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Kinder haben keine Angst vor „anderen“ Kindern

HINTERGRUND / 25 JAHRE KIJA SALZBURG

21/11/18 Von Scheidung bis Mobbing, und nicht zu vergessen auf die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft: Seit 25 Jahren ist die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) als weisungsfreie Ombudsstelle und Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche – seit 2015 auch für junge Erwachsene bis 21 Jahre – im Bundesland Salzburg tätig.

Waren in den ersten zehn Jahren rund tausend Anfragen pro Jahr zu bewältigen, sind diese vor allem seit der erfolgreichen kija-Regionaltour durch die Bezirke (2008 bis 2010) auf rund dreitausend Einzelfälle angewachsen. Insgesamt konnte die kija Salzburg seit ihrem Bestehen knapp 45.000 Kindern und Jugendlichen weiterhelfen.

Dieser Tage wurde der Tätigkeitsbericht der kija Salzburg im Landtag behandelt und einstimmig, mit viel Lob, zur Kenntnis genommen. LH-Stv. Heinrich Schellhorn betonte bezugnehmend auf die aktuell geplante Kompetenzverschiebung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe die Wichtigkeit der Weisungsfreiheit der Landeseinrichtung, für die er auf landesgesetzlicher Ebene weiterhin einstehe. Die kija handle „nicht nur im Einzelfall, sie macht auch die Politik immer wieder auf Problemfelder aufmerksam“. So seien in Salzburg auf Empfehlung der kija hin per Gesetz die kinderanwaltschaftliche Vertrauenspersonen eingeführt worden.

Pionierarbeit leisteten die kija Österreichs mit einem Pilotprojekt, das zur Einführung des Kinderbeistandes in strittigen familiengerichtlichen Verfahren führte. „Kreativität ist gefragt, wenn schnell reagiert werden muss“, so die Salzburger Kinder und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. So stellte die kija im Sommer 2015, als vermehrt minderjährige Geflüchtete nach Salzburg kamen, ein ehrenamtliches Patenschaftsprojekt auf die Beine. Auch im Rahmen des Schwesterprojektes „MutMachen“ vermittelt die kija Salzburg seit über zwölf Jahren Mentorenschaften. „In der kija Salzburg gelten die beiden Projekte als echte 'Glücks-Projekte', auch wenn ihre finanzielle Absicherung immer wieder eine besondere Herausforderung darstellt.“

Künftig soll die regionalen Arbeit ausgebaut werden, „damit alle Heranwachsenden im Bundesland Salzburg über die Kinderrechte und ihre Interessensvertretung informiert sind und wissen, wo sie Hilfe holen können“.

Mobbing sei „ein trauriger Spitzenreiter“, weiß Andrea Holz-Dahrenstaedt. Auch da besteht Handlungsbedarf. Für Herbst 2019 plane man eine Fachtagung, man habe die kinderrechtliche Fortbildung von Lehrkräften im Auge und werde den „Kinderrechtekoffers“ mit einer Fülle an praxisorientierten pädagogischen Materialien neu auflegen.

Wie drängend die Themen Wertschätzung und Gleichbehandlung in der Schule sind, bestätigt die anlässlich des Internationalen Weltkindertags erhobene UNICEF-Umfrage „Europa für Kinder“, an der rund 14.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Europa teilnahmen. Die oberste Empfehlung der jungen TeilnehmerInnen für die Zukunft Europas im Bereich Schule lautet eindrücklich: „Making sure no one is treated badly because of being different!“

Dazu Andrea Holz-Dahrenstaedt: Es stimme zuversichtlich, dass die überwiegende Mehrheit der Kinder keine Angst vor Kindern aus anderen Kulturen hat, sondern – im Gegenteil – diese als Bereicherung empfinde. Auch die anderen Empfehlungen der Kinder und Jugendlichen an die EU, nämlich Frieden garantieren, Umweltschutz gewährleisten und Gleichbehandlung fördern, decken sich mit den Zielen der kija Salzburg. „So beobachten wir mit großer Sorge die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft und eine größer werdende Kluft zwischen den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen: Auf der einen Seite leiden Heranwachsende am Zeitmangel der Eltern, an Langeweile, Überfluss und Wohlstandsverwahrlosung, auf der anderen Seite werden immer mehr Kinder und Jugendliche ihrer Chance auf gesellschaftlicher Teilhabe beraubt: sei es durch die geplante Kürzung der Mindestsicherung für Kinder, durch eine Ausbildungspflicht, die geflüchtete Jugendliche ausschließt, oder eine Bildungspolitik, die anstelle von Integration und Prävention auf Separation und Strafe setzt.“

Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt will die kija in der Verfassung festgeschrieben sehen. „Seit 25 Jahren sind die kijas als weisungsfreie Einrichtungen im Einsatz für die Kinderrechte, im Einzelfall und auf struktureller Ebene. Dieser Einsatz für die Kinder muss auf höchster Ebene abgesichert werden. 2019 feiern wir 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention. Das wäre der richtige Anlass, um die kijas und mit ihnen natürlich die Kinderrechte durch eine Verankerung im Verfassungsgesetz weiter zu stärken. Aber auch auf internationaler Ebene muss das UN-Kinderrechtskomitee aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen und die Kinderrechtskonvention um das Recht auf intakte Umwelt als 55. Artikel erweitern.“ (kija)

Kürzlich wurde der Kinderrechtspreis Salzburg verliehen – www.kija-sbg.at
Bilder: LMZ / Stefan Mayer (1); kija Salzburg (2)

 

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