Mühle versenken?
HINTERGRUND / KREATIVZENTRUM RAUCHMÜHLE
17/05/19 Wasser von oben oder von unten auf das Mühlrad geleitet – und die Sache dreht sich. Ob oberschlächtig oder unterschlächtig ist bei der Rauchmühle aktuell nicht die Frage: Der Geldfluss ist ohnehin ins Stocken geraten geraten. Geht das Offene Kreatizentrum Rauchmühle den Glanbach hinunter?
Von Heidemarie Klabacher
„ÖVP und SPÖ haben heute Freitag (17.5.) das Projekt „Offenes Kreativzentrum Rauchmühle versenkt“, heißt es in einer aktuellen Aussendung der Bürgerliste/DIE GRÜNEN. „Als offiziellen Grund für das Aus nennen Bürgermeister Preuner und der für Kultur zuständige Vizebürgermeister Auinger eine neue Kostenschätzung.“ Beide hätten sich noch vor wenigen Tagen mit ihrer Unterschrift des Parteienübereinkommens dazu bekannt, das Projekt Rauchmühle umzusetzen, – „nach einer konstruktiven Lösung wollen sie nun nicht mehr suchen“.
Was sagt die „Gegenseite“? „Die Rauchmühle hätte die Chance geboten, in einer für Salzburg einmaligen historischen Industriearchitektur einen innovativen Entwicklungsstandort zu schaffen“, bestätigt Kulturressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger in seiner Aussendung ebenfalls heute Freitag: „Ich muss schweren Herzens zur Kenntnis nehmen, dass sich das Projekt aufgrund des von der Politik vorgegeben Umfangs in einem Kostenrahmen bewegt, der im Hinblick auf die finanziellen Herausforderungen der Stadt mehrheitlich kritisch betrachtet wird.“ Leider habe es keine Bereitschaft gegeben, am Montag im Senat über eine kostengünstigere Variante dieses Projekts zu diskutieren.
Im Grunde will man ja eh das Gleiche: „Es braucht jetzt gemeinsame Lösungen und Kompromisse, sowohl was das Gebäude betrifft als auch die Nutzungen“, sagt Markus Grüner-Musil, der Kultursprecher der Bürgerliste/DIE GRÜNEN. Das will auch Vizebürgermeister Auinger: „Wir müssen rasch nach alternativen Lösungen suchen, denn an der Notwendigkeit des inhaltlichen Konzepts hat es nie Zweifel gegeben.“ In den Gesprächen sei es jedenfalls gelungen, einen Teil der finanziellen Mittel für das Bildungsbauprogramm sowie für bauliche Maßnahmen für die freie Kulturszene zu sichern. Mit dem Projekt „Rauchmühle“ vorerst verloren gehe eine wesentliche Stärkung des Kultur-, Wirtschafts- und Innovationsstandortes Salzburg.
Platz brauchen, so weiß es die Bürgerliste/DIE GRÜNEN, 44 Gruppen und Kompanien der freien professionellen Kulturszene im Theater- und Tanzbereich, aber auch renommierte Einrichtungen der Musik, wie Bachchor, Philharmonie Salzburg (die man in der Aussendung übrigens noch immer „Junge Philharmonie“ nennt) oder der Chorverband. „Der dringende Bedarf an Probenräumen für Initiativen der freien Szene, speziell für Tanz, Theater und Chöre wird auch ausdrücklich im gültigen Kulturleitbild der Stadt Salzburg zum Ausdruck gebracht“, erinnert Grüner-Musil. „Das Kreativzentrum Rauchmühle war und ist die einzige Perspektive um dieses dringende Problem zu lösen.“
Der Projektbetreiber Prisma habe angekündigt, so heißt es in der Meldung der Bürgerliste/DIE Grünen, „die Rauchmühle nun eigenständig in Richtung Startups und Kreativwirtschaft weiter entwickeln zu wollen“. Auinger, betont, in seiner Funktion als Kulturressortchef versuchen zu wollen, „mit Prisma eine Form der Einbindung auszuverhandeln“: „Denn das über die Jahre erworbene Knowhow von Kulturabteilung, Bauabteilung und Wirtschaftsservice soll weiterhin im Projekt bleiben.“
Am 6. Mai hatten Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP), Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), und Stadträtin Martina Berthold (Bürgerliste/DIE GRÜNEN) das Parteienübereinkommen für die neue Funktionsperiode unterschrieben, am 8. Mai wurde der neue Gemeinderat konstituiert, und das Übereinkommen damit in Kraft gesetzt. „Hatten zu diesem Zeitpunkt beide Parteien bereits entschieden, die Rauchmühle als offenes Kreativzentrum zu versenken?“, fragt Grüner-Musil. „Werden nun private Investoren dieses Objekt gewinnbringend für neue Wirtschaftsbereiche nutzen, während die Kunst- und Kulturschaffenden weiter im Regen stehen?“
Bilder: dpk-krie
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