Mehr Schlagkraft und Wendigkeit
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
05/02/16 Mag sein, dass es 2012/13 so etwas wie ein Damaskuserlebnis gegeben hat: Vom Pferd gefallen sind damals der Salzburger Landeskulturbeirat ebenso wie die zuständigen Landespolitiker. Anlassfall für den Pferdesturz war die 2012 ausgebrochene Finanzkrise des Landes. Da drohte viel Terrain – in Form von Kulturbudget-Geld – wegzubrechen.
Über die Jahrzehnte ist immer wieder viel Bedenkenswertes gekommen aus den Reihen des Salzburger Landeskulturbeirats. Allein, es wurde nur selten wirklich gehört von jenen, auf die es angekommen wäre, nämlich von den Kulturpolitikern. Nachdem die Geldspekulationen des Landes auf dem Tisch lagen und ein großes Finanzloch auch im Kulturbudget drohte, war Miteinander-Reden gefragt. So konnte tatsächlich ein Durchschlagen der Finanzmisere auf die Kultur vermieden werden. Im Gegenteil: Es ist sogar mehr Geld ausgegeben worden für die Kultur.
Auch wenn man in der letzten Arbeitsperiode (2012 bis 1016) wenig gehört hat vom Landeskulturbeirat, war doch greifbar, dass sich das Gesprächsklima deutlich verbessert hat. Man hat die Zeit genutzt, um über sich selbst, über eine neue Organisationsstruktur und vor allem über eine neue rechtliche Positionierung des Landeskulturbeirats nachzudenken. Das war höchst notwendig.
Derzeit prüft die Landes-Legistik. Ein Landtagsbeschluss noch vor dem Sommer sollte eine Wahl des neuen Gremiums im Herbst möglich machen. Bis dahin macht der „alte“ Landeskulturbeirat ungefähr in gleicher Besetzung interimistisch weiter.
Einige Punkte lassen positiv aufhorchen. Alle, die in den letzten drei Jahren vom Land Fördergeld bezogen haben, werden künftig den Landeskulturbeirat wählen dürfen. Das sind also zwischen 900 und 1000 Wählende, womit das Gremium eine sehr breite demokratische Legitimation unmittelbar aus der Szene heraus haben wird.
Jeder Subventionsbezieher wird bei dieser Wahl genau eine Stimme haben, egal ob große Institution (Festspiele, Landestheater, ARGEkultur) oder „Einzelkämpfer“. Ob das Folgen haben wird auf die immer weiter auseinanderklaffende Schere an Subventionen zwischen den großen Einrichtungen und der freien Szene? Jedenfalls wird der Landeskulturbeirat in diese Richtung deutlich mehr Nachdruck entwickeln können.
Ein nicht unwichtiger Punkt: Nicht auf Aufforderung, sondern quasi automatisch soll der Landeskulturbeirat in Zukunft darüber informiert werden, was im Land kulturpolitisch angedacht ist und läuft. Diese unaufgeforderte Informationsweitergabe durch das Amt der Landesregierung, könnte eine geradezu revolutionäre Festschreibung werden: Sie birgt die Chance auf Seiten des Landeskulturbeirats, rasch und gezielt zu reagieren.
Die Arbeit im (etwas erschlankten) Gremium selbst wird dahingehend geändert, dass es künftig keine starren „Fachbeiräte“ geben soll, sondern Fachbeiräte anlass- und themenbezogen erichtet und mit konkretem Arbeitsauftrag bedacht werden. Auch das zielt also sehr in Richtung Flexibilität.
Im Juni soll der Landtag das beschließen. Im Herbst wird gewählt, wenn alles nach Plan läuft. Zu hoffen ist, dass jene, die gewählt werden, die Gunst der Stunde zu nützen wissen und sich mit Fleiß und schon auch mit neuem Selbstbewusstsein hineinknien in die Materie. Landesrat Schellhorn darf man es abnehmen, wenn er sagt: Ihm sei nach Amtsantritt rasch klar geworden, „dass es zu keinem Konfrontationskurs kommen“ dürfe und man miteinander „auf Augenhöhe reden“ müsse. Er, aber auch der Landeskulturbeirat selbst wird an seinen Taten zu messen sein.