Ein Turm, der alle Sinne adressiert
HALLEIN / SCHMIEDE 2019 / WERKSCHAU
23/09/19 Medien-Kunst und -Kultur. Performances. Lesungen. Fotografie. Visuals, Videos oder Installationen: Das 17. MedienKultur Festival Schmiede19 endete am Freitag (20.9.) in der Alten Schmide auf der Perner Insel mit der traditionellen Werkschau. Mit dem üblichen, so die Veranstatler, „technisch perfekt umgesetzten Feuerwerk an Phantasie, Kreativität und Witz“.
„Das Publikum konnte sich wie jedes Jahr ein Bild davon machen, wie vielfältig die rund zweihundert Smiths aus der ganzen Welt seit dem 11. September ihre Kreativität im inspirierenden Ambiente der Alten Saline ausgelebt haben.“ Ein Abend voller Erlebnisse für Augen, Ohren und Geist sei es gewesen: „Es leuchtete und tönte im ehrwürdigen alten Industriebau in Hallein“, einem Raum mit vielen Möglichkeiten. Die Werkschau zeige, was die Smiths, also die Schmiede, „mit ihren Ideen und Umsetzungen daraus gemacht haben“, sagt Rüdiger Wassibauer, der künstlerische Leiter der Schmiede Hallein. Die Schmiede schließt damit für ein Jahr die Tore, nun werde im virtuellen Netzwerk weitergearbeitet bis es 2020 heißt, auf „zum nächsten Playground of Ideas“.
Das Jahresthema 2019 war „besser“. Und was war zu diesem Thema bei der Werkschau zu sehen? Bemerkenswerte Publikumsmagnete waren, so Wassibauer, etwa die Gesangsperformance des VoiceLab von Christina Goerke oder das Projekt des FeralLab: Martin Murer, Pete Bennett und Jordi Solsona Belenguer luden die Besucher ein, ihre Ideen mit drei Vertretern künstlicher Intelligenzen zu teilen, „die nach Zufallsprinzip entweder sehr konservativ, sehr schmiede-kreativ oder sehr vergesslich reagierten“.
Im Rahmen der FeralAIR zeigte Chun Shao, Artist in Residence, ihre weinenden e-Textilien. Antoni Rayzhekov stellte die Weiterentwicklung von BOREOUTvor: „Die Werkschaubesucher waren eingeladen, sich so sehr in die Langeweile fallen zu lassen, dass ihre Gehirnströme ein anfangs verzerrtes verwackeltes Bild immer ruhiger und klarer werden ließen.“ Auch wieder zu sehen und begehbar war die Saline - Dark Factory, „eine ton-, bild- und lichtgewaltig Inszenierung des Verdampferturms durch das audiovisuelle Kollektiv APNOA, bestehend aus Tobias Feldmeier, Sebastian und Valerian Drack) und der Medienkünstlerin Claudia Rohrmoser.
Es gab aber auch auf der Schmiede hergestelltes veganes Nougat von Philip Egerman zu verkosten, eine Performance mit Latex von Alex Reichart, die die Verbundenheit der Schmiedeteilnehmerinnen verkörpern sollte, eine Installation aus gedrechselten Holztropfen und verstricktem Plastikmaterial Tears of Trash von Hannes Bernhofer oder Tanzperformances wie das Puppet Ritual Laboratory,
Auch heuer fand zum Auftakt noch vor der eigentlichen Schmiede das Festival für Kinder statt: „Bei der MiniSchmiede trafen sich heuer dreizehn angehende Viertklässler der VS Hallein in der Alten Saline und machten es wie die erwachsenen Smiths: Unter dem Motto Wir spielen Zukunft entwickelten sie auf Teufel komm’ raus ihre Ideen mit Unterstützung von Sophie Birkmayer, Tammo Claassen, Korinna Lindinger oder Rüdiger Wassibauer von der Schmiede Hallein: Aus dekonstruierten Bauteilen aus Computern, Druckern, ferngesteuertem Spielzeug, Bügeleisen, Kaffeemaschinen und Staubsaugern aber auch aus Knetmasse, Stöcken und anderen Materialien entstanden selbst gebaute Roboter. Beim abschließenden Roboter-Wettkampf,traten zwölf Kreationen gegeneinander an.
Die Ausstellung 2219. gold extra – Arbeiten für unser Land ist bis 12. Oktober im Kunstraum Pro ARTE zu sehen. Es ist ein Querschnitt durch die Arbeiten des Kollektivs gold extra der letzten zwanzig Jahre in Form einer Zeitreise: „Aus der Sicht des Jahres 2219 betrachtet man die Arbeiten in Form von Ausgrabungen, die Artefakte aus einer vermeintlich lang vergessenen Epoche zeige.“ So könne rekonstruiert werden, was die Künstlergruppe aus Salzburg und Wien zum Beginn des 21. Jahrhunderts geschaffen hat.
Den Abschluss und Höhepunkt des langen Tages war die erste Präsentation von Saline - Dark Factory“ aus dem Schmiede-Projektzyklus Cinema Vertigo im Leuchtturm. „Erstmals wurde der Verdampferturm in Form einer gut besuchten Live Performance als immersiver Raum inszeniert, der „alle Sinne adressiert“.
Das Fazit der Veranstalter und Schmiedemeister: „Wieder hat sich die Alte Saline auf der Pernerinsel als anregende Umgebung für Kreative bewährt. Auf Wiedersehen 2020, wenn es wieder heißt: Welcome to the Playground of Ideas.“ (Alte Schmiede/dpk-klaba)
Weitere Infos zur Schmiede19 - www.schmiede.ca und www.facebook.com/schmiedehallein
Bilder:Alte Schmide / Krisch