Wachsam sein gegenüber dem Faschismus
ZEITGESCHICHTE / ROMA UND SINTI
20/04/18 „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Das Zitat von Heinrich Heine hat sich auch an dreihundert Roma und Sinti bewahrheitet, die in Salzburg der nationalsozialistischen Herrschaft zum Opfer fielen. Heute Freitag (20.4.) gab es eine Gedenkstunde beim Mahnmal am Ignaz-Rieder-Kai.
Die Roma und Sinti wurden auf dem ehemaligen Trabrennplatz zusammengetrieben und im „Zigeunerlager“ Maxglan interniert. Der Großteil wurde nach Auschwitz deportiert, eine kleinere Gruppe nach Lackenbach. Nur wenige überlebten. „Im März 1938 begann mit dem Einmarsch von Truppen Nazi-Deutschlands das wahrscheinlich dunkelste Kapitel der österreichischen Geschichte, beherrscht von Gewalt, Unrecht, Terror, Raub, Mord, Krieg und Völkermord“, so Landtagspräsident Josef Schöchl in seiner Gedenkrede. „In Salzburg hat das verbrecherische NS-Regime in den darauffolgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren Tausende jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sinti und Roma, Angehörige anderer Minderheiten, Menschen mit Behinderung und Andersdenkende verschleppt, gefoltert und ermordet. Wir stehen dieser systematischen Niedertracht und Barbarei auch 80 Jahre später unvermindert bestürzt, betroffen und auch ratlos gegenüber." Es sei die Verantwortung der heute Lebenden, das mahnende Gedenken und die Wachsamkeit gegenüber dem Faschismus unmissverständlich und unvermindert aufrechtzuerhalten, betonte Schöchl.
Die Gedenkstunde wird alljährlich vom Kulturverein österreichischer Roma und dem Friedensbüro Salzburg mit Unterstützung von Stadt und Land veranstaltet. Diesmal gestalten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7a des BORG Nonntal die Gedenkstunde mit musikalischen und literarischen Beiträgen. Mit Rosa Gitta Martl kam als Angehörige die Tochter der KZ-Überlebenden Rosa Winter zu Wort.
Der Obmann des Kulturvereins, Christian Klippl, erinnerte an das damalige Leiden: „Vor 80 Jahren, mit dem sogenannten Anschluss Österreichs im März 1938 an das Deutsche Reich, wurden Roma und Sinti vom Stimmrecht ausgeschlossen, den Romakindern blieb ab Mai 1938 der Schulbesuch untersagt, im Juli 1938 wurde im Burgenland die Zwangsarbeit für die ansässigen Roma eingeführt. Die Rassenideologie der Nationalsozialisten führte zum Massenmord an den Roma und Sinti in den Konzentrationslagern. Dies darf niemals verdrängt werden und nicht in Vergessenheit geraten.“
Zum Gedenken an die im Dritten Reich ermordeten Salzburger Roma und Sinti wurde 1985 am Ignaz-Rieder-Kai in Salzburg-Aigen, auf dem Gelände der ehemaligen Rennbahn, wo sich das "Zigeunerübergangslager" befand, ein von Zoltan Pap gestaltetes Mahnmal enthüllt. Auf einem halbrunden Sockel aus Ziegelsteinen, der an einen Krematoriumskamin erinnert, erhebt sich eine Hand, die aus Metallplatten herausgearbeitet wurde. Die Inschrift auf dem Mahnmal beschreibt die Ereignisse in Salzburg. (Landeskorrespondenz)