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Wie in Salzburg geredet wird

SALZBURG / DIALEKTFORSCHUNG

10/02/17 Eine Art „Nachschlag“ zum Jubiläumsjahr 2016 stellt der „Salzburger Sprachatlas“ dar, der von Hannes Scheutz erarbeitete worden ist. Heute Freitag (10.2.) hat er ihn gemeinsam mit Fritz Urban präsentiert.

Von Werner Thuswaldner

Eine Nachbarin von mir, die aus Grödig stammt, sagt, wenn sie ausdrücken möchte, dass ihr etwas gut schmeckt: „Mei, ist das lecker!“ Das ist alles andere als Grödiger Mundart, sondern eine Sprechweise, die wir als „piefkinesisch“ bezeichnen. Die Sprecherin bekennt sich nicht zu ihrer angestammten Mundart, sondern zieht eine Ausdrucksweise vor, die ihr aus dem Fernsehen oder auch von deutschen Touristen geläufig ist.

Die eigene Sprache wird oft als minderwertig angesehen, man schämt sich dafür. Sepp Forscher tut das nicht. Er redet im Fernsehen und auch sonst so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und kommt beim Publikum sehr gut an. Damit wirkt er authentisch. In den sechziger und siebziger Jahren entdeckten viele Gegenwartsautoren den Dialekt für sich (Artmann, Achleitner, Teuschl, R. P. Gruber u.a.). Er ist für sie nicht etwas Rückwärtsgewandtes, viel mehr fanden sie in ihm eine Deftigkeit und Farbigkeit, die die Hochsprache nicht zu bieten hat. Die Sprache hat sehr viel mit der eigenen Identität zu tun. Wenn die ursprünglichen Formen aufgegeben werden, hat dies mit Identitätsverlust zu tun.

In der Schweiz läuft es anders. Dort lernen die Menschen zwar auch den Gebrauch des Hochdeutschen, aber die Verwendung der verschiedenen Dialekte hat einen hohen Stellenwert. Wer den Dialekt verwendet, gilt nicht gleich als sozial minderwertig.

In fünfzig Jahren wird von der Mundart, wie sie heute noch in vielen Teilen des Landes Salzburg gesprochen und verstanden wird, kaum noch was übrig sein. Davon ist der Sprachwissenschaftler Hannes Scheutz von der Universität Salzburg überzeugt. Sich dagegen zu stemmen, wäre vergebene Liebesmüh. Die Sprachbewahrer hatten gegenüber den vermeintlichen Modernisierern schon immer die schlechteren Karten. Scheutz unternahm eine aufwändige Bestandsaufnahme, indem er im Land und im benachbarten Bayern verschiedene Sprechweisen dokumentierte. Mit bis zu 500 Einzelfragen konfrontierte er seine Interviewpartner. Die Unterschiede von einem Ort zum anderen sind oft beträchtlich, ebenso jene zwischen den Generationen. Was die Achtzig- und Neunzigjährigen noch verstehen und verwenden, ist den Jüngeren nicht mehr geläufig. Daran lässt sich ermessen, wie wenig Chancen die Mundart hat.

Scheutzs Sprachatlas ist nicht etwa ein Buch, er ist im Internet zu finden. Scheutz stellt eine Menge gesprochener Beispiele, die er gesammelt hat, zur Verfügung und lädt die Hörerinnen und Hörer ein, ihre eigenen Wege des Erkundens zu gehen. Jeder und jede kann sich vorkommen wie ein Forscher, wie eine Forscherin. Es ergeben sich spannende Einblicke in die Sprach- und Kulturgeschichte. So etwa erklären Bäuerinnen aus verschiedenen Gegenden, wie sie einen „Koch“ zubereiten – eine üppige Speise, die, bevor es an die Arbeit ging, täglich um sechs Uhr früh gegessen wurde und die bis um zwölf Uhr „anhalten“ musste.

www.sprachatlas.at/salzburg – Der Sprachatlas Salzburg ist ähnlich aufgebaut wie der ebenfalls von Hannes Scheutz im Auftrag der Arge Alp erstellte Dialektatlas „Deutsche Dialekte im Alpenraum
Bilder: LMZ / Andreas Kolarik

 

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