Merke: Schnee ist ein Wertstoff!
GLOSSE
Von Werner Thuswaldner
20/01/16 Momentan ist ja alles wunderbar: natürlicher Schnee beinahe in Hülle und Fülle. Und es ist besorgniserregend, wie leichtfertig mit diesem kostbaren Stoff umgegangen wird. Vielen ist nicht bewusst, dass es sich um einen Wertstoff handelt.
Für viel Geld muss er in den Schigebieten von Schneekanonen, die die Nächte hindurch röhren, erzeugt werden. In der Stadt spricht man gedankenlos von „Schneeräumung“, womit gemeint ist, dass dieses kostbare Material einfach beseitigt wird. Ja, es soll schon beobachtet worden sein, dass Schnee einfach in die Salzach gekippt worden ist! Was für ein Leichtsinn! Was für eine Verschwendung! Das ist Schnee, der anderswo bereits zu beachtlichen Preisen gehandelt wird.
Wie schneidet es einen ins Herz mitanzusehen, wie ein Hubschrauber angeflogen kommt, um seine unter ihm in einem Netz hängende Last aus Schnee, den er irgendwo aufgesammelt hat, auf einer Piste zu verstreuen. Erbärmlich! Es sah aus, als wollte jemand einen Zehn-Liter-Häfen mit einem Teelöffel anfüllen.
Nein, so kann und so darf es nicht sein! Der Schnee muss, dort, wo er nicht dringend gebraucht wird, gesammelt werden. Man muss ihn von den Dächern kratzen, auf den Wiesen zusammenschieben, von den Bäumen schütteln, ihn an einen schattigen, kühlen Ort bringen und gut mit einer Folie abdecken. Dann wird man für den nächsten Föhneinbruch halbwegs gerüstet sein. Die Deponien, die freilich bewacht werden müssten, könnten – nebenbei bemerkt - die Basis für einen schwungvollen Handel sein. Womöglich könnte Schnee sogar für die Sicherstellung diverser Rennen in Süddeutschland und Italien exportiert werden. Es wird wohl zu verpflichtenden Aufrufen an jedermann kommen, Schnee zu sammeln, so wie wir früher aufgefordert waren, die schädlichen Maikäfer zu sammeln, weil sie alles Grünzeug wegfraßen.
Aber mit einem mickrigen Hubschrauber ist, wie man sehen konnte, nicht viel auszurichten, um für ein weißes Band in der braunen Landschaft zu sorgen. Ohne Transportflugzeuge wird es nicht gehen.
Manche sagen, dass diese Vorgangsweise pervers sei und eine kahle Gegend, die mühsam mit schmalen Pisten aus Kunstschnee versehen wird, zum Kotzen aussehe, weil dies mit Romantik rein gar nichts zu tun habe. Man muss nachsichtig mit ihnen sein. Sie wissen halt nicht, wie verzweifelt die Liftgesellschaften sind und wie schwer eine Last in Form aufgenommener Millionenkredite für grandiose Ausbaupläne drücken kann.