Absagen rundum
CORONA-STILLSTAND
13/03/20 Vor zwei Tagen noch haben kleine Veranstalter und Kulturinstitutionen damit spekuliert, dass sie mit der 100-Personen-Regelungen über die nächsten Wochen kommen. Unterdessen wird auch auf dieser Ebene rundum das Programm storniert: im Literaturhaus, im Toihaus, im Museum der Moderne, im OVAL, und und und. Auch Snow Jazz Gastein ist passé.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Literaturhaus Salzburg macht bis Ostern dicht. Damit folge man etwa den Beispielen der Literaturhäuser Zürich, München und Graz, heißt es. „Der Schutz unseres Publikums, aller auftretender Künstler sowie der Mitarbeiter steht an erster Stelle“, so Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann. Die Entscheidung sei schweren Herzens, nach intensiven Diskussionen und ständigen Analysen der aktuellen Situation gefallen. „Ich war laufend in Gesprächen mit Verlagen, Autoren und Kooperationspartnern, die alle volles Verständnis für unsere notwendige Entscheidung zeigen.“
Dabei ging es auch um komplizierte Fälle wie den weißrussischen Autor Sasha Filipenko, der in St. Petersburg lebt und nach geplanter Österreich-Premiere im Literaturhaus Salzburg nach Moskau müsste. Der gebuchte Flug über Deutschland musste storniert werden, weil die russischen Behörden bei Rückreise über Deutschland mit Quarantäne gedroht hätten. Also wollte man den Autor über Wien einfliegen lassen. Aufgrund der ungewissen Situation konnte plötzlich nicht mehr
garantiert werden, dass es dann nicht auch Schwierigkeiten geben könne. Trotzdem wollte der weißrussische Autor ebenso auftreten wie der ukrainische Schriftsteller Jurij Andruchowytsch, der bereits sieben Mal im Literaturhaus war. Ob diese Abende zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, ist derzeit ungewiss.
Insgesamt geht es imLiteraturhaus um dreißig Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und das Abendpublikum mit über siebzig betroffenen Autoren, Musikern, Übersetzern, Moderatoren, Schauspielern etc. Ob man Künstlern Ausfallshonorare zahlen könne, hänge von der Entscheidung der Regierung ab, Kulturbetriebe finanziell unter die Arme zu greifen, heißt es in der Aussendung des Literaturhauses heute Freitag (13.3.). „Der Schaden für das Literaturhaus allein in den kommenden Wochen durch Ausfall von Eintritten, Café-Einnahmen und Vermietungen wird mit ca. 10.000 Euro beziffert.“
„In diesem Ausmaß waren die Ereignisse zu Wochenbeginn leider nicht absehbar“, sagt auch Sepp Grabmaier vom Sägewerk. Also ist Snow Jazz Gastein am zweiten Festival-Tag abgesagt. Auch das geplante Festival Digital Spring in der Stadt Salzburg hat dran glauben müssen.
Im Salzburger Toihaus hat man bis vorkurzem noch darauf gehofft, mit dem üblichen Platzangebot von weniger als fünfzig Plätzen weit unter dem Absage-Limit zu bleiben. „Um der Empfehlung der Bundesregierung nach Reduzierung von persönlichen Kontakten Rechnung zu tragen, sagen wir vorerst bis 6. April 2020 alle Veranstaltungen ab, denn die Gesundheit unseres Publikums, der Mitwirkenden und der Gesamtbevölkerung geht vor“, heißt es jetzt. Auch die ARGEkultur hatte gehofft, weniger publikumsstarke Veranstaltungen durchführen zu können. Auch diese sind nun abgesagt, zum Beispiel die Produktion Der Elefantenmensch des Theater Ecce. Dasselbe gilt fürs OVAL im Europark: man stellt den Veranstaltungsbetrieb bis 3. März ein. Die Kinos hatten ebenfalls gehofft, mit geringer ausgelastetes Vorstellungen durchzukommen. Ab Samstag (14.3.) gibt es keinen Betrieb mehr im Filmkulturzentrum Das Kino und auch nicht in den beiden Cineplexx, das Mozartkino schließt am Montag (16.3.)
Nicht einmal im Atelier des oenm im Künstlerhaus riskiert man eine Menschenansammlung. Also sind auch die drei Atelierkonzerte an diesem Wochenende (13., 14. und 15.3.) gestrichen. Ausstellungen des Kunstvereins sind ab 14.3. geschlossen.
Tote Hose auch in den Museen: Ab 14. März schließen alle Standorte des Salzburg Museums, und so hält es auch das Museum der Moderne. Das DomQuartier ist ab Montag (16.4.) geschlossen. Die Stiftung Mozarteum wirft ebenfalls das Handtuch, die Mozart-Museen haben ab morgen Samstag zu.
In den Ämtern des Magistrats Salzburg hat man entschieden, den Parteienverkehr auf das absolute Mindestmaß zurückzufahren. Das betrifft natürlich auch den Kultur-Sektor: Die Stadtbibliothek setzt ihren Betrieb mit Samstag (14.3.) bis auf weiteres aus. Hier verweist die Stadt auf das umfangreiche digitale Angebot. Stadtgalerien und das Stadtarchiv sind bis auf weiteres für Besucherinnen und Besucher geschlossen.
Die Salzburger Festspiele sind auch betroffen, wenn auch nur am Rande: Das Culture Tech LAB Salzburg wird auf Dezember verschoben.