Aus „Ethno“ Mehrwert schöpfen
DOKUMENTATION / KULTURENTWICKLUNGSPLAN (7)
20/03/18 Inter- und Transkultur ist ein kurzes, aber spannendes Kapitel im neuen Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg. Wie bringt man fremde Kultur, die zu uns kommt, mit der eigenen Kultur zusammen? Es sieht nach vielen kleinen, durchaus mühsamen Schritten aus.
Ein modernes Verständnis von Kultur geht davon aus, dass eine Gesellschaft nicht auf starren und homogenen kulturellen Identitäten und Praktiken beruht. Vielmehr werden sie durch einen sich ständig wandelnden Austauschprozess geprägt, der durch Vermischungen und Überlagerungen gekennzeichnet ist. Das Land Salzburg bekennt sich dazu, diesem kulturellen Austauschprozess offen gegenüberzustehen und ihn bestmöglich zu unterstützen. Damit werden Konzepte von Inter- und Transkulturalität verfolgt, bei denen sich Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen auf Augenhöhe begegnen, alle Seiten an der Gestaltung eines gesellschaftlichen Miteinanders mitwirken und eine „Kultur des Dazwischen“ sowie kulturübergreifende Ansätze gefördert werden.
Ethnische und kulturelle Vielfalt werden als Selbstverständlichkeit wahrgenommen und als Chance für die kulturelle Zukunft des Landes Salzburgs gesehen. Dazu gehört auch, dass die Kulturarbeit im Land Salzburg dazu beiträgt, bestehende Vorurteile abzubauen, Ausschlusspraxen kritisch zu hinterfragen und rassistischen und diskriminierenden Tendenzen offensiv entgegenzutreten.
Das Land Salzburg setzt sich in diesem Zusammenhang das Ziel, inter- und transkulturelle Dialoge und Begegnungen von Menschen mit Migrationsgeschichten aus allen Altersgruppen zu fördern. Dies beinhaltet die verstärkte Unterstützung von Initiativen und Projekten, die sich hier – vor allem in den Regionen – um eine Sichtbarmachung und Sensibilisierung bemühen und inter- und transkulturelle Ansätze verfolgen, die emanzipatorische Strategien mit sich bringen. Von erhöhtem Interesse sind außerdem Aktivitäten, die an einer inter- und transkulturellen Öffnung von folkloristisch ausgerichteten und bisher in sich geschlossenen Strukturen arbeiten – unabhängig von der jeweiligen kulturellen Tradition und Herkunft.
Gefragt sind mehr niederschwellige, kleinräumige, partizipative und vernetzende Formate, die schwerpunktmäßig auf inter- und transkulturelle Bildung und Kommunikation setzen und selbstorganisierte migrantische Initiativen, Kunst- und Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeiter und Bildungseinrichtungen genauso miteinbeziehen wie die Bevölkerung vor Ort. Besonders förderungswürdig sind derartige Formate, wenn die lokalen Gegebenheiten in den jeweiligen Gemeinden oder Stadtteilen und die dort lebenden Communities im Fokus stehen und von ihnen ausgehend langfristige und nachhaltige Kooperationen entstehen.
Im Kapitel „Inter- und Transkultur“ sollen folgende prioritäre Maßnahmen umgesetzt werden:
– Entwicklung von übergreifenden Förderansätzen für inter- und transkulturelle Projekte, die auf Nachhaltigkeit und Partizipation setzen (beispielhaft Projekte des Museum Fronfeste in Neumarkt am Wallersee, Ankommenstour Querbeet oder Tanz der Kulturen).
– Ausbau von bestehenden Plattformen wie der Integrationsplattform Salzburg und Bildung von neuen Initiativen für inter- und transkulturelle Begegnungen, insbesondere im Bereich der Volkskulturen (beispielhaft Feste und Kulturenstammtische der Volkskulturen in Salzburg, Grödig oder Saalfelden oder interkulturelle Frühstücke wie die des Vereins Somos Salzburg).
– Ausbau von inter- und transkulturellen Ausstellungen, Diskussions- und Vortragsreihen sowie Kunst- und Literaturvermittlungsprogrammen in den Museen, Archiven und Bibliotheken in Stadt und Land Salzburg (beispielhaft „Aktionsraum Museum“ im Museum der Moderne Salzburg, Ausstellung „200 x 200“ im Museum Schloss Ritzen in Saalfelden im Rahmen des Jubiläumsjahres Salzburg 20.16 oder Advent der Kulturen mit Waggerl-Haus Wagrain).
– Verstärkte Nutzung der bestehenden Strukturen schulischer und außerschulischer Einrichtungen (Musikum, Jugendorganisationen und Jugendzentren) für eine weitere inter- und transkulturelle Öffnung (z. B. Entwicklung von niederschwelligen pädagogischen Konzepten und verstärkte Zusammenarbeit mit inter- und transkulturellen Einrichtungen und Initiativen).
Bild: Land Salzburg / Martina Mühlfellner