Schuss ins Herz
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
25/09/15 Auf der einen Seite: ein so ambitioniertes wie florierendes Unternehmen, das mit Stadtteilradio und sogar „Außenposten“ in den Bezirken seine Schallwellen ganz nah an den Menschen produziert und sie auch dorthin bringt. Auf der anderen: das Aus fürs „Magazin um 5“.
Das ist ein Schuss ins Herz des Mediums, in etwa so, als ob das ORF-Fernsehen seine „Zeit im Bild“ einstellte. In Wirklichkeit ist es noch ein wenig schlimmer, denn die klassischen Radiofabrik-Themen – auch jene des „Magazin um 5“ - sind ja jene, für die sich sonst kaum ein Medium hergibt. Nischen- und Minderheitenthemen – sie sind es wert, auch gehört zu werden.
Dass man bei der Radiofabrik nicht (oder zumindest vorerst nicht) an jenen Formaten spart, in denen sich die gut dreihundert ehrenamtlichen Radiomacherinnen und -macher selbst artikulieren, ehrt Salzburgs Freies Radio. Aber es ist natürlich auch problematisch, weil das „Magazin um 5“ inmitten des lebhaft wogenden Meers an ehrenamtlichem Engagement für professionellen Journalismus steht.
Über die Jahre war es ein Ort, in dem Jung-Journalisten als Praktikanten wertvolle Erfahrungen sammeln konnten. Das ging und geht weit übers Handwerkliche hinaus. Wer für die Radiofabrik Engagement aufbringt, von dem ist auch später, wenn der Berufsweg möglicherweise zu einem kommerziellen Sender führt, ein Sensorium für das nicht so Populäre zu erwarten, ein aufmerksamerer Umgang mit Menschen und Themen, die es schwer haben unter dem Diktat der Quote. Die Wirkkraft der Radiofabrik reicht somit weit über das unmittelbare Produzieren von Sendungen hinaus.
Ein Schelm, wer vermutet, dass der doch eher zögerliche Fluss von Förderungen auch damit zusammenhängt, dass aus dem Umfeld der freien Medien künftige Medienmacher kommen, die nicht so leicht in den medialen Einheitsbrei einzutauchen sind. Auch der Quotenhammer wird diesen jungen Menschen nicht ganz so große Furcht einflößen wie manchem Kollegen im Umkreis von ORF oder der Servus-Medien.
Die Radiofabrik kämpft seit langem hartnäckig und tapfer: Mit länderübergreifenden Kooperationen zu aktuellen Themen ist es ihr immer wieder gelungen, EU-Geld zu lukrieren. Doch das sind immer nur zeitlich begrenzte Mittel, und es ist schon gut, dass die EU darauf achtet, dass man mit solchen Förderungen nichts quer finanziert (also zum Beispiel Redakteursposten bezahlt werden).
Genau das bedingt die finanziellen Engpässe jetzt: Es wird eben auf Dauer nicht anders gehen, als dass auch die Freien Radios einen gerechten Teil abkriegen von jenem Kuchen aus ORF-Gebühren, an dem bekanntermaßen die Bundesländer nicht zu knapp mitschneiden.
Vielleicht ist das Aus fürs „Magazin um 5“ ja ein guter Anlass, die Diskussion darüber wieder einmal in Gang zu bringen.