Jeder kann, viele sollen sich einbringen
HINTERGRUND / LANDESKULTURBEIRAT / WAHL
04/04/17 Mitglied im Landeskulturbeirat werden? Das können alle kulturinteressierten Salzburgerinnen und Salzburger. Der LKB, das parteiunabhängige Beratungsgremium aus der Kulturszene für die Kulturpolitik, wird heuer neu formiert. Mit dem neuen Wahlrecht nimmt man eine Vorreiterrolle in Österreich ein.
Der neue partizipative und österreichweit einzigartige Wahlmodus für den Landeskulturbeirat wurde heute Dienstag (4.4.) bei einem Informationsgespräch vorgestellt. Bis 19. Mai kann man sich bewerben, ab Juni bis einschließlich 6. Juli wird gewählt. Den neuen Modus hat man eingeführt, um den Wahlvorgang transparenter zu gestalten und eine breitere demokratischere Legitimation des Landeskulturbeirats zu erzielen.
„Alle Bürgerinnen und Bürger mit Wohnsitz im Bundesland Salzburg sind heuer erstmals dazu eingeladen, sich aktiv an der Wahl zu beteiligen und als Mitglied des LKB zu kandidieren, betont Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn. „Somit haben alle die Möglichkeit, Kulturpolitik mitzugestalten und Weichen für die nächsten Jahre zu stellen.“
Eine solche Demokratisierung „haben wir lange gefordert“, so Karl Zechenter, Vorsitzender des Dachverbands Salzburger Kulturstätten, gegenüber dem DrehPunktKultur. Er blickt auf vergleichbare Gremien in anderen Bundesländern und macht daran die Vorzüge des neuen Salzburger Systems fest: „Es hat sich gezeigt, dass Gremien wie der LKB, die man gemeinhin als zahnlos versteht, genau dann, wenn die Politik andere Möglichkeiten der Mitsprache mundtot macht, eine wichtige Anlaufstelle für kulturelle Anliegen bieten, wie das zum Beispiel in Kärnten war.“ Genau deswegen hätten andere Bundesländer – Negativbeispiel Steiermark – diese Gremien abgeschafft. „Diese Bundesländer lagern oft Kulturagenden in intransparente und parteipolitisch besetzte Gesellschaften aus“, erklärt Zechenter. „Wenn man dagegen zu uns sieht: Salzburg macht hier einen doppelt positiven Schritt. Zum einen bekennt sich das Land damit deutlich dazu selbst Kulturpolitik zu machen und zu gestalten. Es zeigt also Verantwortung. Zum anderen zeigt das Land mit dieser Regelung, dass es diese Verantwortung möglichst transparent und offen wahrnimmt.“
Das seien zwei große Pluspunkte und das sei heutzutage überhaupt nicht mehr selbstverständlich. „Wir sind sicher kein bezahlter Jubelchor, aber ich finde, dass hier Landesrat Schellhorn und die Verhandlerinnen und Verhandler auf der Seite des LKB zusammen mit der Kulturabteilung, darunter vor allem Frau Veichtlbauer und Herr Ais großartige Arbeit geleistet haben.“ Zechenters Fazit: „Hier kann man sehen wie ein gedeihliches Miteinander aussehen kann: Nicht indem jeder jedem alles verspricht, sondern in dem sich jeder zu seiner Verantwortung bekennt und bestmöglich konstruktiv unterschiedliche Standpunkte in einen Prozess einbringt.“
„Die demokratische Legitimierung des LKB und seine Verbindung zur kulturschaffenden Szene des Landes sollen nun intensiviert werden, indem die Mitglieder des Gremiums in direkter Wahl von der Kulturszene gewählt werden. Ich halte diese Entwicklung für eine große Herausforderung und Chance und setze darauf, dass sie dazu beiträgt, Bedeutung und Stellenwert von Kultur im öffentlichen Bewusstsein zu verstärken“, so Robert Pienz, geschäftsführender Intendant des Schauspielhauses Salzburg und Vorsitzender des LKB.
Auch das aktive Wahlrecht wurde ausgeweitet. Ab sofort können rund 1.200 Personen in Salzburg über den neuen Landeskulturbeirat abstimmen. Wahlberechtigt sind alle Vertreterinnen und Vertreter von Einrichtungen sowie Kunstschaffende, die in den vergangenen drei Kalenderjahren eine Kulturförderung des Landes Salzburg erhalten haben.
Der LKB berät die Landesregierung in zentralen Fragen der Kulturpolitik. Das Gremium besteht aus zwanzig Mitgliedern, dreizehn davon werden gewählt, sieben entsendet die Landesregierung entsendet werden. Die Tätigkeitsperiode dauert vier Jahre.
Die Mitglieder vertreten die Sparten Architektur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Film, Literatur, Kulturzentren/Kulturinitiativen, Medien/Medienkunst, Musik und Volkskultur. „Dies garantiert die Ausgewogenheit der kulturellen Disziplinen und spiegelt die Vielfalt der Kulturlandschaft“, heißt es. Zusätzlich zu den Sparten werden durch die Landesregierung Mitglieder aus folgenden Bereichen entsandt: Bildung, Tourismus, Jugend, Festspiele, Landestheater, Mozarteumorchester und Museen.
„Ich erlebe die Zusammenarbeit zwischen dem LKB und der Kulturverwaltung als sehr bereichernd“, so Eva Veichtlbauer. Die Durchführung der Wahl stelle ein Novum für die Kulturverwaltung des Landes dar. „Eine eigens eingesetzte Kommission wird für die ordnungsgemäße Durchführung des gesamten Wahlablaufs sorgen", erklärt die Leiterin der Abteilung Kultur, Bildung und Gesellschaft des Landes.