Bloggen in Sachen Genius loci
HINTERGRUND / INFLUENCER
17/07/18 „Eine Salzburger Bloggerin unterwegs auf den Spuren Mozarts“, titelt die Landeskorrespondenz euphorisch – und natürlich in eigener Sache: „Carolina Hubelnig hat im ganzen Land Orte besucht, an denen Wolferls Spuren noch heute sichtbar und wahrzunehmen sind.“
Von Reinhard Kriechbaum
Und weiter: „Erklärtes Ziel ist es, das Erbe des Genius loci auf angesagte Weise für die jungen Leute zugänglich zu machen.“ Welche Methode ist angesagt? Das kann man sich beispielsweise im Lifestyleblog „Ach du gute Güte“ ansehen. Damit, so heißt es, erreiche die 30-jährige Carolina Hubelnig, eine seit zehn Jahren in Salzburg lebende Oberösterreicherin, jeden Monat tausende junge Leserinnen und Leser aus Stadt und Land Salzburg sowie im angrenzenden Deutschland. Seit 2013 betreibt sie diesen Blog.
Was sie da beruflich tut, läuft unter der Fachbezeichnung „Influencer“. Es sind attraktiv gestaltete Websites, mit deren Hilfe auf einer emotional-persönlichen Schiene Fäden zu Leserinnen und Lesern gespannt werden. Und sind die Grundsympathie, ein guter Schuss Vertrauen mal aufgebaut, dann wird die Sache werbemäßig professionell, sprich: Die Autoren solcher Seiten platzieren geschickt PR, verbunden mit dem Nimbus persönlicher Begeisterung, um so also „influence“ auf die Leserschaft zu nehmen. Was in Zeitungen also im Regelfall als bezahlte Werbung ausgewiesen ist, kommt auf Influencer-Seiten daher wie quasi im Gespräch bei einem guten Schluck Wein unter Freunden.
Carolina Hubelnig also: „Wohnt in Salzburg, mag gutes Essen, schönes Design, Tee, Bücher und Katzen und richtet gerne Chaos in ihrer Wohnung an. Und hier schreibt sie das alles auf“. So heißt es auf der Begrüßungsseite von „Ach du gute Güte“.
„Vor kurzem hat sie sich auf Entdeckungsreise gemacht“, meldet die Landeskorrespondenz eine neue Initiative von Carolina Hubelnig. „Bis Ende September beschreiben mehr als 34 Facebook-Postings die Highlights, auch die Blogger-Community verbreitet Carolinas Erlebnisse und Erfahrungen“ in Sachen Mozart. Der Umfang der Kampagne ist damit also schon ausgeplaudert. Auftraggeber (und auch Betreiber der Seite) ist das Netzwerk Europäische Mozart Wege (EMW), bei dem das Land Salzburg von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt hat.
Auch auf dem Mozartways-Blog wird an der Emotionsschraube gedreht und ein Fundament aus Glaubwürdigkeit aufgebaut. „Junge Salzburgerinnen und Salzburger haben zu W.A. Mozart oft eine spezielle Beziehung: So stolz sie auf 'ihren' Wolferl sind, so schwierig ist es manchmal, zwischen Mozartkugeln und Kitsch den Musiker nicht aus den Augen zu verlieren. So geht es auch Carolina Hubelnig.“ Als Kunsthistorikerin und Tochter einer Musikerfamilie trage sie natürlich das Mozart-Gen in sich, „und trotzdem hatte sie in den vergangenen Jahren kaum Berührungspunkte mit den Spuren des Genies in der Gegenwart“. Das mag daran liegen, dass die Mozart-Gene in Oberösterreich nicht mehr ganz so stark wirken. „Höchste Zeit also, das zu ändern. Wir begleiten Caro auf ihrer Reise durch Stadt und Land Salzburg und entdecken gemeinsam mit ihr die Spuren in der Gegenwart.“
Im Bild sieht man die Bloggerin im Gespräch mit dem zwölfjährigen Flötisten Nathan Rinaldy. Er nimmt an der Universität Mozarteum Salzburg als Hochbegabter Unterricht. Auch der Präsident der Stiftung Mozarteum, Johannes Honsig-Erlenburg, hat einen Beitrag im Blog bekommen. In Lofer gab es eine Begegnung mit Musikschülerinnen, die gerade ein Mozart Menuett erarbeiteten. In St. Gilgen besuchte Carolina Hubelnig das Mozarthaus, wo Augustin Kloiber über das Leben der Schwester des Komponisten, Anna Maria, so einiges zu erzählen hatte.
Das Ganze ist also eine Idee des Netzwerks Europäische Mozart Wege (EMW). Mit dieser Kulturroute des Europarates wurde ein Projekt geschaffen, das schon vierzehn Jahre lang über die Grenzen hinweg künstlerische, wissenschaftliche, touristische und musikvermittelnde Maßnahmen umsetzt.
Nun machen die Europäischen Mozart Wege also erste Schritte mit Influencer-Marketing. Eine Wirtschaftsförderung des Landes, sowie Unterstützungen des Bundeskanzleramtes und der Tourismus Salzburg GmbH schufen die finanzielle Basis dafür. Involviert ist auch das Salzburger Bloggerteam von „Fräulein Flora“, ebenfalls ein Online-Portal, das es unter dem Namen „Qwant“ auch in Prinform gibt.
Das Ziel der Reise im nächsten Jahr steht auch bereits fest: Es geht nach Augsburg, in die Geburtsstadt von Mozarts Vater Leopold. Aus gutem Grund: Leopold Mozart kam dort 1719, also vor dreihundert Jahren zur Welt.