dienstag (2.9.). Warum jetzt ein Festakt? Das Mahnmahl wurde restauriert, und drumherum wurde aufgeräumt. Nach achtzehn Jahren ärgerlicher Unauffälligkeit war wohl allen klar, dass man um kosmetische Maßnahmen nicht herumkommt.

Diese sind: eine neue, helle Schotterdecke am Hain selbst aus „Unkener Dachsteinkalk“, etwas besser gestutzte Bäume und eine Reihe von LED-Leuchten. Ganz so unauffällig ist das Ding jetzt jedenfalls nach Sonnenuntergang nicht mehr. Hilfreich auch eine Infotafel in deutscher und englischer Sprache. Das erspart das Kopf-Verrenken um draufzukommen, worum es überhaupt geht bei dem Beton-Flugdach.

Flankierende Maßnahmen: Es gibt jetzt sechs Doppelstock-Radabstellanlagen am Süd-West-Ende des Hains vor der Polizeiinspektion. Die Müllcontainer wurden auf drei reduziert, das Entleerungsintervall erhöht, und eingehaust werden sie auch noch. Und: „Das Gartenamt wird die Stirnseite der Radabstellanlagen zum Platz hin noch mit Pflanzen begrünen und einige Sitzwürfel aufstellen.“ Letzteres freut sicherlich so manche Leute, denn am „Knotenpunkt des Kommens und Gehens“ ist das Herumsitzen ja bestenfalls geduldet, aber nie und nimmer erwünscht oder gefördert.

Wie klang all das bei einem Festakt, an dem an einem Dienstagabend Sonntagsreden geschwungen wurden? Das Mahnmal könne „noch mehr zum demokratischen Treffpunkt werden“, so die Straßen- und Brückenamt-Stadträtin Martina Berthold.

 

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