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Wo ein politischer Wille ist...

HINTERGRUND / KULTURPOLITIK / DACHVERBAND

30/01/20 …ist an der Kultur ganz rasch der Sparstift angesetzt. Was sich schon seit November des Vorjahres abzeichnet, ist nun quasi schwarz auf weiß: Der Dachverband der Salzburger Kulturstätten büßt von der Stadt 10.000 Euro Förderung ein.

Von Reinhard Kriechbaum

Im Kulturausschuss heute Donnerstag (30.1.) wurde der Amtsbericht über die Kulturförderungen für das Jahr 2020 zur Beschlussfassung vorgelegt. In dem Bericht ist unter anderem auch die Förderung für den Dachverband der Salzburger Kulturstätten enthalten: und zwar samt der von der ÖVP willkürlich vorgenommenen und von der SPÖ mitgetragenen Kürzung um 10 000 Euro von 37.500 Euro im Jahr 2019 auf 27.500 Euro.

Ein Beschluss, der natüürlich von der Bürgerliste nicht mitgetragen wird. „Gerade aufgrund der geänderten Budgetsituation – 650.000 Euro für eine neue Flutlichtanlage beim SAK werden nun doch nicht benötigt – stehen mehr als ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um dem Dachverband Salzburger Kulturstätten zumindest die Förderung in der Höhe des Vorjahresansatzes von 37.500 Euro zu gewähren“, heißt es in einer Aussendung der Bürgerliste.

Aber hinter der Kürzung der Dachverbands-Förderung durch die Stadt steht ja ein klares politisches Ewollen. „Die von der Stadt-ÖVP, in Person von KO Fuchs angezettelte, willkürliche Kürzung der Jahresförderung des Dachverbandes um 10 000 (!) Euro wurde von der SPÖ und dem für die Kultur zuständigen Vizebürgermeister Auinger, dem die Bedeutung der Einrichtung eigentlich bekannt sein müsste, im heutigen Ausschuss widerspruchslos mitgetragen,“ so Ingeborg Haller.

Die Klubobfrau der Bürgerliste/Die Grünen erinnert auch daran, dass es um mehr geht als um die Interessensvertretung von Kultureinrichtung. Der Dachverband leiste auch „einen enorm wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit in dieser Stadt“, stellt Ingeborg Haller. Der Dachverband KO der Bürgerliste/DIE GRÜNEN, klar. Sie verweist darauf, dass der Dachverband nimmt auch die Agenden für die Verlegung der Stolpersteine wahr. Erst kürzlich wurde anlässlich des Gedenkens 75 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau ein Stolperstein für den Rabbiner David Samuel Margules verlegt. Der Dachverband der Salzburger Kulturstätten organisiert auch die im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums Salzburger Festspiele geplante Verlegung von insgesamt 28 Stolpersteinen vor dem Haus für Mozart sowie dem Mozarteum, die am 15. Juli dieses Jahres stattfinden wird. „Eine Kürzung, gerade im Gedenkjahr 75 Jahre Befreiung von der NS-Terrorherrschaft sowie zum Jubiläum 100 Jahre Festspiele, ist ein falsches Zeichen. Noch dazu, wenn sie ohne finanzielle Not erfolgt“, so Ingeborg Haller.

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten, organisiert als gemeinnütziger Verein, ist das Netzwerk und die kulturpolitische Interessenvertretung der „freien zeitgenössischen, emanzipatorischen und autonomen Kulturarbeit im Bundesland Salzburg“, wie es auf der Website formuliert ist. Er hat derzeit 78 Mitglieder, 44 städtische Initiativen und 34 im ländlichen Raum. Für sie leistet der Dachverband seit 1988 Rechtsberatung, Rechtsvertretung und Consulting in Subventions- und Förderungsbelangen, Hilfestellung bei Behördenkontakten, in Versicherungs-, AKM- und diversen administrativen Angelegenheiten.

Neben dem ständigen kulturpolitischen Engagement sowie der Unterstützungs- und Lobbyismus-Arbeit für die freie Kultur ist eine der wichtigen Tätigkeiten des Dachverbands die Publikation des Kultplans, einer monatlichen Veranstaltungsübersicht, sowie des kidsKULTPLAN für das junge Publikum. Er engagiert sich auch für die Aktion „Hunger auf Kunst & Kultur" sowie für den Leerstandsmelder (Super), der leistbaren Raum für kulturelle Initiativen bringen soll. Der Dachverband ist auch mit insgesamt 24,96% Teilhaberin des FS1 Community Fernsehen. Auch die Initiative Super wird übrigens 2020 von der Stadt eingekürzt, minus 1.000 Euro.

Finanziert wird die Arbeit der Interessenvertretung vor allem über Mitgliedsbeiträge und Werbeeinnahmen, des weiteren durch Förderungen von Stadt (Euro 28.000.-) und Land (Euro 56.200.-). Der Dachverband Salzburger Kulturstätten ist selbst wiederum Teil eines österreichweiten Netzwerkes, der IG Kultur Österreich.

Schon im November hat man angesichts der zu erwartenden Streichung von Fördermitteln angekündigt, dass sich der Dachverband aus dem städtischen Projekt Kulturstrategie 2024 zurückziehen werde. „Unter den gegebenen Umständen ein sinnloses Engagement“, hieß es damals.

www.kultur.or.at; www.stolpersteine-salzburg.at; www.hungeraufkunstundkultur.at/salzburg; www.leerstandsmelder.de/salzburg; fs1.tv
Zur Meldung „Ein Opfer politischer Willkür“

 

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